Papst: Fremdenfeindlichkeit erinnert an Hitler

Papst Franziskus fühlt sich durch Ausländerfeindlichkeit in Europa manchmal in die Zeit des Nationalsozialismus zurückversetzt. Das sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Dienstag auf dem Rückflug von Madagaskar nach Rom.

„Manchmal höre ich an einigen Orten Reden, die denen von Hitler 1934 ähneln. Als gebe es in Europa einen Gedanken (in diese Zeit, Anm.) zurückzukehren“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche gestern gegenüber Journalistinnen und Journalisten auf dem Rückflug von Madagaskar nach Rom.

Fremdenfeindlichkeit sei „eine Krankheit wie Masern“. „Es ist eine Krankheit, die in ein Land eindringt, in einen Kontinent, und wir bauen Mauern“, sagte der Papst. Ausländerfeindlichkeit sei eine Krankheit, um die „Reinheit der Rasse“ zu rechtfertigen. „Und so oft reitet die Fremdenfeindlichkeit auf der Welle des politischen Populismus.“

Offenheit von Kritikern

Papst Franziskus hat von seinen Kritikern gefordert, Farbe zu bekennen. „Ich mag es nicht, wenn die Kritik unter dem Tisch bleibt: Sie lächeln dich an, dass du ihre Zähne siehst, und dann verpassen sie dir einen Dolchstoß von hinten. Das ist nicht loyal, das ist nicht menschlich“, sagte der Papst am Dienstag im gleichen Interview.

Papst Franziskus auf dem Heimflug von seiner Afrikareise

APA/AP/Alessandra Tarantino

Papst Franziskus mit Journalistinnen und Journalisten auf dem Heimflug von seiner Afrikareise

Diese Art von Kritik sei ein wenig wie „den Stein zu werfen und dann die Hand zu verstecken“. So etwas helfe nur den kleinen Grüppchen, die die Antwort auf ihre Kritik gar nicht hören wollten. Eine loyale Kritik sei dagegen für eine Antwort offen.

„Keine Angst vor Schismen“

Der Papst reagierte damit auf Kritik aus konservativen Kreisen in den USA an seinem Pontifikat. Auf die Frage eines Journalisten, ob er ein Schisma, also eine Spaltung der katholischen Kirche, in den USA befürchte, sagte Franziskus: „Ich habe keine Angst vor Schismen. Aber ich bete, dass sie nicht passieren, weil das geistliche Heil von so vielen Menschen auf dem Spiel steht.“

In der Kirche habe es solche Schismen immer wieder gegeben, sagte Franziskus und erinnerte an Beispiele aus der Spätantike sowie nach dem Ersten und Zweiten Vatikanischen Konzil. Ein Schisma sei immer eine elitäre Abkehr durch eine von der kirchlichen Lehre losgelöste Ideologie.

Klimawandel „bereitet mir Angst“

Franziskus zeigte sich sehr betroffen über das rasche Abschmelzen von Gletschern und Polar-Eis. Beim Bild einer eisfreien Schiffsroute über den Nordpol habe er „Angst verspürt“, sagte er im Flugzeug. Der „größte Kampf“ für Ökologie und Artenvielfalt werde von jungen Menschen geführt. „Sie haben das klare Bewusstsein: Es ist unsere Zukunft“, so der Papst.

Franziskus stellte sich hinter die Verteidigung der Umwelt und der Biodiversität. Dies sei „unser Leben“. Das Pariser Klimaabkommen von 2015 sei ein erster Schritt nach vorn gewesen, gefolgt von der Klimakonferenz von Kattowitz Ende 2018. Diese Treffen hätten geholfen, „Bewusstsein zu schaffen“. Auch die Kirche stellt sich dem Phänomen: Im Oktober findet im Vatikan eine internationale Bischofssynode zum Amazonasgebiet statt, die sich auch mit Umweltfragen befassen wird.

Ausdrücklich äußerte der Papst auch Sorge über die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll, über Abholzung und Zerstörung der Artenvielfalt. Die großen bewaldeten Naturräume in Südamerika und Zentralafrika seien die „großen Lungen“ der Welt. Während seiner knapp einwöchigen Reise nach Mosambik, Madagaskar und Mauritius hatte Franziskus mehrfach den Schutz natürlicher Ressourcen angemahnt.

religion.ORF.at/APA/dpa/KAP

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