Volkskundemuseum widmet sich dem Muslimisch-Sein

Was heißt es, ein Muslim oder eine Muslimin in Wien zu sein? Dieser Frage gehen Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlicher Konfession in der Ausstellung „Schulgespräche“ im Wiener Volkskundemuseum auf den Grund.

Sie diskutieren angeregt miteinander, hören ihren Gesprächspartnern genau zu und behandeln eine große Anzahl von Themen: Mehrere Dutzend Schüler kommen in der Ausstellung zu Wort. Die auf einem partizipativen Forschungsprojekt basierende Schau beleuchtet „Junge Muslim*innen in Wien“, wie der Untertitel verrät - und geht dabei doch um Einiges weiter.

Im Gespräch mit rund 100 Schülerinnen und Schülern von vier Schulen sowie Lehrenden, Direktoren und Schulbehördenvertretern haben die Wissenschafter Georg Traska und Valeria Heuberger versucht, herauszufinden, was es bedeutet, Muslim in Wien zu sein. Über einen Zeitraum von rund eineinhalb Jahren sind bei diesem im Rahmen von „Sparkling Science“ geförderten Projekt etwa 100 Stunden Videomaterial entstanden, die nun für die museale Präsentation auf 15 thematische Kurzvideos zu jeweils rund 15 Minuten komprimiert wurden.

Muslime über Freundschaft und Diskriminierung

Wesentlich war den Forschern, die Schüler teilhaben zu lassen. „Uns ging es um das offene Sprechen. Hier sprechen Musliminnen und Muslimen“, betonte Traska. Im politischen oder gesellschaftlichen Diskurs sei es hingegen meist ein „über sie“ Reden.

Eingeteilt wurden die Ergebnisse nun in Kapitel wie „Freundschaft und Beziehung“, „Diskriminierung erfahren“ oder „Mein, dein, kein Kopftuch“. Viele der Fragen seien gemeinsam mit den Schülern entwickelt worden, auch weil es nicht nur Interview-, sondern vielmehr Gesprächssituationen gegeben habe. „Die Schüler forschen über ihren eigenen Sozialraum mit“, so Traska.

Schüler befragten einander

Die Schüler, deren Altersspektrum zwischen 16 und 25 Jahren lag, haben sich dafür auch gegenseitig befragt. Abgebildet wurde das rein qualitative Vorhaben mittels Videodokumentation, weil es somit möglich sei, „ihre Stimmen wirklich direkt und ungefiltert darzustellen“, erläuterte Traska bei einem Pressegespräch am Dienstag. „So können wir idealerweise die Vielfalt muslimischer und nichtmuslimischer Positionen in diesem Feld abbilden.“

Die Videos, die im Obergeschoß des Hauses auf zwei Räume aufgeteilt und mittels Kopfhörer zu verfolgen sind, machen nicht nur den Aspekt „Vielfalt“ schnell deutlich, sondern zeigen Jugendliche, die in vielen Fällen äußerst reflektiert mit ihrer religiösen, kulturellen und letztlich sozialen Situation umgehen. „Viele waren sehr glücklich, dass man sich für ihre Meinung interessiert“, erzählte Heuberger über den Austausch. „Das haben wir mehrfach zu hören bekommen.“

Ausstellung mit Rahmenprogramm bis Februar

Begleitet wird die Schau, die am Dienstagabend eröffnet wird und bis 2. Februar 2020 läuft, von einem umfangreichen Rahmenprogramm, bei dem einzelne Aspekte nochmals vertieft werden.

So etwa das Spannungsfeld zwischen „Evolution und Schöpfung“, das bei einem Podiumsgespräch am 17. Oktober im Fokus steht. Die Diskussion soll jedenfalls nicht mit diesen „Schulgesprächen“ enden, sondern vielmehr von diesen befruchtet und letztlich weitergetragen werden.

religion.ORF.at/APA

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