„Klosterwald“: Naturbestattung unter Bäumen

Freie Natur statt Friedhof: Dem Trend zu alternativen Bestattungsformen kommt ab Oktober das Projekt „Klosterwald“ der katholischen Kirche entgegen.

Viele Menschen denken heute über alternative Bestattungsformen nach. Einer „langen Tradition“ der Klöster folgend, Grund und Boden für die Bestattung von Toten zur Verfügung zu stellen, wolle „Klosterwald“ zeitgemäß folgen, so eine Aussendung zum Projekt. Es wird naturnahe Bestattung auf klösterlichen Waldflächen ermöglichen.

„Klosterwald“ ist ein Gemeinschaftsunternehmen mehrerer Stifte, Gründungsmitglieder sind Heiligenkreuz und Klosterneuburg, und die Erzdiözese Wien. Geschäftsführer Axel Baudach entwickelte die Idee dazu bereits vor 20 Jahren in Deutschland und hilft nun beim Aufbau in Österreich, wie er religion.ORF.at gegenüber sagte. Es ist das erste konfessionelle Naturbestattungsprojekt dieser Art in Österreich.

"Klosterwald"

Klosterwald/Axel Baudach

Die erste Waldfläche für Naturbestattungen eröffnet in Kirchberg am Wechsel

Biologisch abbaubare Urnen

Am Donnerstag eröffnet „Klosterwald“ seine erste Waldfläche für Naturbestattungen in Kirchberg am Wechsel (NÖ). Weitere Flächen im Umkreis von Wien werden in den kommenden Monaten eröffnet. Angeboten werden Bestattungen in biologisch abbaubaren Urnen „in naturbelassenen und doch gepflegten Waldflächen“.

Das Projekt richte sich an Menschen, „die sich selber oder ihre Toten nicht auf dem Friedhof bestattet wissen möchten. Oder an Menschen, die schon zu Lebzeiten einen Platz in der Natur auswählen möchten, um später niemanden mit der Grabpflege zu belasten“, so „Klosterwald“-Geschäftsführer Baudach. Denn diese Pflege übernimmt die Natur des Waldes selbst: Nach der Einäscherung wird die biologisch abbaubare Urne mit der Asche des oder der Verstorbenen an den Wurzeln eines Bestattungsbaumes beigesetzt.

Nachhaltige Trauer- und Erinnerungskultur

Zwar bleibt die bisher bevorzugte Form der Bestattung das Begräbnis in einem Sarg auf dem Friedhof; schon seit den 1960er Jahren ist aber auch eine Feuerbestattung für Katholikinnen und Katholiken zugelassen.

Die österreichischen Bischöfe hätten daher angeregt, über Bestattungsorte abseits des Friedhofes nachzudenken. Die christliche Tradition im Umgang mit dem Tod solle nicht einfach „als überholt aufgegeben werden“, sondern sich in einer sich verändernden Gesellschaft weiter entwickeln können, so Baubach. Ziel sei es, eine nachhaltige Trauer- und Erinnerungskultur mitzugestalten – unter anderem mit Baumbestattungen.

Gedenktafeln zur Erinnerung

Jedes Grab könne ein Ort des Gedenkens und des Gebetes sein, egal ob Verstorbene in einem Sarg, einer Urne, auf dem Friedhof oder im Wald begraben werden. In jedem „Klosterwald“ gibt es für diese Kontemplation einen Andachtsplatz mit Bänken. Gedenktafeln sorgen dafür, dass Angehörige den genauen Platz wiederfinden und am richtigen Ort ihrer Verstorbenen gedenken können. Dabei hilft auch eine Klosterwaldkarte, auf der jeder Baum verzeichnet ist. Den richtigen Baum kann man sich zu Lebzeiten selbst aussuchen.

Eine Urne im "Klosterwald"

Klosterwald/Axel Baudach

Urnenbeisetzung im Klosterwald

Der Klosterwald steht übrigens allen offen, ungeachtet der Religionszugehörigkeit. Die Beerdigung selbst im engen Familien- und Freundeskreis kann (muss aber nicht) von einem Priester begleitet werden. Die Familie kann sich frei für ihr persönliches Abschiedsritual und eine Begleitung durch ihre Religionsgemeinschaft entscheiden. Die biologisch abbaubare Urne werde meist von einem oder einer Familienangehörigen zum Baum getragen, so „Klosterwald“.

Auch der Wald profitiert

Ein Nebeneffekt: Von den Naturbestattungen profitiert auch der Wald selbst, denn er wird damit unter Schutz gestellt - langfristig. Bäume würden nicht zu kommerziellen Zwecken gefällt, sondern nur dann entnommen, „wenn durch einen Sturm oder andere natürliche Entwicklungen Gefahr für die Waldbesucher“ drohe, so Projektleiter Baudach.

Der Kirchberger Forstmeister Christian Berner versichert in der Aussendung, dass bei der Auswahl von Klosterwäldern „auf eine gesunde Mischung an Laub- und Nadelholzarten“ geachtet werde. Außerdem würden Baumarten gefördert, die den aktuellen Veränderungen durch den Klimawandel gewachsen sind.

Die Kosten für ein Waldgrab variieren zwischen 500 und 4.000 Euro, je nach Dauer der Nutzung, die zwischen 25 und 100 Jahren möglich ist. Behördengänge, Kremation, Urne und anderes müssen extra abgewickelt werden. Ab November wird die Baumbestattung zusätzlich zum Kirchberger Klosterwald auch am Kahlenberg möglich sein. Im Frühjahr 2020 kommt ein Wald in der Nähe des Stiftes Heiligenkreuz hinzu. Weitere Klosterwälder sind bei Harmannsdorf und Hagenbrunn geplant.

gril, religion.ORF.at

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