Evangelischer Bischof Chalupka übernimmt Amt

Chalupka gilt als ehrgeizig, seine Wortwahl ist unverblümt. Dies ist wohl auch seiner Ausbildung als evangelischer Theologe in Wien und Zürich geschuldet, die er 1983 mit seiner Sponsion abschloss.

Dass Michael Chalupka (58) die nötigen Voraussetzungen für das evangelische Bischofsamt mitbringen würde, war unbestritten - vor allem in Zeiten eines strengen politischen Kurses in der Sozialpolitik. Der gebürtige Grazer war 24 Jahre lang Direktor der Diakonie. In seiner Kolumne in der „Kronen Zeitung“ präsentiert sich der medienaffine Pfarrer als Experte für „Gott und die Welt“.

Dass sich Chalupka regelmäßig zu Themen wie Armut, Asyl, Arbeitslosigkeit und Pflege äußert, gehört zur Natur eines Diakonie-Direktors. Und doch war er zumeist eine Spur schneller und schärfer als seine Pendants bei der katholischen Caritas.

Michael Chalupka

APA/Roland Schlager

Chalupka gilt als ehrgeizig, seine Wortwahl ist unverblümt

Ein Herz für Migranten

Ein Herz für Migranten schlägt in Chalupka auch aufgrund seiner Familie: Sein Vater stammt aus der Vojvodina und machte in Österreich Karriere als Beamter. Heute wäre dies wohl so nicht mehr möglich, betont dessen Sohn immer wieder im engen Kreis. Geboren wurde Chalupka am 21. Juli 1960 in Graz, seine Mutter arbeitete als Lehrerin - auch er war zwei Jahre lang als Religionslehrer in Wien tätig.

Nach einem zweijährigen Italienaufenthalt als Studienleiter am Centro Ecumenico d’Agape in Prali arbeitete Chalupka in der evangelischen Seelsorge, seine Ordination zum Pfarrer erfolgte 1991. Stationen seines Berufslebens waren unter anderem Vikar in Hallein sowie Fachinspektor für den evangelischen Religionsunterricht in der Steiermark. 1994 wurde er zum Direktor der Diakonie Österreich bestellt.

Mitinitiator der Armutskonferenz

1995 war Chalupka Mitinitiator der Armutskonferenz. Dementsprechend trat er während seiner Amtszeit als Diakonie-Chef und darüber hinaus wortgewaltig für die schwächsten Bevölkerungsgruppen ein. Ende August 2018 übergab er seine Aufgabe als Direktor der evangelischen Pfarrerin Maria Katharina Moser. Zeitgleich übernahm er die zweite Geschäftsführung der Diakonie Eine Welt und führt derzeit auch die Geschäfte der Diakonie Bildung.

Chalupka gilt als belesen und interessiert an Kunst und Architektur. Auch die Kulinarik zählt zu seinen Hobbys. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Evangelische Kirche als wichtiger Teil der Gesellschaft

Chalupka erinnerte an die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger, der erklärt hatte, die evangelische Kirche sei „ein wichtiger Teil der österreichischen Gesellschaft“. "Das war ein Wendepunkt, etwas, worauf diese Kirche Jahrhunderte, Jahrzehnte gewartet hat, und das scheint ein bisschen infrage gestellt.

Das würden wir gerne wieder hören - und am liebsten ein Zeichen sehen. Wie das aussehen könnte, das ist Aufgabe der Bundesregierung." Auch wenn die evangelische Kirche zahlenmäßig eine Minderheit darstellt, so müsse sie ernst genommen werden, gab der künftige Bischof zu verstehen: „Drei bis vier Prozent ist in Prozenten wenig, aber doch eineinhalb mal Graz. Man könnte ja auch nicht sagen, alle Grazer sind uns wurscht“, sagte er.

Zu Beginn seiner Amtsperiode werde es allererstes Ziel sein, „möglichst viel zuzuhören, möglichst viel zu sehen von dieser Vielfalt, die unsere Kirche ausmacht. Das ist das Schöne, manchmal auch das Schwierige“, denn es gebe viele Strömungen, „die ein buntes Bild der Vielfalt ergeben“. Dies sei aber auch „ein Zeichen, dass Vielfalt lebbar ist und in Einheit doch ausgehalten und gefeiert werden kann“, so der 58-Jährige.

Chalupka will sich dem Klimawandel widmen

Widmen will sich Chalupka auch weltumspannenden Problemen, konkret dem Klimawandel: "Wir wissen aus der Klimaforschung, wenn wir es nicht schaffen, in den nächsten zwölf Jahren die CO2-Belastung zu reduzieren, dass dann unumkehrbare Dynamiken entstehen.

Da genügt es aber nicht nur, als evangelische Kirche zu mahnen und daran zu erinnern. Es braucht auch entschiedene Schritte in der Führung der Pfarrgemeinden, der Kirchen, der Institutionen", will er auch konkrete Schritte in den evangelischen Gemeinden setzen. „Es sind schon viele Schritte getan worden, in der Nachhaltigkeit, bei der Mobilität, bei der Energienutzung, aber das ist ein Prozess, der noch lange nicht zu Ende ist.“ Denn wenn man in der theologischen Frage der Bewahrung der Schöpfung glaubwürdig bleiben will, müsse man hier handeln.

Auftrag zum Brückenbauen

Der neue evangelische Bischof Michael Chalupka hat in seinen ersten Worten nach der Wahl seinen Willen bekundet, Brücken zwischen den verschiedenen Traditionen innerhalb seiner Kirche zu bauen.

Er wolle alle Strömungen wahrnehmen und sehe das Aufeinander-Zugehen als Auftrag aller, sagte er am Samstagabend laut dem evangelischen Pressedienst epd. Das Evangelium stehe für eine „Gemeinschaft, die niemanden ausgrenzt“. Chalupka wird laut Mitteilung der evangelischen Kirche sein Amt am 1. September antreten.

„Ich nehme die Wahl mit Freude und Dankbarkeit an“, sagte Chalupka kurz nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses und zeigte sich „überwältigt und berührt“ von der „intensiven Auseinandersetzung“ um dieses Leitungsamt. Die Rolle des evangelischen Bischofs hatte Chalupka als „Ermöglicher“ bezeichnet, zudem enthalte sie auch ein geistliches Element: „Wenn der Bischof öffentlich spricht ist es immer ein Akt der Verkündigung.“

Angebot der Zusammenarbeit

Die beiden anderen Kandidaten bei der Wahl gratulierten dem neuen Bischof. Der oberösterreichische Pfarrer und Senior Andreas Hochmeir, der bei den ersten Wahlgängen mit Chalupka fast gleichauf lag und beim entscheidenden zwölften Wahlgang 14 Stimmen erhielt, bot dem neuen Bischof die Zusammenarbeit an und bezeichnete das gemeinsame Ringen um die Entscheidung als „wichtigen Lernprozess“.

Auch der Kärntner Superintendent Manfred Sauer, der seine Kandidatur nach dem sechsten Wahlgang zurückgezogen hatte, gratulierte und wünschte Chalupka „Gottes inspirierenden Geist“ für das Amt.

Auf Twitter gratulierte auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen dem neuen evangelischen Bischof. „Lieber Michael Chalupka, herzliche Gratulation zu Ihrer Wahl zum Bischof. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und alles Gute für Ihre neue und sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Ich freue mich auf künftige Begegnungen und eine guten und intensiven Austausch mit Ihnen“, schrieb das Staatsoberhaupt, das seinen Wiedereintritt in die evangelische Kirche bekanntgegeben hatte.

religion.ORF.at/APA/KAP