Syrischer Priester: Wirtschaftssanktionen treffen Arme

Die westlichen Wirtschaftssanktionen gegen Syrien treffen die Armen im Land und nicht die Regierung. Das betont der in Wien tätige melkitische griechisch-katholische Priester Hanna Ghoneim im Interview in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Die Furche“.

„Wir in Syrien denken immer wieder: Die Menschenrechte sind im Westen zu finden. Aber wenn man wirklich human sein will, sollte man an die Armen denken. Alle Bischöfe Syriens haben gesagt, man solle die Wirtschaftssanktionen aufheben. Das Embargo heißt, keine Arbeit; und das fördert den Willen, ins Ausland zu gehen. Aber man muss etwas tun - etwa mit Projekten -, damit die Leute in Syrien bleiben“, so Ghoneim.

Ohne Hilfe aus dem Westen - „auch aus Österreich“ - könnten die Menschen in Syrien angesichts der schlechten Wirtschaftslage nicht durchhalten, so Ghoneim. Die Folge sei, dass immer mehr das Land verlassen wollten. Die Ansicht, dass man nur jenen hilft, die das Land verlassen, halte er für falsch, so der aus Syrien stammende Priester.

Stiftung „Korbgemeinschaft“ initiiert

Er leitet die Stiftung „Korbgemeinschaft“, die Kardinal Christoph Schönborn auf Ghoneims Initiative hin ins Leben gerufenen hat. Alle drei Monate fährt Ghoneim in seine Heimat, um Hilfe zu bringen, die Lage zu beobachten und darüber zu berichten. Er begleitete dieser Tage auch eine österreichische Journalistengruppe durch Syrien. die Reise wurde von der „Initiative Christlicher Orient“ (ICO) und der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress organisiert.

Die „Korbgemeinschaft“ ist derzeit u.a. in Damaskus, im Hauran-Gebirge, in Homs und in Aleppo tätig. Die Hilfe kommt der christlichen Minderheit, aber auch vielen Muslimen zugute. Partner der „Korbgemeinschaft“ vor Ort sind kirchliche Einrichtungen wie auch einzelne Priester, die von der Korbgemeinschaft bei ihrer seelsorglichen und sozialen Hilfe unterstützt werden.

Beispielsweise wird Binnenflüchtlingen bei der Begleichung von Mieten und Energiekosten geholfen, Bekleidung für Bedürftige organisiert, ärztliche Versorgung vermittelt, für Kinder Schulbusse finanziert und der Aufbau von kleinen Unternehmen unterstützt. Das aktuell größte Projekt vor Ort ist die Errichtung einer Regionalbäckerei in Maaruneh bei Damaskus.

religion.ORF.at/KAP

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