Neue Vorwürfe gegen Ex-Kardinal McCarrick

Gegen den aus dem Klerikerstand entlassenen ehemaligen Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick (89) gibt es neue Anschuldigungen.

Unter dem Namen Nathan Doe wirft ein Mann, der angibt, von McCarrick sexuell missbraucht worden zu sein, dem früheren Kirchenführer vor, als Priester der Diözese New York noch weitere Buben unter 16 Jahren missbraucht zu haben. Das geht laut US-Medien aus einem am Donnerstag (Ortszeit) im Internet veröffentlichten Schreiben hervor. Die „Washington Post“ berichtet in diesem Zusammenhang von mindestens sieben minderjährigen Betroffenen.

Während sich bisherige Vorwürfe vornehmlich auf die Zeit bezogen, in der McCarrick als Bischof in New Jersey und später in Washington tätig war, verweist Doe nach Angaben des privaten katholischen Mediennetzwerks CNA auf die Jahre ab 1969, die McCarrick in New York verbrachte.

Buben „fast immer zwischen zwölf und 16 Jahre alt“

„Ich beziehe mich auf McCarricks Ziele und Opfer, bevor ihm Macht und Kontrolle über all diese Seminare übertragen wurde. Ich beziehe mich auf den ersten Akt in McCarricks Karriere sexuellen Missbrauchs, über den niemand vor dem Sommer 2018 gesprochen hat. Ich beziehe mich auf junge katholische Knaben, fast immer zwischen zwölf und 16 Jahre alt“, zitierte CNA aus dem Schreiben. Niemand habe bisher über „McCarrick und die Buben“ gesprochen, so Doe.

Unter Berufung auf „Vatikankreise“ berichtete CNA, dass der Ex-Kardinal angeblich zwischen 1971 und 1977 regelmäßig Buben im High-School-Alter einlud, ihn auf seine Reisen als damaliger Sekretär des New Yorker Kardinals Terence Cooke zu begleiten. Doe gibt demnach an, entsprechende Beweise seien den Strafverfolgungsbehörden bereits in der Vergangenheit übergeben worden.

McCarrick war 2018 des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und der Unzucht mit jungen Männern beschuldigt worden. Im Juni 2018 suspendierte der Vatikan ihn wegen eines Übergriffs auf einen Ministranten im Jahr 1971 vom Priesteramt. Kurz darauf nahm der Papst McCarricks Rücktritt aus dem Kardinalskollegium an.

Aus dem Klerikerstand entlassen

Nachdem weitere glaubhafte Vorwürfe hinzukamen, musste sich McCarrick vor der vatikanischen Glaubenskongregation verantworten. Sie entließ McCarrick Mitte Februar aus dem Klerikerstand. In der Urteilsbegründung hieß es damals, er habe Minderjährige und Erwachsene sexuell missbraucht und dazu auch das Beichtsakrament benutzt. Das zählt im Kirchenrecht zu den schwersten Verbrechen.

McCarrick lebt unter strengen Auflagen in einem Kloster im ländlichen Kansas. Er verbringt nach eigenen Angaben die meiste Zeit in der Bibliothek oder Kapelle und hält sich an das strikte Ausgehverbot. Er nehme am Leben der Gemeinschaft teil, besuche aber nicht die Basilika gegenüber seiner neuen Bleibe. Wöchentlich lege er die Beichte ab. Er bemühe sich, seine neue Lebenssituation zu akzeptieren, so der Ex-Kardinal.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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