Mehr als 1.000 Menschen bei erster Pride in Sarajevo

Mehr als 1.000 Menschen, darunter auch Diplomaten und Künstler, haben am Sonntag an der ersten Pride-Parade in der Geschichte Bosnien-Herzegowinas teilgenommen.

Mitglieder der LGBT-Community - die Abkürzung steht für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender-Personen - zogen von der Ewigen Flamme in Stadtzentrum zum knapp zwei Kilometer entfernten Parlamentsgebäude. Sie skandierten Parolen wie „Die Stadt ist unser!“ und „Das ist Stolz!“, wie das bosnische Nachrichtenportal „klix.ba“ berichtete.

Diplomaten und Sänger in der Parade

Unter den Marschierenden war auch der US-Botschafter in Sarajevo, Eric Nelson, der sich zu seiner Homosexualität bekennt und mit seinem Partner zusammenlebt, sowie weitere westliche Diplomaten.

Mit Bozo Vreco reihte sich einer der bekanntesten Sänger Bosniens in die Parade ein. Er betrachtet sich sowohl als Mann als auch als Frau und singt das traditionelle bosnische Liebeslied, die Sevdalinka, in männlicher und weiblicher Stimmlage.

Traditionelle Wertvorstellungen aller Religionen

Die Parade verlief ohne Zwischenfälle und größere Störungen. Ein massives Polizeiaufgebot schützte sie. Ultra-konservative Gruppen demonstrierten örtlich oder zeitlich versetzt. Unter den muslimischen Bosniaken, orthodoxen Serben und katholischen Kroaten des Balkanlandes sind traditionelle Wertvorstellungen weit verbreitet.

So gab es selbst in dem an sich weltoffenen Sarajevo Stimmen, die im Vorfeld gegen die Abhaltung der Pride polemisiert hatten. Die Stadt war bis zum Sonntag die letzte Hauptstadt im ehemaligen Jugoslawien, die noch keine Pride gesehen hatte.

Zwischen 1992 und 1995 tobte in Bosnien ein von der damaligen Führung in Serbien angeheizter Bürgerkrieg. 100.000 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, wurden getötet, Hunderttausende vertrieben. Das weitaus meiste Leid hatten die bosnischen Muslime (Bosniaken) zu ertragen. Bei etlichen von ihnen führten die traumatischen Kriegserlebnisse zu einer religiösen Rückbesinnung.

religion.ORF.at/dpa