Neues Nuzzi-Buch: „Vatikan droht Bankrott“

Dem Vatikan droht angeblich der Bankrott. Papst Franziskus soll mit einer schweren Finanzkrise konfrontiert sein, die zu einer Pleite des kleinsten Staates der Welt führen könnte.

Über diese Aussicht berichtet der Enthüllungsjournalist und Vatikan-Experte Gianluigi Nuzzi in seinem am Montag erschienenen Buch „Giudizio Universale“ (Das Jüngste Gericht). „Die Aussicht der Pleite ist zu einem konkreten Alptraum in den Heiligen Palästen geworden“, berichtete die Tageszeitung „La Repubblica“, die am Montag über Nuzzis neues Buch vom Verlag Chiarelettere ausführlich berichtete.

Papst Franziskus

APA/AFP/Vincenzo Pinto

Papst Franziskus bemühe sich, die Ineffizienz mit Reformen zu bekämpfen, so Buchautor Nuzzi

Die Kurie leiste scharfen Widerstand gegen die von Papst Franziskus vorangetriebene Transparenz in finanziellen Angelegenheiten. Auf über 3.000 vertraulichen und bisher noch nie veröffentlichten Dokumenten basiert Nuzzis neues Werk, in dem er die Gründe der akuten Finanzprobleme des Vatikans beleuchtet.

Gegenwind für Papst-Reformen

Ein starker Rückgang bei den Spenden, „unkontrolliertes“ Wachstum der Personalkosten, Wertverlust der vatikanischen Assets wie Immobilien, Mankos in den Fonds für die Pensionen und das Gesundheitswesen belasten demzufolge die Vatikan-Kassen.

Allein im Zeitraum zwischen 2015 und 2017 seien die Vatikan-Ausgaben um 62 Prozent auf 26,6 Millionen Euro gewachsen, berichtete Nuzzi in seinem Buch, das am Montagabend in Rom vorgestellt wird. Das Defizit 2019 sei um 63 Mio. Euro gestiegen, was einem Plus von fast 200 Prozent entspricht. Franziskus bemühe sich, die Ineffizienz mit Reformen zu bekämpfen, doch er sei mit zunehmendem Gegenwind konfrontiert. Der Papst sei isoliert, berichtete „La Repubblica“.

Vorwürfe von Betrug und Korruption

Der Vatikan steht ohnehin bereits seit Tagen wegen eines Finanzskandals im Kreuzfeuer der Kritik. Fünf Mitarbeitern der römischen Kurie, die Anfang Oktober im Rahmen eines Skandals um verdächtige Immobilientransaktionen suspendiert wurden, wird Betrug, Korruption, Geldunterschlagung, Geldwäsche und Amtsmissbrauch vorgeworfen, berichtete das italienische Nachrichtenmagazin „L’Espresso“ und veröffentlichte Auszüge aus Dokumenten der vatikanischen Staatsanwälte.

Laut „L’Espresso“ geht es in dem Skandal um den Missbrauch von Geldern, unter anderem aus dem sogenannten Peterspfennig, also Spenden von Gläubigen für Wohltätigkeitsinitiativen des Papstes und der Kirche. 650 Mio. Euro aus dem Peterspfennig sollen in den vergangenen Jahren vom Staatssekretariat für intransparente Geschäfte verwendet worden sein.

Angeblich Missbrauch von Spendengeldern

250 Mio. Dollar (224,34 Mio. Euro) sollen aus den Vatikan-Kassen in eine Ölplattform vor der Küste Angolas investiert worden sein. In das Geschäft war auch der italienische Ölkonzern ENI sowie die Gesellschaft Falcon Oil des afrikanischen Finanziers Antonio Mosquito verwickelt, berichtete das Nachrichtenmagazin.

Gianluigi Nuzzi

APA/AFP/Gabriel Bouys

Enthüllungsjournalist und Vatikan-Experte Gianluigi Nuzzi

Der 50-jährige Investigativjournalist Nuzzi ist durch seine aufsehenerregenden Vatikan-Bücher international bekannt. 2015 erschien sein Buch „Alles muss ans Licht“, in welchem er Missmanagement, eine chaotische Buchführung, fragwürdige Einnahmen bei Selig- und Heiligsprechungen, Behinderungen der 2013 berufenen Kommission für finanzielle Reformen sowie Fälle von Bereicherung und Vertrauensbruch im Vatikan anprangerte.

Im November 2015 begann im Vatikan-Staat ein Prozess wegen der Enthüllungen, bei dem Nuzzi wegen vorgeworfener Mittäterschaft am Hochverrat vatikanischer Geheimnisträger angeklagt war. 2016 sprach ihn ein vatikanisches Gericht frei.

religion.ORF.at/APA

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