ÖRKÖ: Kirchen bekräftigen Einsatz für Klimaschutz

Die Kirchen in Österreich bekräftigen ihren gemeinsamen Einsatz für den Klimaschutz und die Bewahrung der Schöpfung. In einem ökumenischen Gottesdienst würdigte der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej die junge Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Am Mittwochabend fand in der Wiener Reformierten Stadtkirche der erste offizielle Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zur kirchlichen „Schöpfungszeit“ (1. September bis 4. Oktober) statt. Dem Gottesdienst standen u.a. der ÖRKÖ-Vorsitzende Landessuperintendent Thomas Hennefeld und der orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) vor.

Bischof Andrej bekundete in seiner Predigt u.a. seine Hochachtung vor der jungen Klimaaktivistin Greta Thunberg: „Man spürt die Resonanz und merkt, dass sich in der Welt etwas bewegt.“ Er habe sich einige Auftritte Thunbergs angesehen und sei beeindruckt, dass eine junge Frau, die selbst Asperger-Autismus habe, so stark auf die Zukunft der Jugend und noch nicht geborener Geschöpfe hinweist.

Greta Thunberg gewürdigt

„Man konnte sich das im Leben nicht vorstellen, dass da ein junges Mädchen in der europäischen Vollversammlung empfangen wird und vor hunderten Doktoren und Sachexperten spricht und alle hören artig zu“, so der Bischof. Er hoffe sehr, dass das Werk von Greta Thunberg Früchte trage. In einer von apokalyptischen Ängsten geprägten Zeit haben die christlichen Kirchen die besondere Verpflichtung, Hoffnung zu geben, betonte der Bischof weiter.

Der Gottesdienst stand unter dem biblischen Motto „Salz der Erde“ aus dem Matthäus-Evangelium. Wenn die Christen „wachen und beten“, könnten sie wahrhaft „Salz der Erde“ sein, so Bischof Andrej. Die ökumenische Bewegung sei von Anbeginn an ökologischen Fragen interessiert gewesen. Auf die Zukunft ausgerichtet, befinde sich die ökumenische Bewegung immer auch in einer „Wächterfunktion“, sagte der Bischof und fügte hinzu: „Im Gebet wollen wir die Chancen für unseren Glauben erkennen, gerade angesichts menschlicher Verfehlungen, sozialer Übel und schwerwiegender ökologischer Schäden“.

Bewusstsein für Umwelt stärken

Es sei die Aufgabe der Christen, dem vereinten Europa eine Seele zu geben, die gemeinsamen geistigen und ethischen Werte zu vertreten und damit auch das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Bewahrung der Umwelt zu stärken, unterstrich Bischof Andrej. Ökumene bedeute in diesem Sinn für gläubige Christen, zu „Mitarbeitern Gottes“ zu werden und das Erbarmen Gottes für die gesamte Schöpfung deutlich zu machen.

Die Ökumene in Österreich nehme ihren Friedensauftrag wahr und suche aktiv den Prozess des aktuellen geschichtlichen Wandels mitzugestalten, so der Bischof: „Im beschleunigten Prozess der Globalisierung mit all ihren Auswirkungen für den gefährdeten kulturellen und moralischen Zusammenhalt der Gesellschaft suchen gläubige Menschen nach umfassender Sinngebung und nach spiritueller Verwurzelung durch Gemeinschaft und Zusammenarbeit“.

„Gemeinsame Aktionen“ notwendig

Besonders hervor hob Bischof Andrej die von Johann Hisch ins Leben gerufene Bildungsinitiative der „Pilgrim“-Schulen. Dieser Initiative gehe es im Sinn des biblischen Mottos, die Stimme der Schöpfung zu hören und Salz der Erde zu sein, um die „Verherrlichung Gottes“ und die „Erlösung des Menschen aus Versklavung und Unterdrückung“ - mit dem Ziel einer „gemeinsamen Aktion“ zur Bewahrung der von Zerstörung bedrohten menschlichen Umwelt.

Als eindrucksvolles Beispiel der vom Menschen bewirkten Bedrohung und Gefährdung der Umwelt hatte der serbisch-orthodoxe Bischof eingangs daran erinnert, dass jetzt - etwa im Bereich von Ost- und Nordsee - zunehmend Giftstoffe aus den im U-Boot-Krieg des Ersten und Zweiten Weltkriegs versenkten Schiffen an die Oberfläche dringen.

Initiative „Klima-Kollekte“

Bei dem Gottesdienst stellte Michael Bubik von der evangelischen Diakonie die Initiative „Klima-Kollekte“ vor, die einem 2011 in Deutschland geschaffenen Vorbild folgt. Es handelt sich um einen Kohlenstoff-Dioxid-Kompensationsfonds christlicher Kirchen, über den jeder Mensch, jede Organisation und jede christliche Gemeinde unvermeidliche Emissionen aus Strom - und Wärmeenergie, Reisen sowie Papier- und Druckerzeugnissen kompensieren kann.

Die Ausgleichszahlungen werden gezielt an emissionsmindernde und zudem armutsreduzierende Projekte in den Ländern des „globalen Südens“ investiert. Der Ausgleich von Kohlenstoff-Dioxid-Emissionen geschieht dabei durch Klimaschutzprojekte kirchlicher Organisationen oder ihrer Partnergemeinschaften in „Entwicklungsländern“. Die „Klima-Kollekte“ profitiert von ihrer Anbindung an die Kirchen, weil langjährige gleichberechtigte Beziehungen zu Organisationen im „Süden“ entstehen können.

Emissionsberechnungen online

Projektpartner sei zum Beispiel „Brot für die Welt“, das in Indien mit den ärmeren Bevölkerungsschichten daran arbeitet, dass die Speisen nicht mehr mithilfe von Holzfeuern, sondern mit gemauerten Öfen, die weniger CO2 produzieren, zubereitet werden. Diese hätten dieselbe Leistungskraft und seien umweltfreundlicher.

Auf www.klima-kollekte.at können die Kohlenstoff-Dioxid-Emissionen online berechnet werden, um sie anschließend zu kompensieren (dank dem Rechner erfährt man zum Beispiel, wieviel Tonnen Emissionen eine Reise Wien-München mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln verursacht). Die Initiative steht insgesamt unter dem Motto „Vermeiden - reduzieren - kompensieren“.

Seminarreihe „Klimagerechtigkeit“

ÖRKÖ-Vorsitzender Thomas Hennefeld verwies auf die neue Initiative „Klimagerechtigkeit“, eine Seminarreihe der Donau-Universität Krems über „Ethische Reflexion und transformatives Handeln“, bei der der Ökumenische Rat der Kirchen Kooperationspartner ist. Die Weiterbildungsreihe ermöglicht die Auseinandersetzung mit grundlegenden Aspekten des Phänomens Klimawandel. Dabei geht es auch um das Nachdenken über die globalen und lokalen Transformationspfade in Richtung Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit.

Am Gottesdienst in der Reformierten Stadtkirche nahmen zahlreiche Persönlichkeiten aus den Kirchen teil, unter ihnen „Pro Oriente“-Präsident Alfons Kloss, und der Vorsitzende des „Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit“, Martin Jäggle.

Der Gottesdienst wurde von der Initiative „Blickwinkel“ vorbereitet, in der Reformierte Stadtkirche, Lutherische Pfarrkirche und Augustinerpfarre zusammenarbeiten. Die nächste „Blickwinkel“-Veranstaltung am 9. Oktober gilt unter dem Motto „Friedliche Revolution?“ der Erinnerung an die erste große Montagsdemonstration zur Nikolaikirche in Leipzig am 9. Oktober 1989, an der sich rund 70.000 Menschen beteiligt hatten.

religion.ORF.at/KAP

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