Ausstellung über „Entjudungsinstitut“

Sie texteten Bibelstellen um, strichen Strophen und jüdische Worte aus Gesangsbüchern und trugen die antisemitische Ideologie der Nationalsozialisten in die Kirchengemeinden: Die Mitarbeiter des „Entjudungsinstituts“ im deutschen Eisenach.

Sie hatten es sich einst auf die Fahnen geschrieben, den jüdischen Einfluss auf die deutsche Kirche zu tilgen. Dem Wirken des im Mai 1939 von elf evangelischen Landeskirchen gegründeten Instituts spürt eine multimediale Sonderausstellung im Eisenacher Lutherhaus nach, die am Donnerstag eröffnet wird.

Die Schau „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche ‚Entjudungsinstitut‘ 1939-1945“ präsentiert Texte, Akten, Bücher sowie Filmausschnitte und Tonaufnahmen. Die Ausstellung zeigt auch die Vorgeschichte, die zur Gründung des Instituts geführt hat, stellt dessen Arbeit sowie den historischen Kontext dar und widmet sich der geschichtlichen Aufarbeitung nach 1945.

Lutherhaus in Eisenach

APA/dpa/Martin Schutt

Das Lutherhaus in Eisenach (Thüringen)

„Unheilvolle Tradition“

Die Institutsgründung sei eingebettet gewesen in eine „längere, unheilvolle Tradition“, sagte Jochen Birkenmeier, einer der beiden Kuratoren der Ausstellung, am Dienstag.

Zu den Ergebnissen des „Entjudungsinstituts“ gehörten eine um alle jüdischen Bezüge und Namen gekürzte Ausgabe des Neuen Testaments unter dem Titel "Die Botschaft Gottes“ und ein Katechismus „Deutsche mit Gott“, in dem Jesus als „Arier“ dargestellt wurde. Veröffentlicht wurde außerdem ein Gesangbuch, in dem Worte wie „Jerusalem“ oder „Zion“ getilgt und hebräische Formeln wie Amen oder Halleluja durchgängig durch „Das walte Gott“ oder „Lobe den Herrn“ ersetzt wurden.

„Langer, mühsamer Weg“ für Kirche

Das Institut habe nicht nur in der wissenschaftlichen Welt wirken, sondern die breite christliche Bevölkerung erreichen wollen. Eine Handvoll feste Mitarbeiter und etwa 200 Ehrenamtliche hatten die Aufgabe, alles Jüdische aus kirchlichen Texten zu streichen. „Wir zeigen aber auch den langen und mühsamen Weg, den die Kirche hatte, um ihre Schuld anzunehmen“, sagte Birkenmeier. Die geschichtliche Auseinandersetzung damit begann erst nach 1990.

religion.ORF.at/APA/dpa/KAP/KNA

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