Katholische und orthodoxe Bischöfe tagten gemeinsam

Die Mitglieder der römisch-katholischen und der orthodoxen Bischofskonferenz sind am Montagnachmittag in Wien erstmals zu einer gemeinsamen Sitzung zusammengekommen.

Kardinal Christoph Schönborn konnte dabei in seiner Funktion als Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz den griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis), den serbisch-orthodoxen Bischof Andrej (Cilerdzic) und den rumänisch-orthodoxen Bischof Serafim (Joanta) im Wiener Erzbischöflichen Palais begrüßen. Weiters nahmen an den Beratungen auch ein Vertreter des orthodoxen Patriarchats von Antiochien (Erzpriester Nikola Wahbeh) sowie weitere Vertreter der griechischen Kirche (Erzpriester Ioannis Nikolitsis und P. Athanasius Buk) sowie der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nikolae Dura teil.

Vesper in der orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale (Kardinal Christoph Schönborn und Metropolit Arsenios (Kardamakis)

Kathpress/Georg Pulling

Kardinal Schönborn und Metropolit Arsenios

Im Mittelpunkt der Gespräche, die unter dem Vorsitz von Kardinal Schönborn und Metropolit Arsenios stattfanden, stand unter anderem die verstärkte Zusammenarbeit beim schulischen Religionsunterricht. So gebe es bereits seit Jahren eine international beachtete Kooperation zwischen katholischer und orthodoxer Kirche bei der Religionslehrerausbildung, die in der katholischen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems stattfindet. Die anwesenden Amtsträger der Kirchen zeigten sich überzeugt, dass eine noch engere Zusammenarbeit beim Religionsunterricht nötig und wünschenswert sei.

Orthodoxe Amtsträger fühlen sich wertgeschätzt

Mit Dankbarkeit wisse man sich von der katholischen Kirche wertgeschätzt und konkret unterstützt, betonten alle orthodoxen Amtsträger. Sichtbares Zeichen dafür seien beispielsweise die zahlreichen katholischen Kirchen und Räume, die den verschiedenen orthodoxen Gemeinden oft unentgeltlich zur Verfügung gestellt würden. Das positive ökumenische Klima zwischen beiden Kirchen wirke auch in die orthodoxen Herkunftsländer beispielsweise auf dem Balkan zurück und könnten so einen Beitrag zur Überwindung historischer Spannungen beitragen.

Insgesamt begrüßten die orthodoxen und katholischen Bischöfe die positiven Rahmenbedingungen für die Kooperation von Staat und Kirchen in Österreich. Als die beiden größten Kirchen des Landes seien die katholische und die orthodoxe davon besonders betroffen. Die Vertreter beider Kirchen sprachen sich dafür aus, dass ähnliche Begegnungen beider Bischofskonferenzen in regelmäßigen Abständen stattfinden sollten.

Begegnung der katholischen und orthodoxen Bischofskonferenz im Wiener Erzbischöflichen Palais

Kathpress/Georg Pulling

Begegnung der katholischen und orthodoxen Bischofskonferenz im Wiener Erzbischöflichen Palais

Den liturgischen Abschluss fand das erste katholisch-orthodoxe Bischofstreffen am Montagabend mit einer Vesper in der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale in der Wiener Innenstadt. Neben den orthodoxen und katholischen Bischöfen nahmen daran auch weitere orthodoxe Geistliche und Gläubige beider Konfessionen teil.

Orthodoxe Bischöfe hielten Konferenz ab

Sieben orthodoxe Kirchen haben in Österreich kirchliche Strukturen und sind - theoretisch - seit 2010 in der Bischofskonferenz vertreten: die Griechisch-orthodoxe Kirche (Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel), das Patriarchat von Antiochien, die Russisch-orthodoxe, Serbisch-orthodoxe, Rumänisch-orthodoxe, Bulgarisch-orthodoxe und Georgisch-orthodoxe Kirche.

Nicht vertreten waren bei den Beratungen am Montag im Erzbischöflichen Palais die bulgarische, georgische und russische orthodoxe Kirche. Der Bischofssitz der Georgischen Kirche ist derzeit vakant, weshalb die Georgier zurzeit nicht in der Bischofskonferenz vertreten sind. Da die russische Kirche seit rund einem Jahr die kirchliche Gemeinschaft mit dem Patriarchat von Konstantinopel abgebrochen hat, nehmen derzeit auch keine Vertreter dieser Kirche an Versammlungen der Bischofskonferenz teil.

Aufgrund eines laut Kathpress die Türkei betreffenden internen Konflikts zwischen dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und dem Patriarchat von Bulgarien nimmt derzeit auch kein Vertreter der bulgarischen orthodoxen Kirche an den Aktivitäten der Bischofskonferenz teil.

Auch eigene orthodoxe Herbstvollversammlung

Die orthodoxen Bischöfe hatten vor der gemeinsamen Tagung mit ihren katholischen Amtsbrüdern am Montag auch ihre eigene Herbstvollversammlung in Wien abgehalten. An dieser Tagung hatte auch noch Metropolit Isaak (Barakat) vom Patriarchat von Antiochien teilgenommen.

Die orthodoxe Bischofskonferenz ist das höchste Gremium der Orthodoxen Kirche in Österreich. Sie vertritt die Kirche gegenüber dem Staat Österreich und seinen Behörden. Zugleich ist die Bischofskonferenz für gesamtösterreichische Aktivitäten zuständig. Das betrifft vor allem den Religionsunterricht, die Militär- und Krankenhausseelsorge sowie die Jugendarbeit.

Da der Patriarch des Ökumenische Patriarchats von Konstantinopel (derzeit Bartholomaios I.) das Ehrenoberhaupt der Orthodoxen Kirche ist, ist auch der jeweilige griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria (derzeit Arsenios Kardamakis) oberster Repräsentant der Orthodoxen Kirche in Österreich und steht damit auch der Orthodoxen Bischofskonferenz vor.

religion.ORF.at/KAP/APA

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