Diözese Paris meldet jeden Missbrauchsverdacht

Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit hat sich dazu verpflichtet, jeden plausiblen Verdacht auf sexuellen Missbrauch an die Staatsanwaltschaft weiterzugeben.

„Die französische Justiz ist eine Justiz, der man vertrauen kann“, zitieren verschiedene französische Medien Aupetit am Freitag in Paris. Aupetit und der Pariser Staatsanwalt Remy Heitz hatten am Donnerstag ein Protokoll zur Zusammenarbeit bei der Untersuchung von möglichen Missbrauchsfällen unterzeichnet.

Konkret muss die Diözese Paris durch die neue Regel keine internen Untersuchungen in Verdachtsfällen mehr durchführen. Es sei Sache der Staatsanwaltschaft, gegebenenfalls die Straftaten zu charakterisieren oder Zweifel auszuräumen, so Aupetit.

Informationsaustausch

Die Staatsanwaltschaft wolle die Ermittlungen „schnell und diskret“ durchführen. Die Ergebnisse der Ermittlungen würden dann an die Diözese weitergegeben, die anschließend möglicherweise notwendige Schritte einleite. Das könne auch ein kanonischer Prozess sein. Die Justiz übermittelt ihre Untersuchungsinhalte jedoch nicht an kirchliche Gerichte.

„Es geht weder um den Schutz der Institution noch um mich“, sagte Erzbischof Aupetit nach der Unterzeichnung. Im Mittelpunkt stehe der Schutz der Opfer. Die Kirche habe nicht die Mittel der Justiz, um Ermittlungen aufzunehmen. „Es ist nicht Sache der Kirche, festzustellen, ob Taten verjährt sind oder ob sie kriminellen Charakter haben“, sagte Heitz. Das Pilotprojekt zwischen der Diözese Paris und der Staatsanwaltschaft soll ein Jahr laufen und dann ausgewertet werden. Auch andere französische Diözesen denken über eine solche Kooperation nach.

In den vergangenen drei Jahren hat die römisch-katholische Kirche 16 Fälle in Paris an die Justiz weitergegeben. Sie betrafen Priester, Diakone und Ordensleute. Etwa zehn werden derzeit noch von der Staatsanwaltschaft verfolgt.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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