Christen feiern „Schöpfungszeit“

Am 1. September beginnt für christliche Gläubige die „Schöpfungszeit“. Fünf Wochen lang machen die Kirchen auf die Dringlichkeit der Bewahrung der Schöpfung aufmerksam. In Zeiten der Klimakatastrophen hat dies eine besondere Relevanz.

Die „Schöpfungszeit“ auf geht auf eine Initiative des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel zurück. 1989 hatte der damalige Patriarch Dimitrios „die ganze orthodoxe und christliche Welt“ eingeladen, am 1. September „zum Schöpfer der Welt zu beten: mit Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und für ihre Erlösung“. Diese Initiative wurde 1992 von der gesamten orthodoxen Kirche begrüßt und übernommen, katholische und evangelische Ortskirchen folgten.

Von 1. September bis 4. Oktober gibt es internationale Initiativen. Unter anderen haben der vatikanische Kurienkardinal Peter Turkson, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. und Anglikaner-Primas Justin Welby in einem gemeinsamen Brief zur Beteiligung aufgerufen. Die jeweiligen Veranstaltungen reichen von Gottesdiensten, Wallfahrten und Gebeten über konkrete Aktionen wie Müllsammlungen bis hin zu Klimastreiks oder Aufrufen zur Änderung der Politik, um die globale Erwärmung zu begrenzen.

Amazonien-Synode schließt an „Schöpfungszeit“

Für die römisch-katholische Kirche steht die diesjährige „Schöpfungszeit“ ganz im Zeichen der ab 6. Oktober tagenden Amazonien-Synode im Vatikan. Dabei handle es sich um die erste Bischofssynode, „die sich auf die Anwendung einer ganzheitlichen Ökologie konzentriert“, heißt es in einem offiziellen Schreiben der Vatikanbehörde für Humane Entwicklung. Die „Schöpfungszeit“ biete die Gelegenheit, über die verschiedenen Kulturen und das Antlitz Gottes, wie es sich im Amazonasgebiet präsentiere, nachzudenken, betonte der Generalsekretär des kirchlichen Panamazonischen Netzwerks REPAM, Mauricio Lopez, im Vorfeld.

Sonnenblumen

APA/Harald Schneider

Die heurige „Schöpfungszeit“ steht im Zeichen von Klimakatastrophen und der vatikanischen Amazonien-Synode

Die Sondersynode mit dem offiziellen Titel „Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“ tagt von 6. bis 27. Oktober in Rom. Bischöfe und weitere Kirchenvertreter werden dabei die Rechte von Indigenen und die ökologische Situation der arten- und rohstoffreichen Urwaldregion in Lateinamerika in den Blick nehmen, zugleich aber auch über neue Formen von Seelsorge in Gebieten mit wenigen Priestern beraten.

Forderung nach „ökologischer Umkehr“

Das grundlegende Arbeitsdokument (Instrumentum laboris) für die Sondersynode postuliert neben der Notwendigkeit einer pastoralen Umkehr und einer ebensolchen zu kirchlicher Synodalität wesentlich die Bedeutung einer „ökologischen Umkehr“, die Papst Franziskus bereits in seinem 2015 veröffentlichten Rundschreiben „Laudato si“ einforderte.

Weite Passagen des im Juni vom Vatikan veröffentlichten Vorbereitungsdokuments sind Umwelt- und Schöpfungsthemen gewidmet und beschreiben die Amazonasregion als stark gefährdet.

„Gegenwärtig treiben der Klimawandel und die Zunahme der menschlichen Eingriffe (Abholzung, Brände und Umwidmung von Bodennutzung) Amazonien bis zu einem Punkt, hinter dem es kein Zurück mehr gibt: hohe Entwaldungsraten, gewaltsame Umsiedlung der Bevölkerung und Umweltverschmutzung gefährden die Ökosysteme und üben Druck auf die lokalen Kulturen aus“, wird u.a. gewarnt. Das Leben in Amazonien sei „durch Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt sowie durch die systematische Verletzung der grundlegenden Menschenrechte der amazonischen Bevölkerung bedroht“.

Arbeitspapier: Ausbeutung bricht Bündnis mit Gott

Konkrete Probleme und Herausforderungen werden dabei vor allem im zweiten der insgesamt drei Teile des „Instrumentum laboris“ benannt, der mit dem Titel „Ganzheitliche Ökologie: der Schrei der Erde und der Armen“ überschrieben ist. „Das Modell einer Entwicklung, die sich nur auf die wirtschaftliche Ausbeutung der reichen Schätze des Waldes, des Bodens und des Kohlenwasserstoffs in Panamazonien beschränkt, schadet der Gesundheit des amazonischen Bioms, seiner Gemeinschaften, aber auch dem gesamten Planeten!“, wird dort Alarm geschlagen.

Und: Eine „entscheidende Wurzel für die Sünde des Menschen“ bestehe darin, „sich selbst aus der Natur herauszunehmen, sich nicht als Teil von ihr zu verstehen, sie grenzenlos auszubeuten und so das ursprüngliche Bündnis mit der Schöpfung und mit Gott zu brechen“.

Kardinal: „Wir müssen handeln“

Dass Synode und „Schöpfungszeit“ die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit in neuer Form auf das Amazonas-Gebiet lenken, darauf setzt der südamerikanische Kardinal Pedro Barreto Jimeno. Region und Menschen verdienten Schutz, egal, ob man nun in Amazonien lebt oder nicht, betonte der aus Peru stammende Vize-Präsident des Repam-Netzwerk im „Vatican News“-Interview: „Die Menschheit sollte sich bewusst machen, welche Bedeutung der Amazonas für sie hat. Diese Region produziert zwanzig Prozent des Sauerstoffs der Welt“, erinnerte der Erzbischof von Huancayo.

Barreto hofft demnach auch, dass es in der „Schöpfungszeit“ und auch in der anschließenden Synode nicht nur beim Beten und Debattieren bleibt. „Wir müssen auch handeln und konkrete Aktionen durchführen!“ Der Einsatz für die Umwelt ist aus Sicht des Kardinals kein Modethema, das wenig oder gar nichts mit dem eigentlichen Kern des Christentums zu tun hat: „Wir sagen doch in unserem Glaubensbekenntnis: Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde! Darum ehren wir Gott, den Schöpfer, wenn wir seine Schöpfung beschützen. Außerdem entdecken wir dabei, dass das Leiden jedes Menschen alle in der Welt etwas angeht, und das ist ein fundamentaler Aspekt unseres Glaubens.“

religion.ORF.at/KAP

Links: