Bootsunglück: Kardinal erhebt Vorwürfe

Nach dem Bootsunglück mit mindestens 13 Todesopfern vor Lampedusa hat der italienische Kardinal Francesco Montenegro Europa fehlenden Handlungswillen vorgeworfen.

„Europa zeigt, dass es noch immer nicht in der Lage ist, dieses Problem anzugehen. Ich will nicht gemein sein, aber wahrscheinlich will es nicht in der Lage dazu sein“, sagte der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR auf Lampedusa, wie Kathpress meldete.

Der Erzbischof von Agrigent betonte, Europa wolle keine gemeinsame Lösung für Migranten auf dem Mittelmeer finden, da dies „Verluste der Popularität“ bedeuten könne: „Nur um selbst nicht unterzugehen, bevorzugen wir es, andere untergehen zu lassen.“ Europa diskutiere „seit Jahren“ und kündige Änderungen an, die weiter auf sich warten ließen. Dabei steige die Zahl der Toten im Mittelmeer.

Der italienische Kardinal Francesco Montenegro blickt auf die Särge ertrunkener Geflüchteter in der "Casa della Fratenita" auf Lampedusa, Sizilien

APA/ANSA/AP/Ciro Fusco

Der italienische Kardinal Francesco Montenegro mit Särgen ertrunkener Geflüchteter auf Lampedusa, Sizilien

Bisher 13 Tote geborgen

In der Nacht auf Montag war wenige Seemeilen vor Lampedusa ein Flüchtlingsboot mit laut Augenzeugen rund 50 Passagieren an Bord in Seenot geraten und während der Rettungsoperation gekentert. 22 Menschen wurden lebend geborgen, bisher 13 Migrantinnen - alles Frauen - wurden tot geborgen. Die Suche nach Vermissten dauert an.

Nach aktuellen Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind im Mittelmeer seit Jahresbeginn mindestens 1.071 Menschen beim Versuch ertrunken, als Bootsflüchtlinge nach Europa zu gelangen. Insgesamt starben oder verschollen seit 2014 nach Daten der UNO-Organisation 18.990 Menschen bei der Fahrt über das Mittelmeer. Die meisten, 15.750, verloren ihr Leben auf der zentralen Route nach Italien oder Malta.

religion.ORF.at/APA

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