Medien: Chef der Finanzaufsicht im Vatikan suspendiert

Nach Durchsuchungen der vatikanischen Gendarmerie in der ersten Sektion des Staatssekretariats und der Finanzaufsichtsbehörde Autorita di Informazione Finanziaria (AIF) sind einem Medienbericht zufolge fünf Mitarbeiter suspendiert worden.

Darunter soll auch der Direktor der Finanzaufsichtsbehörde sein. Anlass der Durchsuchungen seien Immobiliengeschäfte im Ausland, hauptsächlich in der britischen Hauptstadt London, gewesen, berichtete das italienische Magazin „L’Espresso“ (Onlineausgabe vom Mittwoch).

Der Vatikansprecher Matteo Bruni selbst bestätigte lediglich die Beschlagnahme von „Dokumenten und elektronischen Geräten“ im Staatssekretariat und bei der Finanzaufsicht des Vatikans. Es sei um „Finanzaktionen im Laufe der Zeit“ gegangen. Die jeweiligen Büroleiter seien informiert worden, so Bruni.

Mitarbeiter laut Bericht „vorsichtshalber“ suspendiert

„L’Espresso“ veröffentlichte Daten der Vatikanpolizei mit Fotos und Titeln der „vorsichtshalber Suspendierten“. Darunter sind auch AIF-Direktor Tommaso Di Ruzza und der Chef der Informations- und Dokumentationsabteilung im Staatssekretariat, Mauro Carlino. Die vom vatikanischen Staatsanwalt Gian Piero Milano autorisierte Durchsuchung stand in Zusammenhang mit Anzeigen der Vatikanbank Istituto per le Opere di Religione (IOR) und des Generalrevisors vom vorigen Sommer, wie die katholische Nachrichtenagentur „Kathpress“ am Mittwoch berichtete.

Der damalige Papst Benedikt XVI. hatte die vatikanische Finanzaufsicht AIF im Jahr 2010 gegründet, um die Geldflüsse im Vatikan zu überwachen. Die Vatikanbank steht seit langem wegen ihrer Intransparenz und wegen zahlreicher Skandale in der Kritik. Benedikts Nachfolger Franziskus setzte eine Kommission ein, die das Verhalten der Bank untersuchen und Vorschläge für Reformen vorlegen soll. Unmittelbarer Anlass waren Geldwäscheermittlungen der italienischen Behörden.

Papst beruft Anti-Mafia-Ermittler

Auch bekannt wurde nun eine andere Personalentscheidung im Vatikan: Der ehemalige römische Staatsanwalt, Giuseppe Pignatone, ist am Donnerstag von Papst Franziskus zum neuen Präsidenten des vatikanischen Gerichts ernannt worden. Der 70-jährige Pignatone, der zu den angesehensten italienischen Staatsanwälten zählt, ersetzt den bisherigen Präsidenten Giuseppe Dalla Torre, teilte der Vatikan mit.

Der aus Palermo stammende Pignatone hat in seiner langen Karriere heikle Anti-Mafia-Ermittlungen geführt. Unter seiner Regie wurden in den 1990er Jahren in Palermo mehrere prominente Mafiosi festgenommen. Als Staatsanwalt in Rom führte er 2014 die Ermittlungen um „Mafia Capitale“, ein ausgedehntes System aus Verstrickungen zwischen mafiöser Kriminalität und Politik in der Gemeinde Rom.

religion.ORF.at/AFP/APA

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