Schiitische Muslime begehen Aschura

Schiitische Musliminnen und Muslime weltweit feiern Aschura, eines ihrer höchsten religiösen Feste. Bekannt ist es für Selbstgeißelungen einiger Gläubiger. Das Fest hat auch Bedeutung für Nichtschiiten, beim Feiern gibt es Unterschiede.

Im Iran wird Aschura mit Versammlungen, Gebeten und Selbstgeißelungen begangen. Das Fest im ersten Monat des islamischen Kalenders erinnert an den Tod von Imam Hussein, dem Enkel des Propheten Mohammed. Hussein starb in der Schlacht von Kerbala (im heutigen Irak) im Jahr 680 n. Chr.

Während der Schlacht um Kerbala wurde der Kampf um die Nachfolge Mohammeds ausgetragen. Husseins Tod hatte die endgültige Trennung der Muslime in Sunniten und Schiiten zur Folge. Hussein und seine Nachfahren werden von schiitischen Gläubigen als die rechtmäßigen Nachfolger von Mohammed betrachtet.

Eine Frau zeigt ihre blutige Handfläche, Aschura-Fest in Nabatieh, Libanon

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Aschura-Fest in Nabatieh, Libanon

Im Irak zogen am Dienstag Tausende in Prozessionen durch Kerbala und die Hauptstadt Bagdad, manche geißelten ihre nackten Oberkörper. Darin soll sich die Pein darüber ausdrücken, Hussein damals nicht geholfen haben zu können. Bereits Sonntagnacht pilgerten viele zum an diesem Tag hell erleuchteten Grab Husseins. Aschura wird am zehnten Tag des islamischen Monats Muharram gefeiert.

Aleviten und Sunniten fasten

Die größten Feiern finden neben dem Irak im Iran, Libanon und in Pakistan statt. Auch Aleviten sehen in Hussein, dem jüngeren Enkel des Propheten Mohammed, dessen rechtmäßigen Nachfolger und verehren ihn als Märtyrer. Doch sie begehen Aschura nicht mit blutigen Selbstgeißelungsritualen, sondern mit einer zwölftägigen Fastenzeit.

Am 13. Tag wird schließlich eine besondere Süßspeise, Aschure, die aus Kichererbsen, weißen Bohnen, Weizen, Reis, Wasser, Rosinen, gehackten Walnüssen, Granatapfelkernen und Puderzucker besteht, zubereitet und verteilt.

Schiitische Gläubige begehen Aschura

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Viele Musliminnen und Muslime feiern Aschura eine Bedeutung, wenn auch auf unterschiedliche Art

Einige sunnitische Musliminnen und Muslime betrachten Aschura auch als wichtigen Gedenktag. So soll Mohammed an dem Tag gefastet haben, unter anderem soll an diesem Tag auch die Sintflut geendet und der Prophet Noah mit seiner Arche auf dem Berg Cudi (in der heutigen Türkei) gestrandet sein. In einigen sunnitischen Haushalten wird zu Aschura daher gefastet und schließlich die Süßspeise Aschure verzehrt.

Immer wieder Attentate

In der Vergangenheit wurden die großen Feierlichkeiten der Schiiten und Schiitinnen in islamischen Ländern immer wieder von Anschlägen mit zahlreichen Toten und Verletzten überschattet. Die Attentate werden meist von sunnitischen Extremistengruppen, die die Schiiten als Ungläubige betrachten, verübt. Im Irak war das Aschura-Fest unter der Herrschaft von Saddam Hussein verboten. Seit 2004 strömen alljährlich wieder Hunderttausende Pilger und Pilgerinnen nach Kerbela und Nadshaf, wo der Schwiegersohn Mohammeds, Imam Ali, begraben liegt.

religion.ORF.at/AP