St. Martin: Vom Soldat zum Heiligen

Einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche, der auch von Evangelischen, Orthodoxen, Anglikanern, Kopten und armenischen Christen verehrt wird, war zunächst Soldat.

Martin (der Name bedeutet „dem Kriegsgott Mars geweiht“) wurde im Jahr 316 in der heute in Ungarn gelegenen Stadt Sabaria geboren. Der Sohn eines römischen Tribuns trat auf Wunsch seines Vaters in die Armee ein. Mit 18 Jahren rettete er der Legende nach einem armen Mann das Leben, indem er seinen Mantel mit dem Schwert teilte und dem Mann schenkte.

Kurze Zeit später empfing der nach Gallien zurückgekehrte Soldat in Amiens die Taufe, quittierte seinen Dienst und wurde zunächst Missionar. 371 wurde Martin zum Bischof von Tours an der Loire gewählt. Der heilige Martin gilt als Patron der Bettler, der Geächteten und der Kriegsdienstverweigerer.

Starke Legendenbildung

Mit dem Ereignis seiner Wahl verbindet sich die Erzählung, Martin habe sich in einem Gänsestall versteckt, um einer möglichen Wahl zu entgehen. Durch das Geschnatter der Vögel sei jedoch sein Aufenthalt verraten worden. Diese Darstellung wird auch gerne von Kinderspielgruppen aufgeführt. Eine andere Legende erzählt, dass Martin bei einer Predigt durch Gänsegeschnatter unterbrochen wurde, worauf die Gänse gefangen und zubereitet wurden.

El Greco: Martin und der Bettler, um 1597 - 99, National Gallery of Art in Washington

Public Domain/Joachim Schäfer/Ökumenisches Heiligenlexikon

El Greco: Martin und der Bettler, um 1597-99, National Gallery of Art in Washington

Der Überlieferung nach muss Martin ein überzeugender und glaubwürdiger Bischof gewesen sein. Er wusste Gebet, Seelsorge und Caritas zu verbinden. Martin starb am 8. November 397 in Candes, einer Pfarrei seines Bistums.

Viele Bräuche zu „Martini“

Bereits mit seinem Tod begann eine Welle der Verehrung, weshalb Bischof Martin unter den Heiligen eine Sonderrolle eingeräumt wurde. Er ist der erste christliche Heilige, der als Nicht-Märtyrer zur Ehre der Altäre erhoben wurde. Außerdem stieg er im Frankenreich unter König Chlodwig (481-511) zum „Nationalheiligen“ auf. Über viele Jahrhunderte hinweg stellte der Martinstag eine wichtige Markierung dar. So markierte er einst unter anderem Winteranfang und Jahresbeginn, an dem Zins- und Pachtzahlungen fällig waren.

In zahlreichen Pfarren finden am Vorabend des 11. Novembers Martinsumzüge statt, bei denen Kinder Lichterlaternen und Lampions tragen. Zum Brauch gehört auch die „Martinigans“, zu der häufig der junge Wein des Jahrgangs verkostet wird. Im Burgenland, dessen Patron der heilige Martin ebenfalls ist, nennt man das „Martiniloben“.

135. Bischof nach dem heiligen Martin

Mittlerweile gibt es in Tours den 135. Bischof nach dem heiligen Martin. Anfang November hat Papst Franziskus Vincent Jordy zum Erzbischof von Tours ernannt. Der 58-Jährige stammt aus dem südfranzösischen Perpignan. Nach Studien der Rechts- und Politikwissenschaften in Straßburg ging Jordy zum Philosophie- und Theologiestudium nach Rom. 1992 wurde er in Straßburg zum Priester geweiht.

religion.ORF.at/APA/KAP