Caritas erhält Qualitätszertifikat für 24-Stunden-Pflege

Ein österreichisches Qualitätszertifikat für Vermittlungsagenturen in der 24-Stunden-Betreuung soll ab nun die Seriosität der Agenturen und die Qualität der Pflege sicherstellen.

Aktuell werden 25.0000 Menschen von 62.000 Pflegekräften, die von 800 Agenturen vermittelt werden, zu Hause gepflegt und betreut. Für Caritas-Präsident Michael Landau stellt das Zertifikat einen Fortschritt für Betroffene, Angehörige und Betreuende dar: „Qualität muss öffentlich gefordert und gefördert werden.“

Zur Sicherstellung der Pflege brauche es aber weitere Maßnahmen, wie eine Pflege-Gesamtreform und ein verpflichtendes Pflege-Gütesiegel für alle Anbieter. „Unser Land wird alt aussehen, wenn die Reform der Pflege nicht zügig in der nächsten Legislaturperiode auf den Weg gebracht wird“, mahnte Landau.

Regeln und Standards

Das neue Qualitätszertifikat wurde am Montag erstmals von Sozialministerin Brigitte Zarfl an 15 zertifizierte Pflegeagenturen - darunter der Verein „Caritas Rundum Zuhause betreut“, das Hilfswerk und die Malteser - überreicht. Weitere 20 Qualitätszertifikate sind in Vorbereitung. Geprüft werden unter anderem die Einhaltung bestehender gesetzlicher Regelungen, Ausbildungsstandards sowie die Bezahlung der Pflegekräfte.

Notwendig wurde das Pflege-Gütesiegel wegen des unübersichtlicher werdenden Agenturen-Wildwuchses im Bereich der 24-Stunden-Betreuung. „Bislang war es nicht möglich, einheitliche Qualitätsstandards im Bereich der 24-Stunden-Betreuung durchzusetzen - auf Kosten der Betroffenen, die diese Betreuung dringend benötigen, und zum Leidwesen der Personenbetreuerinnen selbst, die bis heute mitunter zweifelhaften Vermittlungsagenturen ausgeliefert sind“, schilderte Landau.

Das neue Gütesiegel bringe mehr Transparenz, Vergleichbarkeit und Sicherheit für Betroffene wie für deren Angehörigen, aber auch für die Tausenden Betreuerinnen mit sich, zeigte sich Landau überzeugt. Für die Prüfung der Angebote ist der „Verein zur Förderung der Qualität in der Betreuung älterer Menschen“ (ÖQZ) zuständig. Nach drei Jahren erfolgt eine neuerliche Prüfung.

Weitere Schritte notwendig

Aus Sicht der Caritas müssen sollten mit dem Zertifikat auch höhere Förderungen einhergehen; zusätzlich sollten auch Qualitätsvisiten im Bereich der mobilen Hauskrankenpflege öffentlich gefördert werden. „Ziel muss es sein, dass sich möglichst alle Menschen, die auf professionelle Betreuung zuhause angewiesen sind, sich diese auch leisten können“, forderte Landau. Das entspreche auch dem Wunsch vieler Betroffener „möglichst lange zu Hause in den eigenen vier Wänden betreut zu werden“.

Als dringend erachtete Landau auch eine Gesamtreform des Pflegebereichs. „Was wir derzeit erleben, ist das Drehen an einzelnen Stellschrauben eines großen und für die Zukunft unserer Gesellschaft wichtigen Systems“, bemängelte der Caritas-Präsident. Als konkrete Maßnahmen schlug er flächendeckende Entlastungsangebote für pflegende Angehörige, etwa durch einen Rechtsanspruch auf Beratung und Ersatzpflege, vor. Betroffene selbst sollten etwa durch Kurzzeitpflege, mit einer Stärkung des mobilen Bereichs und mit einer Sicherstellung einer solidarischen Form der Finanzierung unterstützt werden.

Vor dramatischem Anstieg

Landau rechnete vor, dass bis zum Jahr 2050 mit einem Anstieg pflegebedürftiger Menschen von derzeit 450.000 auf 750.000 Menschen zu rechnen sei. In Zuge dessen würden mehr als 50.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Eine Pflegereform müsse darum auch die Stärkung und Attraktivierung des Pflegeberufs bedeuten. „Jede Reform ist zwecklos, wenn wir zu wenig Personal haben, das in der Pflege tätig ist“, zeigte sich Landau überzeugt.

24-Stunden-Betreuung der Caritas ist aktuell über den 2007 gegründeten Verein „Caritas Rundum Zuhause betreut“ geregelt. In sechs Bundesländern - Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Burgenland - erhalten Angehörige von pflegebedürftigen Menschen eine Erstberatung und bekommen in Folge Personenbetreuerinnen vermittelt.

religion.ORF.at/KAP

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