Wiener Universität hat nun einen Franz-König-Saal

Posthume akademische Ehren für Kardinal Franz König: Ab sofort trägt ein Hörsaal der Universität Wien den Namen des 2004 verstorbenen Wiener Erzbischofs und Kardinals.

Mit der Benennung des ehemaligen Hörsaals 6 in „Franz-König-Saal“ im Rahmen eines Festaktes am Donnerstagabend an der Uni Wien wolle man nicht nur einen Absolventen der Universität sowie einen anerkannten Theologen und Wissenschaftler würdigen, sondern eine „prägende Persönlichkeit Österreichs“, einen „Brückenbauer, einen Mann des Dialogs, des Ausgleichs und einen überzeugten Europäer“, betonte in ihren Grußworten die Vizerektorin der Universität, Regina Hitzenberger.

Die Benennung würdige zugleich die bleibende Relevanz der Theologie an staatlichen Universitäten, verwies Hitzenberger auf die lange, bis ins Jahr 1384 zurückreichende Geschichte der theologischen Fakultät an der nur wenige Jahre zuvor - im Jahr 1365 - gegründeten Universität Wien.

Neben Kardinal König wurde die Ehre einer Raum-Benennung bisher nur drei weiteren Personen zuteil: der Romanistin Elise Richter (1865-1943), der Physikerin Marietta Blau (1894-1970) sowie der Historikerin Erika Weinzierl (1925-2014). Die Benennung des neuen Hörsaals nach dem früheren Wiener Erzbischof möge u.a. Studierende an jene Werte daran erinnern, für die Kardinal König zeitlebens eingetreten sei: Die Überwindung von Spannungen und Trennungen, die es heute dringend brauche, so Hitzenberger.

Schönborn: Stellte Verbindendes über Trennendes

In einem vom Dekan der Fakultät, Johann Pock, verlesenen Grußwort von Kardinal Christoph Schönborn verwies der Wiener Erzbischof auf das besondere, ganz auf Verständigung und Dialog hin ausgerichtete Lebenszeugnis Kardinal Königs. Er habe stets den Anspruch gehabt, „das Verbindende über das Trennende zu stellen“ und in diesem Geist immer wieder das Gespräch mit anderen Religionsgemeinschaften aber auch mit Nicht-Glaubenden gesucht.

Ihn persönlich habe das ebenso beeindruckt wie die „wache Aufmerksamkeit“ Königs „für die Gegenwart und für aktuelle Entwicklungen in Kirche und Welt“ sowie sein „leidenschaftliches Interesse am Menschen“, so Schönborn in dem Grußwort. Pock dankte seinerseits der Universität und speziell dem Rektorat und dem Senat der Universität: „Dass einer der Hörsäle der Universität nun nach einem großen Theologen, Religionswissenschaftler und Kirchenmann benannt wird, ist nicht selbstverständlich“.

Fenzl: Theologie als „gefährliche Wissenschaft“

Mit persönlichen Erinnerungen und Impressionen zeichnete schließlich die Historikerin und langjähriger Büroleiterin von Kardinal König, Annemarie Fenzl, das Bild eines zugleich zutiefst kirchlich und wissenschaftlich geprägten und dialogisch offenen Menschen. Franz König habe sich leidenschaftlich der Wissenschaft und dem universitären Leben verschrieben und jene Zeit, als er etwa Anfang der 1950er Jahre einen Lehrauftrag an der Universität Salzburg innehatte, als „glücklichste Zeit meines Lebens bezeichnet“.

Prophetisch sei die auf König zurückgehende Gründung eines eigenen Instituts für Atheismusforschung an der Wiener Fakultät gewesen, aber auch die Gründung der bis heute ökumenisch hochaktiven Stiftung „Pro Oriente“ und Königs Engagement als Konzilsvater sei durch und durch vom Schlagwort des Dialogs durchdrungen gewesen, so Fenzl.

Zugleich erinnerte Fenzl daran, dass König die Universitäten stets als „Seismographen der geistigen Bewegungen“ bezeichnet habe - und dies gerade die Theologie in besonderer Weise herausfordere, habe er sie doch gerade nicht als „Wärmestube für müde Geister“ begriffen, sondern als „gefährliche Wissenschaft“.

Schelkshorn: König öffnete Raum für Dialog

Ein Schlaglicht auf die Verdienste Kardinal Königs aus philosophischer Sicht warf Johann Schelkshorn. Schelkshorn ist Vorstand des Instituts für Christliche Philosophie und ehemaliger Leiter des von Kardinal König gegründeten Instituts für Atheismusforschung an der Fakultät. Heute existiert das 1967 gegründete Institut nicht mehr als eigenständig Einrichtung, es stellt aber in seinem Grundanliegen einen wichtigen Forschungsbereich der Fakultät dar, so Schelkshorn.

„Ohne Tabus“ habe König einen „offenen Dialog zwischen den Religionen und der säkularen Welt gefördert“ - daran zu erinnern sei heute wichtiger denn je, erinnerte Schelkshorn, hätten sich doch sowohl die „säkulare Seite“ als auch „religiös-fundamentalistische Strömungen“ soweit verhärtet, dass das Dialogische „arg in die Defensive geraten“ sei.

Atheismus kein Fremdkörper

Theologischerseits könne man bis heute von König lernen, dass das Phänomen des Atheismus gerade keinen Fremdkörper darstelle, den man in Manier einer „ideologischen Feindbeobachtung“ skeptisch beäugen sollte, sondern der sich auf geistige und philosophische Bewegungen zurückführen lasse, die in der jüdisch-christlichen Tradition selbst wurzelten.

Diese Erkenntnis, die auch im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) ihren Niederschlag fand, habe letztendlich im von Kardinal König inspirierten Wiener Institut zu einer fruchtbaren theologischen Auseinandersetzung sowohl mit Klassikern der Religionskritik aber auch mit kirchlich damals eher verpönten Autoren wie Ernst Bloch oder Theodor W. Adorno geführt, erinnerte Schelkshorn. Diese „für beide Seiten inspirierenden Dialoge“ hätten sich jenem „offenen geistigen Raum“ verdankt, den Kardinal König maßgeblich initiiert habe, so Schelkshorn abschließend.

An der Feierstunde nahmen zahlreiche Lehrende und Studierende der Universität Wien, aber auch der emeritierte Linzer Bischof Maximilian Aichern und Nikolaus Rappert als Vertreter des orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis) teil.

religion.ORF.at/KAP

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