Notre-Dame: Expertin erwartet lange Restaurierung

Die frühere Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner rechnet für die schwer beschädigte Pariser Kathedrale Notre-Dame mit langwierigen Restaurierungsarbeiten. Dem Kölner domradio sagte sie, von Wiederaufbau könne noch „überhaupt keine Rede sein“.

Fünf Monate nach dem verheerenden Brand an Ostern sei man noch mit Sicherungsarbeiten beschäftigt. „Es darf noch immer keiner unter die Gewölbe, weil der Architekt Philippe Villeneuve noch immer Teileinstürze befürchtet“, berichtete sie nach einem weiteren Lokalaugenschein auf der Baustelle. Die langjährige Kölner Dombaumeisterin koordiniert die deutsche Hilfe für Notre-Dame.

Zudem sei wohl doch die Orgel stärker in Mitleidenschaft gezogen, als angenommen. In einigen Pfeifen seien „Bleistaub und Bleibröckchen, winzige Bröckchen wie Salzkristalle“ entdeckt worden, sagte die Kunsthistorikerin.

Orgel-Restaurierung braucht Jahre

Da kann man sie aber nicht lassen, so die Expertin. „Denn wenn die Orgel gespielt wird, werden die alle wieder in den Innenraum geblasen.“ Damit sei eine Reinigung unumgänglich. „Wenn ich daran denke, wie lange die Restaurierung unserer großen Orgel im Kölner Dom, die ein bescheidenes Instrument gegenüber der in Paris ist, gedauert hat, dann muss man ein paar Jahre einrechnen. Orgeln sind komplizierte Dinge.“

Restauration - Ein Arbeiter steht auf dem Dach von Notre-Dame

APA/AFP/Martin Bureau

Der Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame verursachte schwere Schäden

Generell bereite auch das Blei Probleme, das durch die Hitze teils verbrannt oder heruntergetropft sei und auch im Strebewerk hänge. „Es gibt aber eben auch kristall- oder plättchenförmige Teile, die jetzt überall auf Wänden, Fenstern und Möbeln sind“, erläuterte Schock-Werner. Der Umgang mit diesem Schadensfall müsse nun untersucht werden.

Zehn Jahre Zeit zum Trocknen

Ebenso sei das komplette Gebäude nass durch die Löscharbeiten. „Gelöscht wurde mit Wasser aus Seen und dem Grundwasser“, sagte Schock-Werner. Es gelte jetzt, Salz und Mikroorganismen aus dem Mauerwerk zu entfernen. „Und bis es wieder normal getrocknet ist, veranschlagt der Direktor dieser Untersuchungswerkstätten zehn Jahre.“

Im Zuge der Arbeiten seien jetzt 37 Fenster aus dem 19. und 20. Jahrhundert ausgebaut und in Kisten verpackt worden. Einige davon könnten auch in deutschen Werkstätten aufgearbeitet werden. Ebenso sei es denkbar, für die Reinigung der Wände deutsche Steinrestauratoren heranzuziehen, „die auf Kosten der Bundesrepublik einspringen könnten“, sagte Schock-Werner.

religion.ORF.at/KAP/KNA

Mehr dazu:

Link: