Frankreichs Bischöfe beschäftigen Missbrauchsfälle

Die römisch-katholischen Bischöfe Frankreichs beschäftigt in ihrer Herbsttagung das Thema Missbrauch. Die Kirche ist derzeit in einem Prozess der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen. Die Bischöfe stimmten auch über Entschädigungszahlen für Opfer ab.

Der Vorsitzende der Aufklärungskommission von sexuellem Missbrauch in der Kirche (CIASE), Jean-Marc Sauve, hat den Bischöfen seinen ersten Bericht präsentiert. „Die Mehrheit der Missbrauchsfälle geschah in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren, viel mehr als in den folgenden Jahrzehnten“, zitierten verschiedene französische Medien Sauve in Lourdes, wo noch bis Sonntag die Herbsttagung der Französischen Bischofskonferenz stattfindet.

Aufarbeitung „schwieriger als erwartet“

Sauve gab demnach an, die Aufarbeitung sei „sehr viel schwieriger als erwartet, aber nicht unmöglich“. Insgesamt erreichten Sauve seit Juni 2.800 Anrufe und Briefe. 800 Menschen stimmten zu, einen detaillierten Fragebogen auszufüllen, und etwa 20 seien persönlich angehört worden. 98 Prozent der mutmaßlichen Täter sollen Sauve zufolge Männer gewesen sein, davon 70 Prozent Priester und 30 Prozent Ordensleute.

Nur in insgesamt 12 Prozent der Fälle soll die Justiz eingeschaltet worden sein. 85 Prozent der mutmaßlichen Opfer sind demnach heute über 50 Jahre alt, 61 Prozent Männer. 87 Prozent der Opfer waren zum Zeitpunkt des Missbrauchs minderjährig. Noch bis Juni 2020 können sich mutmaßliche Opfer bei der Kommission melden. Anfang 2021 soll Sauve Empfehlungen veröffentlichen.

Keine „Entschädigung“, sondern Anerkennung

Am Samstag stimmen die Bischöfe zudem über finanzielle Entschädigungen für mutmaßliche Missbrauchsopfer Geistlicher in Frankreich ab. Dabei ginge es um eine pauschale Einmalzahlung, sagte der dafür zuständige Bischof von Saint-Denis, Pascal Delannoy, in Lourdes vor Medienvertretern. Es werde keine „Entschädigung“ werden, sondern eine „Anerkennung“ des Leids, sagte Delannoy. Über die Höhe der Summe werde noch diskutiert. Diese „Anerkennung“ sollen Opfer erhalten, die bereits ein Gerichtsverfahren durchlaufen haben oder deren Fälle verjährt sind.

Eines der Opfer, Veronique Garnier, sagte, die Kirche müsse nun ihre „Verantwortung“ für die Missbrauchsfälle anerkennen. „Das kann eine Geldsumme sein, aber vor allem die Worte sind wichtig. Von einer ‚finanziellen Geste‘ gegenüber den Opfern zu sprechen, ist herablassend“, so Garnier.

Hunderte Priester in Mexiko beschuldigt

In Zentralamerika hat unterdessen in dieser Woche die katholische Kirche in Mexiko neue Zahlen in Sachen Missbrauchsaufklärung veröffentlicht. Wie die Zeitung „La Jornada“ (Donnerstag-Ausgabe) berichtete, geht die Bischofskonferenz des Landes davon aus, dass die Zahl der in den vergangenen neun Jahren beschuldigten Geistlichen bei bis zu 300 liegen wird. Anfang 2019 war bekanntgegeben worden, dass seit 2010 insgesamt 152 Priester in Mexiko wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern oder Jugendlichen von ihren Ämtern suspendiert worden seien.

Der Vorsitzende der Mexikanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Rogelio Cabrera Lopez von Monterrey, sagte laut Medienberichten, dass die Aufarbeitung „Stück für Stück“ vorangehe. Er sei zuversichtlich, in einigen Monaten genauere Angaben über das Ausmaß des kirchlichen Missbrauchs machen zu können. Die Bischöfe müssten „die Fehler der Vergangenheit anerkennen“, so Cabrera.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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