Salvatorianerinnen starten Rassismusforschung

Wie lassen sich Rassismus und Vorurteile überwinden? Dieser Frage geht eine Dissertation nach, welche die Salvatorianischen Gemeinschaften mit einem dreijährigen Stipendium im Umfang von insgesamt 30.000 Euro fördern.

Nachdem das Forschungsthema im Vorjahr ausgeschrieben worden war, beauftragten am Mittwoch zwei Vertreter der Ordensfamilie - Provinzial Pater Josef Wonisch und Generalökonomin Schwester Brigitte Thalhammer - die Anthropologin und Pädagogin Birgit Prochazka bei einem Pressegespräch im Wiener Ordenszentrum „Quo Vadis“ offiziell mit dem Projekt.

„Wir wollen nicht nur international, sondern - was noch mehr ist - auch interkulturell sein. Dazu gehört die Frage, wie man in der heutigen pluralen Situation das gute Miteinander lernen kann. Auch die Kirche muss sich hier engagieren“, betonte die Ordensfrau, die selbst vor ihrer Tätigkeit bei der Ordensleitung in Rom lange Zeit Provinzoberin der Salvatorianerinnen war. Die Dissertation könne dabei Anstöße liefern und konkrete Handlungsoptionen liefern. Finanziert wird das Forschungsvorhaben aus Mitteln des Ordens sowie aus Spenden, wobei weiterhin Unterstützer gesucht werden.

Rassismus auch in der Kirche

In der Kirche finde Engagement für die Integration von Flüchtlingen und Migranten teils viel Zuspruch, teils jedoch auch gar nicht, zeigte sich die Stipendiatin Prochazka, die bei der Caritas der Diözese Eisenstadt tätig ist, „irritiert“. Rassismus sei sowohl in der gesellschaftlichen als auch in der kirchlichen Mitte anzutreffen, was als Phänomen bislang noch kaum erforscht sei.

Ihre Dissertation mit dem vorläufigen Titel „Vier mal vier - eine Matrix für antirassistische und vorurteilsbewusste Reflexionen von Theologie und Pastoral“ soll „Wege aufzeigen, die Kirche und Pastoral gehen können in einem Europa und in einer Welt, wo Pluralität längst Normalität geworden ist“.

Unterschiedliches katholisches Selbstverständnis

Wissenschaftlich begleitet wird die interdisziplinär ausgerichtete Dissertation von der Vorständin des Instituts für Praktische Theologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Regina Polak.

Rechtsautoritäre und rechtspopulistische Dynamiken seien unvereinbar mit dem christlichen Glauben, der ja die fundamentale Gleichheit an Würde aller Menschen betone und keinen Menschen als „an sich fremd“ ansehe, erklärte sie. Dass es europaweiten Studien zufolge trotzdem Zusammenhänge zwischen traditionellem katholischem Selbstverständnis und Ablehnung von Migration und Migranten gebe, „kann die Pastoraltheologie nicht kaltlassen“, so die Expertin.

„Mangel an Fantasie“ beseitigen

Nicht die Migranten selbst hätten zu verantworten, dass Fremdenfeindlichkeit europaweit wieder salonfähig geworden sei, betonte Polak. Vielmehr stehe dahinter eine Vielzahl von Gründen wie etwa das historische Erbe Europas, jedoch auch „Mangel an Fantasie und Ideen, wie denn ein Zusammenleben in einer Migrationsgesellschaft, in der es normal ist, verschieden zu sein, im Guten aussehen könnte“.

Dass sich der Salvatorianerorden mit der beauftragten „Pionierarbeit“ an die Erforschung dieser Frage wage, bezeichnete Polak als mutigen Schritt. Sie beobachte schon seit einigen Jahren, dass die österreichischen Ordensgemeinschaften „aufbrechen und zu Pionieren der Veränderung werden“, so die Theologin.

Gott schließt niemanden aus

Die Idee zum Stipendium entstand beim vorjährigen Jubiläum zum 100. Todestag des Salvatorianer-Gründers Pater Franziskus Jordan, berichteten Wonisch und Thalhammer. Jordans Prinzip sei jenes der „Universalität“ gewesen - „dass alle Völker und Nationen den lebensspendenden Gott erfahren sollen und niemand ausgeschlossen wird, sondern alle eingeschlossen sind“, so Thalhammer.

Daraus und aus dem schon sehr früh praktizierten Respekt des Ordensgründers vor anderen Kulturen und anderen Ausdrucksformen des Glaubens leite sich ein Auftrag ab, dem sich die von ihm gegründeten Gemeinschaften auch in der Gegenwart stelle müssten.

religion.ORF.at/KAP

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