Chalupka wünscht sich Eucharistie mit Katholiken

Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka hat sich in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe) zum Reformationstag für eine gemeinsame Eucharistie von evangelischen und katholischen Christinnen und Christen ausgesprochen.

Die Ökumene bezeichnete der lutherische Bischof als „vorbildlich“. Er würde sich - wie er sagte - „aber freuen, wenn wir bei der gemeinsamen Eucharistie auch im Sinne der Gastfreundschaft weiterkämen. Das ist ein schmerzlicher Punkt.“ Die evangelische und die katholische Kirche hätten unterschiedliche theologische Auffassungen, „sollten aber am Tisch des Herren Brot und Wein teilen können“, formulierte Chalupka einen „Wunsch“ seiner Kirche.

„Hüten“ vor Bewertung von Zölibatsdebatte

Hinsichtlich der jüngst beendeten Amazonien-Synode im Vatikan und dem dortigen Votum für eine Priesterweihe verheirateter Männer in Ausnahmefällen werde er sich „hüten, hier eine Bewertung vorzunehmen“, so Chalupka auf das Thema angesprochen. „Was mich freut, ist, dass ein klarer Akzent auf die Bewahrung der Schöpfung gelegt wurde.“ In der Geschichte sei darunter nicht selten auch Beherrschung verstanden worden.

Kommentieren wollte Chalupka auch etwaige Koalitionsvarianten nicht: „Wir ergreifen aber das Wort, wenn die Würde des Menschen gefährdet ist“, so der Bischof. "Geht es um gesellschaftlichen Zusammenhalt, erinnern wir Parteien daran, was sie versprochen haben. „Die Kirche wird stets politisch sein, weil das Evangelium politisch ist“, sagte Chalupka am Reformationstag.

Michael Chalupka

APA/Roland Schlager

Zölibat und Parteipolitik: Bischof Chalupka will nicht alles kommentieren

Gott ist „parteilich“

Gott selbst sei parteilich für die Armen und Menschen am Rand der Gesellschaft, und in diesem Sinne habe auch Jesus gewirkt. Die Kirche dürfe sich aber nicht „parteipolitisch engagieren“, wie „schlimme Erfahrungen“ in der Ersten Republik zeigten, sagte Chalupka. „Kardinal Franz König (1905-2004) verdanken wir viel, um nicht mehr dorthin zu kommen“, erinnerte der Bischof an dessen Verständnis, wonach Parteien ihre Nähe zur Kirche selbst bestimmen.

Jeder Christ ist aufgerufen, sich selbst ein Bild zu machen, wohin es geht." Am Bemühen der evangelischen Kirche „auf allen Ebenen, damit der Karfreitag wieder zum Feiertag wird“, will der Bischof festhalten.

„Stolz, religiös zu sein“

Auf die Frage nach einem Leitbild für seine Amtszeit nannte Chalupka den Römerbrief, wo es in Kapitel 1, Vers 16 heißt: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die glauben.“ Chalupkas Erläuterung dazu: „Wir können auch in einer säkularen Welt, in der es oft belächelt wird, religiös zu sein, stolz sein. Das Evangelium ist eine Kraft. Es geht um die Gerechtigkeit, die Gott schenkt - und die reformatorische Kraft.“

Am Reformationatag, dem 31. Oktober, gedenken evangelische Kirchen des überlieferten Thesenanschlags Martin Luthers im Jahr 1517. Luther soll seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg, mit denen er den Ablasshandel und andere Missstände in der katholischen Kirche anprangerte, genagelt haben. Und legte damit den Grundstein für die Reformation.

religion.ORF.at/KAP

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