Kardinal Marx in Sorge wegen Antisemitismus

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat angesichts eines wachsenden Antisemitismus mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt gefordert.

„Christen und Juden werden sich niemals wieder voneinander trennen“, betonte der Erzbischof von München und Freising am Sonntagabend in der Katholischen Akademie in Berlin. Zugleich zeigte er sich „immer wieder überrascht über das Unwissen in den eigenen Reihen“. Deshalb müssten sich die Christen immer wieder neu befragen im Hinblick auf die „religiöse Komponente“ des Antisemitismus, den jahrhundertelangen Antijudaismus in der Kirche.

In der Ausbildung etwa von Priestern und Religionslehrern müssten diese Themen angemessen behandelt werden, so der Kardinal. „Jesus war Jude und ist es bis zu seinem Tod geblieben, er ist nicht katholisch geworden“, betonte Marx. Dies sei auch 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) „offenbar noch nicht für alle selbstverständlich“.

Nach Anschlag: Juden verunsichert

Kardinal Marx äußerte sich bei einer ersten gemeinsamen öffentlichen Podiumsdiskussion der Deutschen Bischofskonferenz und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte, der Anschlag auf die Synagoge von Halle habe in der jüdischen Gemeinschaft zu Unsicherheit geführt. Zugleich wertete er es als hoffnungsvolles Zeichen, dass er noch nie so viele Solidaritätsbekundungen erhalten habe wie in den vergangenen Wochen.

Kardinal Reinhard Marx

APA/dpa/AFP/Mohssen Assanimoghaddam

Kardinal Reinhard Marx äußerte seine Sorge über den wachsenden Antisemitismus

Antisemitismus nach 1945 „nie verschwunden“

Nach Auffassung des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) war der Antisemitismus in Deutschland nach 1945 „nie verschwunden“ und habe sich in dieser Zeit nur unterschiedlich artikuliert. Deshalb müsse auch der Kampf gegen den Antisemitismus „in jeder neuen Generation bei Null beginnen“. Heute müssten etwa die Kinder mit „Zuwanderungsgeschichte“, die einen großen Teil der jungen Generation bildeten, anders angesprochen werden als früher die Nachkommen der deutschen Nationalsozialisten, so der Ministerpräsident unter Hinweis auf eine Gruppe junger Muslime, die er auf einer Reise nach Auschwitz begleitet habe.

Die Antisemitismusbeauftragte der Europäischen Kommission, Katharina von Schnurbein, sprach mit Blick auf den Anschlag von Halle von einer „perfiden Strategie“ des Täters. Künftig werde immer am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur an dieses Attentat erinnert werden.

religion.ORF.ar/KAP/KNA/dpa

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