Kirchen veröffentlichen Orientierungshilfe zur Wahl

Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hat eine Orientierungshilfe zur Nationalratswahl veröffentlicht. Sie soll Christinnen und Christen helfen, eine Entscheidung zu treffen.

Anhand eines Fragenkatalogs sollen mündige Christen überprüfen können, inwieweit die Programme der wahlwerbenden Parteien bzw. deren Agieren mit christlichen Grundüberzeugungen vereinbar sind. Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) ist ein 1958 gegründeter Zusammenschluss christlicher Kirchen in Österreich zum Zweck der Förderung ökumenischer Zusammenarbeit und der Einheit der Kirchen.

„Christinnen und Christen haben eine Verantwortung in der Gesellschaft, vor allem für die Schwachen, Armen und von der Gesellschaft Ausgegrenzten“, so ÖRKÖ-Vorsitzender Landessuperintendent Thomas Hennefeld wörtlich. Der ÖRKÖ sei auch dem konziliaren Prozess verpflichtet, im Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung.

Stimmzettel aus einer Wahlkarte für die bevorstehende Nationalratswahl am 29. September 2019

APA/Roland Schlager

Die Nationalratswahl findet am 29. September statt

„Christliche Grundhaltung“

In der Wahlkabine gelte es, „die Parteien zu stärken, die dieser christlichen Grundhaltung am nächsten kommen“. Alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger sollten die Chance nützen, „mit ihrer Entscheidung für einen stärkeren sozialen Ausgleich und für die Stärkung demokratischer Strukturen zu stimmen“, so der ÖRKÖ-Vorsitzende. Die Orientierungshilfe des ÖRKÖ trägt den Titel „Fragen zur politischen Verantwortung“.

Die Kirchen betonen in der Orientierungshilfe die Verantwortung der Christen für das Land. Dazu gehöre es auch, kritische Anfragen an Politik und Gesellschaft zu richten.

Menschenrechte - „keine leere Phrase“

„Wo etwa Schwache an den Rand gedrängt werden, über sie abschätzig geredet und damit der Gewalt Vorschub geleistet wird, müssen die christlichen Kirchen wie auch jeder Einzelne energisch widerstehen“, heißt es wörtlich und weiter: „Gegenüber der Herabwürdigung der Menschenrechte und gegenüber dem Angriff auf demokratische Grundstandards ist Toleranz nicht möglich; genauso wenig wie gegenüber Antisemitismus und Rassismus.“

Superintendent Thomas Hennefeld im Talar am Ambo

epd, Marco Uschmann

Werte wie Menschenwürde, Menschenrechte, sozialer Ausgleich und gegenseitiges Verständnis dürften keine „leeren Phrasen“ sein, sondern müssten „fest im gemeinsamen Leben aller Menschen in Österreich verankert bleiben“.

Einsatz für Arme und Lebensschutz

Der Fragenkatalog umfasst grundlegende Aspekte wie auch sehr konkrete Themen. „In welchem Ausmaß und auf welche Weise werden Angst, Unsicherheit und Vorurteile der Menschen gefördert oder vermindert?“, heißt es beispielsweise. Oder: „Sind die Versprechungen und Zukunftsperspektiven glaubwürdig?“ Wichtig ist den Kirchen der Einsatz gegen die Armut. „Welche Maßnahmen zur Bekämpfung der Armut im Land/der Stadt werden vorgesehen?“ ist zu lesen, ebenso auch: „Welche konkreten Maßnahmen erhöhen Armut und bedrücken Ärmere noch mehr?“

Ebenfalls im Fokus stehen der Einsatz für den Lebensschutz, umfassende Gerechtigkeit und Frieden. „Welchen Stellenwert hat der umfassende Schutz des Lebens?“, fragen die Kirchen, oder auch: „Welchen Stellenwert hat der Klimaschutz?“ Auch die Frage, was in Bildung, Kultur und Sozialpolitik für gegenseitiges Verständnis und Toleranz getan wird, hat für die Kirchen besondere Bedeutung.

Wie sprechen Politiker über Minderheiten?

Wichtig ist den Kirchen naturgemäß auch das Thema Flüchtlinge und Migration. „Welche Vorschläge für eine integrative Politik werden gemacht?“, fragen sie, und auch: „Welche Unterstützung und Wertschätzung bekommt das Freiwilligen-Engagement für und mit anderen?“

Hinterfragt werden soll außerdem, wie Politiker über Minderheiten sprechen und welcher Stellenwert der Würde des Menschen zugestanden wird. Hinsichtlich der Politiker wird etwa auch die Frage gestellt: „Von welchem Geist sind ihre Äußerungen über die Aufgaben der Polizei, über Gerichtsverfahren und Strafrecht bestimmt?“

religion.ORF.at/KAP

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