Papst in Afrika: „Raffgier“ bedroht Umwelt und Frieden

Papst Franziskus hat bei seiner ersten Reise in den Südosten Afrikas die Ausbeutung der Natur und soziale Ungleichheit für Gewalt und Konflikte verantwortlich gemacht. Er besuchte u.a. ein Waisenhaus und eine Einrichtung für HIV-Aids-Kranke.

„Der Schutz der Erde ist zugleich Schutz des Lebens, der besondere Aufmerksamkeit verlangt, wenn man eine Neigung zum Rauben und Plündern feststellt, die getrieben ist von einer Raffgier“, sagte Franziskus am Donnerstag in Mosambik, das zuletzt von zwei Zyklonen verwüstet wurde.

Man dürfe nicht aus den Augen verlieren, dass „ohne Chancengleichheit“ Aggression und Krieg einen fruchtbaren Boden fänden. Eine Kultur des Friedens dagegen „bringt eine produktive, nachhaltige und inklusive Entwicklung mit sich“, sagte er nach einem Treffen mit dem Präsidenten Mosambiks, Filipe Nyusi. „Lassen Sie in Ihrem Einsatz“, nachhaltigen Frieden zu schaffen, „nicht nach“, mahnte er.

Frieden und Umweltzerstörung Hauptthema

Auf seiner siebentägigen Reise nach Mosambik, Madagaskar und Mauritius sind Umweltzerstörung und Frieden zentrale Themen. Mosambik war jahrelang von einem Bürgerkrieg zerrissen, der 1992 mit Hilfe der katholischen Kirche beendet wurde. Die Gewalt flammte in den vergangenen Jahren wieder auf, die Widersacher unterschrieben aber im August erneut ein Friedensabkommen.

Papst Franziskus auf einem Podium vor Gläubigen in Mosambik.

APA/AFP/Tiziana Fabi

Papst Franziskus prangerte in Mosambik Raffgier an

„Wir sind uns der Herausforderung, die uns bevorsteht, bewusst“, sagte Staatschef Nyusi zu dem Versuch, nachhaltig Frieden zu schaffen. „Und wir glauben, dass es unsere Verantwortung ist, den Frieden zu bewahren.“

Stark vom Klimawandel betroffen

Mosambik, Madagaskar und Mauritius sind stark von den Folgen der Erderhitzung und der Klimakrise bedroht - die Problematik hat Franziskus zu einem zentralen Thema seines Pontifikats gemacht. Mosambik wurde in diesem Jahr von zwei verheerenden Zyklonen, „Idai“ und „Kenneth“, verwüstet. Franziskus bezeichnete diese vor Hunderten Jugendlichen bei einem interreligiösem Treffen in Maputo als „Auswirkungen des ökologischen Verfalls“.

Auch schreitet in Mosambik und vielen anderen afrikanischen Ländern die Umweltzerstörung schnell voran, etwa durch Entwaldung: Seit den 1970ern wurden der Weltbank zufolge in Mosambik acht Millionen Hektar - eine Fläche so groß wie Portugal - abgeholzt. Das liegt demnach primär an der landwirtschaftlichen Brandrodung und dem Export von Holz vor allem nach China.

Etwa 28 Prozent Katholikinnen und Katholiken

In Mosambik sind rund 28 Prozent der knapp 30 Millionen Bewohner katholisch. Hunderte Menschen warteten am Donnerstag teilweise stundenlang am Straßenrand, um Franziskus wilkommen zu heißen; sie jubelten ihm zu und winkten. Viele Frauen hatten sich Kapulana, traditionelle mosambikanische Tücher, umgewickelt mit einem Foto des Papstes darauf.

Madagaskar, wo Franziskus am Freitag hinreisen wird, zählt wie Mosambik zu den ärmsten Ländern der Welt. Laut Weltbank erlebt die viertgrößte Insel der Welt im Durchschnitt drei Zyklone pro Jahr. Auch das östlich von Madagaskar im Indischen Ozean gelegene Urlaubsparadies Mauritius, das der Papst am Montag besuchen wird, wird von Wirbelstürmen und steigendem Meeresspiegel bedroht.

Besuch von Straßenkinderprojekt in Maputo

Zum Abschluss seines ersten Besuchstages in Mosambik hat Papst Franziskus ein kirchliches Projekt für Straßenkinder besucht. Dort wohnte er der Einweihung eines Gedenksteins an seinen Besuch bei und sprach mit Mitarbeitern des Zentrums „Casa Mateus 25“, teilte der Vatikan am Donnerstag im Anschluss mit. Bei seinem Eintreffen war das Kirchenoberhaupt zudem erneut von Staatspräsident Filipe Nyusi begrüßt worden.

Kinder und Erwachsene in Regenmänteln vor einem Spital  in Mosambik. Sie warteten auf Papst Franziskus.

APA/AFP/Tiziana Fabi

Vor einem Spital warteten viele Gläubige im Regen auf den Papst

In der Kapelle des Zentrums wurde der Papst von drei Ordensschwestern und einem Priester begrüßt, die zum Leitungsteam gehören. Im Anschluss sprach Franziskus mit einigen Jugendlichen, die von dem Sozialzentrum betreut werden. Die Kinder und Jugendliche, die auf den Straßen Maputos leben, erhalten unter anderem Essen, Hygieneartikeln und Beratung.

Treffen mit Jesuiten

Der Name der Einrichtung, „Matthäus 25“, bezieht sich auf eine Gleichnisrede Jesu im 25. Kapitel des Matthäus-Evangeliums. Dort sagt Jesus: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ Der Papst zitiert diese Rede in seinen Ansprachen öfter.

Nach der Rückkehr in die Nuntiatur, wo der Papst übernachtet, traf Franziskus der Vatikanmitteilung zufolge noch mit einigen Jesuiten aus Mosambik zu einem Austausch zusammen. Franziskus selber gehört dem Jesuitenorden an; bei seinen Auslandsreisen gibt es fast immer solche Begegnungen mit Ordensbrüdern.

Papst besuchte Zentrum für HIV/Aids-Patienten

Zu Beginn seines zweiten Besuchstages in Mosambik hat Papst Franziskus ein HIV/Aids-Zentrum am Rande der Hauptstadt Maputo besucht. In einer kurzen Ansprache dankte er den Mitarbeitern für ihren oft selbstlosen Einsatz, der über die rein medizinische Versorgung hinausgehe. Sie hätten „nicht der Versuchung nachgegeben“ zu sagen, dass „da nichts zu machen ist“. Fürsorge für Kranke aus dem Glauben erfordert laut Franziskus „jene liebevolle Zuwendung, die den anderen als Person achtet“ und ihm seine Würde zurückgibt. Nach seiner Ansprache traf der Papst rund 20 Patienten zu einer privaten Unterhaltung.

Das im Sommer 2018 ausgebaute und erweiterte Gesundheitszentrum hat nach Vatikanangaben seither über 2.000 Patienten betreut, vor allem Frauen und Kinder. Neben der Medikation gegen HIV bietet es ein molekularbiologisches Labor sowie eine Screeningabteilung für Gebärmutterhalskrebs. Zudem wurden über das mit internationalen Spenden geförderte Gesundheitszentrum in Zimpeto lokale Fachkräfte ausgebildet.

Zentrum seit 2002

Das Zentrum in Maputos Stadtteil Zimpeto ging aus einem sogenannten „Dream“-Zentrum der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio hervor. Diese in mehreren Landesteilen verteilten Zentren widmen sich Patienten von HIV/Aids. Das 2002 begonnene Projekt „Dream“ steht dabei für „Disease Relief through Excellent and Advanced Means“. Es will Gesundheitsversorgung wie Ernährungsberatung für betroffene Menschen bieten. Zugleich werden in den Zentren Schulungen und Beratung zu Gesundheitsfragen rund um HIV/Aids angeboten.

Zu Beginn der gut 40-minütigen Begegnung hatten Mitarbeiterinnen dem Papst von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen berichtet. Franziskus bat sie: „Nehmt weiterhin jene auf, die zu euch kommen“, auch „wenn wir abreisen, wenn ihr zu euren alltäglichen Aufgaben zurückkehrt, wenn keiner auch applaudiert oder lobt“.

Im Anschluss an die Visite wird Papst Franziskus im unweit gelegenen Sportstadion von Zimpeto mit einigen Zehntausend Menschen eine Messe feiern. Mittags ist die Weiterreise nach Madagaskar geplant, wo der Papst am Nachmittag erwartet wird.

religion.ORF.at/dpa/KAP

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