Bischöfe unterzeichneten zweiten Katakomben-Pakt

Mehr als 40 Bischöfe aus dem Amazonasgebiet haben sich in Rom zum Schutz der Menschen in Amazonien, zu einer synodalen Kirche mit mehr Anerkennung und Verantwortung für Nicht-Kleriker sowie einem persönlich einfachen und nachhaltigen Lebensstil verpflichtet.

Zum „Pakt für das gemeinsame Haus“ gehört auch der österreichisch-brasilianische Bischof Erwin Kräutler. Am Ende eines Gottesdienstes in der am Stadtrand gelegenen Domitilla-Katakombe unterzeichneten die Bischöfe und zwei Kardinäle die gut zweiseitige Selbstverpflichtung. Damit knüpften sie an einen ersten Katakomben-Pakt an, mit dem sich im November 1965 am selben Ort gut 40 lateinamerikanische und einige europäische Bischöfe zu einer Kirche der Armen verpflichtet hatten.

Initiiert wurde dieser zweite Pakt unter anderem von österreichisch-brasilianischen Bischof Erwin Kräutler. Darin verpflichten sich die Bischöfe unter anderem zu einer „integralen Ökologie“ und dem Schutz des amazonischen Regenwaldes in Verpflichtung gegenüber dem Bund Gottes mit seiner ganzen Schöpfung. Sie erneuern ihre „vorrangige Option für die Armen, vor allem unter den Indigenen“, verschreiben sich dem Einsatz gegen jede Form von Gewalt, verpflichten sich zur Ökumene und einer synodalen Kirche, in der alle Getauften sich mit ihrem Anliegen und Stärken einbringen können.

Frauen „angemessen“ stärken

Insbesondere der vielfältige Einsatz und Dienst von Frauen, die Gemeinschaften in Amazonien leiten, müsse anerkannt werden. Daher wollen die Bischöfe Frauen, die eine Dorfgemeinschaft und Gemeinde de facto leiten, „mit angemessenen Diensten und Ämtern stärken“. Darüber hinaus wollen die Bischöfe sich stärker dafür einsetzen, dass die katholische Kirche vor Ort präsenter ist und „das Recht der Gemeinden auf den Tisch des Wortes und den Tisch der Eucharistie verwirklicht ist“.

3-D-Modell von den Domitilla-Katakomben

APA/Zimmermann/Kanngießer

Eine Montage aus 3-D-Modell und Fotos der römischen Domitilla-Katakombe

Schließlich verpflichten sich die Bischöfe "angesichts der Konsum-Lawine zu einem „frohen, nüchternen und einfachen Lebensstil an der Seite der Menschen, die wenig oder nichts haben“. Die Feier und Unterzeichnung des neuen Paktes fand parallel zur dreiwöchigen Amazonien-Synode statt, die noch bis zum 27. Oktober im Vatikan tagt.

Stola vom ersten Pakt

An dem Gottesdienst unter Leitung des brasilianischen Kardinals Claudio Hummes, der als Generalrelator auch eine wesentliche Rolle bei der aktuell im Vatikan stattfindenden Amazonien-Synode hat, nahmen insgesamt rund 150 Gläubige teil: etliche Priester und Ordensfrauen, indigene Vertreter und andere. In seiner Predigt betonte Kardinal Hummes, wichtig seien das persönlich gelebte Zeugnis jedes Einzelnen für Christus und das Volk wie auch das Gebet füreinander, insbesondere die Menschen Amazoniens.

Bischof Kräutler wurde am Ende des Gottesdienstes als Anerkennung seines jahrzehntelangen Einsatzes für die Menschen im Amazonasgebiet eine Stola des 1999 verstorbenen brasilianischen Erzbischofs Dom Helder Camara (1909-1999) überreicht. Kardinal Hummes legte dem 80-jährigen Kräutler, der von 1981 bis 2015 Bischof der Amazonas-Prälatur Xingu war, jene Stola um den Hals, die Camara selbst bei der Unterzeichnung des Katakomben-Pakts von 1965 getragen hatte.

Dom Helder Camara war von 1964 bis 1985 Erzbischof von Olinda und Recife. Er gehörte zu den profiliertesten Vertretern der Befreiungstheologie und kämpfte während der Militärdiktatur (1964-1985) für die Menschenrechte. Auch gründete er die ersten kirchlichen Basisgemeinden in Brasilien.

religion.ORF.at/KAP