Papst feiert Messe mit einer Million Gläubigen

Vor rund einer Million Gläubigen hat Papst Franziskus am Sonntag in Madagaskar vor sozialer Ausgrenzung und der Instrumentalisierung von Volkszugehörigkeit oder Religion für eigene Zwecke gewarnt.

Auf der zweiten Etappe seiner Afrikareise warb das Oberhaupt der katholischen Kirche auf einer nördlich der Hauptstadt Antananarivo gelegenen Freifläche für eine Kultur der Brüderlichkeit und des Miteinanders. Das Leid der Menschen sei nicht Gottes Plan.

Papst Messe Madagaskar 1.000.000 Madagaskar

APA/AFP/Tiziana Fabi

Vor rund einer Million Gläubigen hat Papst Franziskus am Sonntag in Madagaskar vor sozialer Ausgrenzung und der Instrumentalisierung von Volkszugehörigkeit oder Religion für eigene Zwecke gewarnt

Verwandtschaft ist nicht das Maß für Verhaltensweisen

"Wenn die „Verwandtschaft“ zum entscheidenden und maßgeblichen Schlüssel all dessen wird, was richtig und gut ist, führt dies schließlich dazu, dass einige Verhaltensweisen gerechtfertigt oder sogar „für heilig erklärt" werden, die zu einer Kultur des Privilegs und des Exklusivismus führen.“ Es sei die Versuchung, sich in seine eigene kleine Welt zu verschließen, die wenig Raum für andere lasse.

Zum Auftakt seines zweitägigen Besuchs in dem Inselstaat vor Afrikas Südost-Küste hatte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Vortag unter anderem Präsident Andry Rajoelina sowie auch Vertreter der Zivilgesellschaft getroffen und in einem Karmelitinnenkloster zu Mut und Zivilcourage aufgefordert: „Es sind die kleinen Schritte, die wichtig sind; die kleinen Schritte helfen, die Welt zu retten.“

Franziskus war am Freitag aus Mosambik kommend auf Madagaskar eingetroffen. Er besucht erstmals während seines Pontifikats Mosambik, Madagaskar und Mauritius. Zentrale Themen sind die Armut, Zerstörung der Umwelt, Konflikte und Korruption. In Madagaskar sind 35 Prozent der 26 Millionen Einwohner katholisch. Im weiteren Verlauf des Besuchs waren am Sonntag gemeinsame Gebete mit Arbeitern geplant.

Dank an Ordensleuten und Priester

Bei einem Treffen mit rund 1.500 Ordensleuten und Priestern in Madagaskar hat Papst Franziskus diesen für ihren selbstlosen Einsatz gedankt.

Dadurch besiegten sie das Böse, wenn Menschen Gesundheit wiedererlangen, Kinder zu essen und Bildung erhalten oder Eltern vor Verzweiflung bewahrt werden, sagte das Kirchenoberhaupt. Großen Respekt verdiene ihre Arbeit auch deshalb, weil sie oft unter schwersten äußeren Bedingungen und auf Kosten der eigenen Gesundheit geschehe. Das Treffen fand auf einer Wiese vor einer von Jesuiten gegründeten Hochschule in Antananarivo statt.

Im Einsatz für die christliche Botschaft gehe es nicht darum, „stundenlang über ‚Erfolge‘ oder ‚Misserfolge‘, den ‚Nutzen‘ unseres Handelns oder den ‚Einfluss‘ zu sprechen“, so Franziskus weiter. Entscheidend seien nicht der eigene Ruhm, die eigenen Projekte - gar mit Werbeflyern begleitet-, sondern das Bewusstsein, im Auftrag Jesu unterwegs zu sein. Das habe die ersten Jünger motiviert, und darauf komme es auch heute an.

Erinnerung an Dank und Lob

Über all ihrem Einsatz dürften die Geistlichen, Ordensleute wie auch Laienchristen nicht vergessen, Gott zu danken und zu loben. Mit einer solchen Einstellung sei der richtige Rahmen fürs persönliche Engagement gesteckt.

In dem Zusammenhang zitierte der Papst den „weisen und heiligmäßigen“ deutsch-italienischen Theologen Romano Guardini (1885-1968): „Wer ... Gott anbetet, ist in der Wahrheit behütet. Er mag noch so vieles falsch machen; noch so sehr erschüttert werden und ratlos sein - im Letzten sind die Richtungen und Ordnungen seines Daseins sicher.“

Im Anschluss an die Begegnung traf Papst Franziskus sich noch zu einem rund einstündigen Gespräch mit Jesuiten in den Räumen der Hochschule.

Papst ruft Madagaskars Jugend zum Einsatz auf

Bei einer abendlichen Gebetsfeier in Madagaskars Hauptstadt Antananarivo hat Papst Franziskus die Jugend des Landes zum Einsatz für andere und zu Gemeinsamkeit aufgerufen.

„Durch euch kommt die Zukunft nach Madagaskar und in die Kirche“, sagte er vor rund 100.000 Teilnehmern der Gebetswache für Jugendliche. Dabei sollten sie sich aber „niemals isolieren oder alles allein machen wollen“, so der Papst. Dies sei „eine der schlimmsten Versuchungen“.

In den oft schwierigen Lebenslagen gebe es viele, „welche versuchen, euch einzuschläfern, euch zu zähmen, euch zu betäuben oder zum Schweigen zu bringen“, warnte Franziskus. Der Glaube aber biete immer neue Horizonte. Was Jesus dafür verlange, seien Furchtlosigkeit und keine Scheu, sich die Hände schmutzig zu machen.

„Kann Madagaskar auf dich zählen?“

Natürlich könne man sich im Leben verlieren, Illusionen nachlaufen und nur kurzfristige Freuden und Erfolg haben. Dabei warnte Franziskus die Jugendlichen vor der Bitterkeit zu meinen, man könne nichts ändern. „Kann dein Vaterland, kann Madagaskar auf dich zählen?“, fragte der Papst in die Runde.

Die Feier war nach Art katholischer Weltjugendtage gestaltet. Nach einem Grußwort des madagassischen Jugendbischofs zu Beginn gab es zwischen den Redebeiträgen mehrere Tanz- und Gesangsaufführungen. Eine junge Frau und ein junger Mann berichteten von ihren Erfahrungen mit dem Glauben.

Papst Jugend Madagaskar

APA/AFP/Rijasolo

Die Feier war nach Art katholischer Weltjugendtage gestaltet

Einsatz für Gefangene

So erzählte der 27-Jährige von seinem Einsatz für Gefangene, bei dem er gelernt habe, Menschen auch unabhängig von ihren Vergehen zu sehen. Die junge Frau berichtete von dem mitunter komplizierten Zusammenleben in ihrer Familie aus Angehörigen verschiedener Ethnien, die zudem ihre Religiosität sehr unterschiedlich leben.

Auf dem drei Hektar großen kirchlichen Gelände Soamandrakizay nördlich des Stadtzentrums von Antananarivo feiert Franziskus am Sonntagmorgen eine Messe, zu der noch einmal einige Zehntausend Gläubige mehr erwartet werden.

religion.ORF.at/KAP

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