Deutsche Bischöfe bestätigen Reformprozess

Die katholische Kirche in Deutschland setzt zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda ihren geplanten „synodalen Weg“ zu innerkirchlichen Reformen fort.

Der Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, sagte am Donnerstagnachmittag, dass „alle Bischöfe mitgehen“. Ihm sei aber nicht entgangen, dass es unterschiedliche Positionen in der Bischofskonferenz und Kritik von vereinzelten Oberhirten gebe. Bei einer Abstimmung zuvor hatte es mehrere Gegenstimmen zu dem Statut geben, das dem „synodalen Weg“ seine inhaltliche und formale Struktur geben soll.

Bei dem Reformprozess geht es um vier große Themen: den Umgang der Kirche mit Macht, die kirchliche Sexualmoral, die umstrittene Ehelosigkeit von Priestern (Zölibat) und die Position von Frauen in der Kirche. Die Reformgespräche wurden als Konsequenz aus dem Skandal um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche angestoßen.

Kardinal Reinhard Marx

APA/AFP/Daniel Roland

Kardinal Reinhard Marx: „Keine Stoppschilder aus Rom“

„Es gibt keine Stoppschilder aus Rom für den synodalen Weg und wir werden daher weitergehen“, sagte Marx. Man werde Rom kontinuierlich informieren. Die Anzahl der vier thematischen Foren werde nicht erweitert.

Zwei Kardinäle dagegen

Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatten zuvor mitgeteilt, sie hätten gegen das Statut des Reformprojekts gestimmt. „Ich konnte der Satzung in dieser Form nicht zustimmen, aber ich will mich dem Gespräch nicht verweigern“, schrieb Woelki auf Twitter, und: „Versuchen wir gemeinsam, die Kirche zu erneuern. Dies muss aber eine Erneuerung im Glauben sein, eine Erneuerung unserer Beziehung zu Christus!“

Auch Voderholzer erklärte, er habe mit Nein gestimmt und werde sich nur unter Vorbehalten am „synodalen Weg“ beteiligen. Die thematische Ausrichtung des „synodalen Wegs“ gehe an der Realität der Glaubenskrise in Deutschland vorbei, sagte er.

Laien begrüßen Ergebnis

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, begrüßte das Bekenntnis der Bischofskonferenz zu dem Vorgehen. „Der mit überwältigender Mehrheit aller Bischöfe gefasste Beschluss, der in enger Abstimmung mit dem ZdK erarbeiteten Satzung zuzustimmen, ist für den weiteren synodalen Weg eine wichtige Voraussetzung“, sagte er. „Er bestätigt uns in unserer Entscheidung, die Einladung der Bischöfe, den synodalen Weg mit uns gemeinsam zu gehen, angenommen zu haben.“

Die deutschen Bischöfe hatten im Frühjahr den „synodalen Weg“ bei wenigen Enthaltungen beschlossen. Vier Arbeitsgruppen aus Bischöfen, Theologen und Fachleuten haben danach Thesenpapiere über Sexualmoral, die Lebensform für Priester, die Frage der Macht und die Rolle der Frau erarbeitet.

Unterschiedliche Positionen

Nach einem Brief des Papstes vom Juni, der die Kirche in Deutschland zur Einheit mit der Weltkirche gemahnt hatte, war das Vorgehen in die Diskussion gekommen. Um die verschiedenen Positionen der Bischöfe dazu auszutauschen, stellten Kardinal Woelki und der Münsteraner Bischof Felix Genn ihre je unterschiedliche Sicht auf den Papstbrief jetzt bei den Beratungen der Bischöfe in Fulda dar.

Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Kardinal Woelki

Reuters/Tobias Schwarz

Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki stimmte gegen das Statut des Reformprojekts

Anschließend war von einer gewissen Annäherung die Rede. In der Diskussion hätten die Bischöfe übereingestimmt, dass „die Evangelisierung als Zentrum der Sendung der Kirche auch in der Mitte des synodalen Weges steht“.

Kein deutscher „Sonderweg“

Das von den Bischöfen mehrheitlich beschlossene Statut für den „synodalen Weg“ wurde vorerst noch nicht veröffentlicht. Zuerst wird noch das ZdK darüber abstimmen. Falls es zustimmt, kann der „synodale Weg“ im Dezember starten.

Kardinal Marx sagte am Donnerstag, Satzungen seien „immer eine mühsame Geschichte“. Wie und mit welchen Personen die vier Foren endgültig besetzt werden, ist derzeit noch unklar. Herr des Verfahrens sei die Vollversammlung des „synodalen Weges“, erklärte Marx.

Im Abschlussdokument der Vollversammlung der deutschen Bischöfe heißt es: „Ein synodaler Prozess ohne Reformen ist nicht denkbar.“ Verneint wird gleichzeitig „ein deutscher Sonderweg“ bei Fragen, die die ganze Weltkirche betreffen. Allerdings zeigte sich Konferenz bereit, „Diskussionsbeiträge für die Weltkirche zu liefern“.

religion.ORF.at/KAP/KNA/dpa

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