Vatikan: Greta Thunberg als „Vorbild“ für Kirche

Bei der Amazonien-Synode im Vatikan ist die Klimaaktivistin Greta Thunberg als Beispiel für die Bedeutung der Jugend beim Klimaschutz hervorgehoben worden. Die Kirche könne sich von den Jugendlichen zu einem „prophetischen“ Auftreten anstacheln lassen.

Die von Thunberg initiierten Schulstreiks stünden für die Vorreiterrolle der jungen Generation für eine ganzheitliche Ökologie, hieß es in der vom Vatikan am späten Montagabend verbreiteten Zusammenfassung des ersten Sitzungstages am Montag.

Andere Wortmeldungen bezogen sich den Angaben zufolge auf eine mögliche Priesterweihe für Familienväter, um in Gegenden mit starkem Priestermangel Eucharistiefeiern gewährleisten zu können. Das Anliegen sei legitim, könne aber kein grundsätzliches Überdenken des Priesteramts und seiner Verbindung mit der Ehelosigkeit bedingen, hieß es. Stattdessen solle man unter jungen Indigenen für mehr Priesterberufungen werben.

Indigene wollen Priesterweihe von Verheirateten

Die Synode war am Sonntag mit einer Papstmesse eröffnet worden. Drei Wochen lang wollen bis 27. Oktober Bischöfe aus Südamerika gemeinsam mit Ordensleuten, Vertretern von Indigenen und Experten über Reformen des kirchlichen Lebens, aber auch über ökologische und soziale Folgen des Raubbaus in der ressourcenreichen Region beraten. Das Treffen steht unter dem Motto „Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“.

In seinem Eröffnungsvortrag am Montag nannte der Generalrelator der Synode, der brasilianische Kardinal Claudio Hummes, das Verhältnis der Kirche zu den Indigenen und den Schutz des Regenwalds als zentrale Themen der Beratungen. Die Kirche dürfe „keine Angst vor dem Neuen haben“. Unter anderem verwies er auf Bitten von Indigenen um die Priesterweihe verheirateter Männer und um ein eigenes Amt für Frauen in der Gemeindeleitung.

Kirche muss „Schrei der Erde“ hören

Die Kirche dürfe nicht in Selbstbezüglichkeit steckenbleiben, sondern müsse den „Schrei der Armen und der Erde“ hören. Das Synodentreffen finde vor dem Hintergrund einer „schweren und drängenden Klima- und Umweltkrise“ von globalen Ausmaßen statt, so der brasilianische Kardinal. Ausdrücklich bekannte er sich zu einer „Option für die Armen“ und sprach sich für eine Kirche mit „amazonischem Gesicht“ und synodalen Zügen sowie für Interkulturalität aus.

Bis Mittwoch tagt die Synode nun zunächst als Vollversammlung in der vatikanischen Synodenaula. Mit Blick auf die 258 Teilnehmer mit Rederecht darf ein Beitrag im Plenum vier Minuten nicht überschreiten. Papst Franziskus bat sich zudem aus, dass nach jeweils vier Wortmeldungen - den sogenannten „Interventionen“ - vier Minuten Schweigen eingehalten werden.

Tagesprotokolle veröffentlicht

Die Sitzungen sind nicht öffentlich. Der Vatikan veröffentlicht am Abend jeweils eine kurze Tages-Zusammenfassung der Beratungen. Diese enthält Angaben zu den angesprochenen Themen, allerdings keine Namen oder einzelnen Synodenteilnehmern zuordenbare Zitate. Die Synodalen können jedoch selbst entscheiden, ihre Plenumsbeiträge im Anschluss zu veröffentlichen.

Bereits am ersten Tag sprach etwa der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, vor dem Synodenplenum. Er forderte dabei von den Industrieländern Führung beim ökologischen Wandel ein, wie aus dem von der Deutschen Bischofskonferenz im Wortlaut veröffentlichten Beitrag hervorgeht. Es brauche „einen schnellen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern“, sagte Marx. Dieser Wandel könne „nur mit den richtigen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gelingen“. Es gelte zu verhindern, dass „die ökologischen und sozialen Folgekosten wirtschaftlichen Handelns auf unbeteiligte Dritte abgewälzt werden können“.

Industrieländer „mitverantwortlich“ für Klimakrise

Für die Umweltzerstörung am Amazonas trügen die Industrieländer angesichts globaler Handelsverflechtungen eine Mitverantwortung, betonte der deutsche Kardinal. Auch hätten sie durch den Ausstoß von Treibhausgasen eine besondere Verantwortung für den Klimaschutz. Nötig seien neue, „nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster“. Überdies stünden die reichen Länder in der Pflicht, die Länder des Südens bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.

„Zur ganzheitlichen Ökologie und Ökonomie gehört es“, so Marx, „Korruption, Ausbeutung und globaler Gleichgültigkeit ein Ende zu setzen und unser Handeln immer wieder daraufhin zu prüfen, welche Auswirkungen es auf die Natur und auf die Menschen in der Welt hat.“ Alles hänge mit allem zusammen.

religion.ORF.at/KAP

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