Religionsunterricht: Wissenschaftler wollen Dialog

Im Blick auf die Zukunft des Religionsunterrichts und die religiöse Bildung in Österreich insgesamt melden Religionspädagoginnen und -pädagogen dringenden Gesprächsbedarf mit der künftigen Regierung an.

Im Vorfeld der Nationalratswahl eingeholte Stellungnahmen der Parteien zu diesem Thema würden aufzeigen, dass es eines dringenden „Austauschs zwischen Bildungspolitik, den Kirchen und Religionsgemeinschaften und der wissenschaftlichen Religionspädagogik“ bedarf, heißt es in einer Stellungnahme der „Arbeitsgemeinschaft der ReligionspädagogInnen an Österreichs Universitäten“, die der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress vorliegt.

Zwar werde die Notwendigkeit religiöser Bildung von allen Parteien betont, doch gebe es große Unterschiede bei der Frage, wie dieses Bildungsziel erreicht werden solle: „Diese reichen vom konfessionellen Religionsunterricht in der gegenwärtigen Form und Ethikunterricht als Ersatzfach bis zu einem ‚neutralen‘ Religionen-und Ethikunterricht“, so die ARGE.

Gesprächsbedarf beim Thema Wertebildung

Konkret orte man Gesprächsbedarf etwa beim Thema Wertebildung über Religions- und Kulturgrenzen hinweg. Das werde von allen Parteien begrüßt, es sei aber zu diskutieren, „ob diese Aufgabe schulischer Bildung eher über bekenntnisorientierte oder ‚neutrale‘ Organisationsformen zu erfüllen“ sei.

Darüber hinaus zeugten die Partei-Rückmeldungen offenbar von sehr „heterogenen Erfahrungen mit dem und Bildern vom Religionsunterricht“, heißt es darin weiter. Dazu halten die Religionspädagogen fest: „Ein indoktrinierendes Verständnis religiöser Bildung hat keinen Platz in der Schule“. Vielmehr sei religiöse Bildung „orientierend und informierend“ zu konzipieren, „um einen Beitrag zum sozialen Frieden und zum Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft zu leisten“.

Ethikunterricht auf Eis

Angesichts der von der damaligen ÖVP/FPÖ-Regierung im Frühjahr im Ministerrat zwar beschlossenen, aber derzeit auf Eis liegenden Einführung eines Ethikunterrichts für Schüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, drängen die Religionspädagogen auf einen Dialog über das künftige strukturelle Zueinander von Religions- und Ethikunterricht: „Was ist das jeweils eigene unverwechselbare Proprium, welche Formen von Kooperation sind denkbar?“

Schließlich drängen die Religionspädagogen auf eine Evaluierung laufender interkonfessioneller Religionsunterricht-Versuche, um so seitens des Religionsunterrichts „die Bildungsziele der österreichischen Schule bestmöglich zu unterstützen“.

Unterzeichnet wurde die Stellungnahme von den katholischen Religionspädagogen und -pädagoginnen Andrea Lehner-Hartmann (Universität Wien), Martina Kraml (Universität Innsbruck) und Wolfgang Weirer (Universität Graz) sowie von den evangelischen Religionspädagogen Martin Rothgangel und Robert Schelander (beide Universität Wien) und von den islamischen Religionspädagogen Ednan Aslan (Universität Wien) und Zekirija Sejdini (Universität Innsbruck).

religion.ORF.at/APA

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