Van der Bellen empfing Bischöfe in Hofburg

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Montag die Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz mit Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze in der Hofburg empfangen und ihnen für ihren Dienst gedankt.

Er würdigte die Beziehungen zwischen Staat, Kirchen und Religionen als „äußerst kooperativ und vertrauensvoll“ und hob den vielfältigen Dienst der katholischen Kirche am Gemeinwohl in Österreich aber auch weltweit hervor.

Van der Bellen betonte das Engagement der Kirche für Friede, soziale Gerechtigkeit, den Erhalt der Umwelt und bei der Vermittlung spiritueller Antworten auf die Sinnsuche der Menschen. Kardinal Schönborn sprach mit Blick auf die Ergebnisse der Amazonien-Synode von einer nötigen ökologischen Umkehr und Änderung im Lebensstil.

„Brückenbauer zu sein, ist kein leeres Klischee“

Der Bundespräsident erinnerte eingangs, dass beinahe 80 Prozent der Menschen in Österreich Mitglied einer Kirche oder Religionsgesellschaft seien. Nicht nur die Beziehungen zwischen dem Staat und den gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften seien in Österreich äußerst kooperativ und vertrauensvoll, „genauso vertrauensvoll ist auch das Verhältnis der gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften untereinander“, stellte Van der Bellen fest.

Dazu gehöre beispielsweise die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen im Ökumenischen Rat der Kirchen genauso wie die seit einigen Jahren bestehende informelle Plattform aller gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften. „Brücke und Brückenbauer zu sein, ist kein leeres Klischee", weder für Österreich noch für Kirche und Religionen“, so Van der Bellen. Die österreichischen Bischöfe würden zeigen , „wie wichtig und zugleich selbstverständlich das Verstehen über Grenzen hinweg ist“.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und die Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz

Kathpress/Peter Lechner

Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Österreichs Bischöfen

Österreichs Beitrag zu Amazonien-Synode

„Friede in der Welt lebt auch vom Frieden zwischen den Konfessionen und Religionen“, sagte der Bundespräsident in diesem Zusammenhang und würdigte die diesbezügliche Haltung und das Engagement vieler geistlicher Amtsträger in den verschiedenen Kirchen und Religionen und sagte: „Damit der Friede wachsen kann, braucht es die Einbeziehung der Kirchen und den Dialog zwischen den Kirchen, Religionen und Kulturen. In Österreich und weit über unsere Grenzen hinaus, ist aus diesem Dialog schon viel Gutes erwachsen. Dafür danke ich den Bischöfen und wünsche weiterhin viele positive Impulse und Ergebnisse.“

Der Bundespräsident betonte in seiner Ansprache vor den österreichischen Bischöfen und Nuntius Erzbischof Pedro Lopez Quintana die globale Dimension von Kirche und verwies dabei auf die Amazonien-Synode und die Teilnahme von Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Erwin Kräutler. Beide hätten die Synode „mitgeprägt“. Das zeige auch, „wie sehr die Kirche hierzulande Teil der Weltkirche ist“.

„Höchste Wertschätzung“ für Papst Franziskus

Die Regierungen dieser Welt stünden immer wieder vor der Herausforderung, dass sie in ihrer geographischen Begrenztheit vor Problemen stehen, die global gelöst werden müssen, führte der Bundespräsident aus und sagte: "Die katholische Kirche, die von ihrem Namen her ‚allumfassend‘ ist, gibt hier ein schönes Beispiel wie man global denken und doch lokal vernetzt und verankert sein kann. Dies zeige sich in der vom Papst immer wieder angemahnten „Sorge um das gemeinsame Haus“.

Van der Bellen wörtlich: „Es ist kein Geheimnis, dass ich höchste Wertschätzung für Papst Franziskus habe“, der die Verantwortung für die Schöpfung mit dem Einsatz für soziale Gerechtigkeit verbinde. „Dieser umfassende Ansatz ist für das Zusammenleben und Wohlergehen essentiell. Ich hoffe sehr, dass es gelingen wird, die globalen menschlichen, geistigen, sozialen und ökologischen Herausforderungen gemeinsam zu meistern“, so der Bundespräsident, der ergänzte: „Ich danke allen jenen, die in diesem Sinn aus den Quellen des Glaubens schöpfen.“

Caritas „lindert Not“

Wie sehr christliche Solidarität im Inland und im Ausland gleichermaßen gelebt werde, zeige die Arbeit der Kirche in Bildung, Gesundheit, Pflege und Sozialem. „Die Spendenbereitschaft der Österreicherinnen und Österreicher gepaart mit der professionellen Hilfe der Caritas lindert hierzulande, aber auch im Ausland die oft versteckte Not vieler“, sagte das Staatsoberhaupt und schloss in Richtung der Bischöfe als Vertreter der „größten und wichtigsten Kirche im Land“: „Ich danke Ihnen für Ihre Tätigkeit für unsere Gesellschaft.“

Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Kardinal Christoph Schönborn

Kathpress/Peter Lechner

Präsident Van der Bellen - wiedereingetretener evangelischer Christ - empfing den römisch-katholischen Kardinal Schönborn

Schönborn dankbar für öko-freundlichen Präsidenten

An den Bundespräsidenten anknüpfend zeigte sich Kardinal Schönborn dankbar dafür, mit Van der Bellen ein Staatsoberhaupt zu haben, für den die ökologische Frage schon seit Jahren ein Anliegen sei. Das zentrale Leitwort der Synode sei „Konversion“ gewesen. Damit sei ein notwendiges Umdenken und eine daraus resultierenden Umkehr gemeint und zwar in ökologischer, sozialer, kultureller und auch pastoraler Hinsicht.

An erster Stelle brauche es eine „ökologische“ Konversion und ein Änderung des Lebensstils in den Wohlstandszonen der Welt. „Ihr erwartet von uns, dass wir den Amazonaswald erhalten, ihr seid aber nicht bereit, euren Lebensstil zu ändern“, hatte ein Amazonasbischof die Sache auf den Punkt gebracht, so Schönborn.

Bei der Synode sei deutlich geworden, wie eng die ökologische Herausforderung mit einer soziale und kulturelle Umkehr verbunden sei, etwa im Blick auf den Schutz der indigenen Minderheit im Amazonasgebiet. Papst Franziskus habe daher am Ende der Synode die Teilnehmer aufgefordert, diese Generalperspektive beizubehalten. „Wir sollen mit den Medien über diese Hauptsache, und nicht über Nebensächliches reden“, habe der Wunsch des Papstes gelautet, so der Kardinal.

Verzicht lernen

Der konkrete Beitrag von Religion bei der Bewältigung dieser globalen Herausforderungen sei neben eines umfassenden Sinnhorizonts die Befähigung zum Verzicht, zeigte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz überzeugt und sagte: „Das spirituelle Potenzial zum Verzicht speist sich aus der Quelle des Evangeliums.“

Das Leben von Bischof Erwin Kräutler mache deutlich, welch wichtige Rolle Religion beim konkrete Engagement für die Menschen vor Ort habe, betonte der Kardinal und überreichte dem Bundespräsidenten als Geschenk das jüngste Buch des austro-brasilianischen Bischofs.

religion.ORF.at/KAP

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