Papst erfüllt sich Jugendtraum und reist nach Japan

Am 23. November erfüllt sich Papst Franziskus einen Jugendtraum. Er wollte ursprünglich als Missionar nach Fernost. Nun reist er nach Japan und zuvor auch nach Thailand. Es ist seine 32. Auslandsreise.

Japan und die Jesuiten - das ist ein besonderes Verhältnis. 1549 kam der Asien-Missionar Franz Xaver als erster Jesuit an Bord eines Piratenschiffs in das damals weitgehend isolierte Land der aufgehenden Sonne. Papst Franziskus, der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri reist per Flugzeug.

Der Papst kommt von Bangkok aus mit Thai Airways geflogen, denn in der thailändischen Hauptstadt beginnt seine 32. Auslandsreise. Diese führt ihn zwischen 19. und 26. November zunächst nach Thailand und dann nach Japan.

350 Jahre Mission in Thailand

Vor 350 Jahren war in Bangkok die erste offizielle katholische Mission errichtet worden. Das Jubiläum ist formaler Anlass des Papstbesuchs in dem buddhistisch geprägten Königreich. Mit an die 400.000 Gläubigen sind die Katholiken unter den 69 Millionen Einwohnern Thailands eine sehr kleine religiöse Minderheit. Sie leben in 11 Diözesen mit 436 Gemeinden und 662 Priestern. Papst Franziskus ist nach einer Visite von Papst Johannes Paul II. am 10. Mai 1984 der zweite Papst, der das Land besucht.

Eine weiß gekleidete Ordensfrau zeigt das thailändische Gewand für Papst Franziskus

Reuters/Soe Zeya Tun

Für Papst Franziskus wurden extra „thailändische“ Gewänder angefertigt

Ein inhaltlicher Schwerpunkt des Besuchs in Bangkok ist das Treffen mit dem Obersten Patriarchen der dortigen buddhistischen Mönche, Ariyavongsagatanana IX. Etwas erstaunlich ist, dass in Thailand, einem Zentrum für Südostasiens Flüchtlingskrise, diesem Thema kein offizieller Programmpunkt gewidmet ist. Dabei ist Bangkok regionales Hauptquartier für Caritas International und den Flüchtlingsdienst der Jesuiten. Und dass katholische Flüchtlinge aus Pakistan sich nicht zur Papstmesse trauen, aus Angst aufgegriffen und abgeschoben zu werfen, wirft sicher einen Schatten auf den Papstbesuch.

Flüchtlingskrise kein Thema

So steht am ersten vollen Programmtag, dem 21. November, neben den Begegnungen mit der Staats- und Regierungsspitze, etwa bei König Maha Vajiralongkorn (Rama X.), und einer Rede vor Vertretern von Politik, Diplomatie und Zivilgesellschaft ein Besuch in einem Krankenhaus auf der Tagesordnung.

Am Abend feiert Franziskus einen großen Gottesdienst im Nationalstadion in Bangkok. Auch tags darauf widmet sich der Papst der Stärkung von Thailands kleiner christlicher Herde: Er trifft Ordensleute, Priester, Bischöfe, Jesuiten und Vertreter anderer Kirchen. Zum Abschluss des Besuchs feiert er eine Jugendmesse in der Kathedrale der thailändischen Hauptstadt.

In Thailand trifft Franziskus auch seine Cousine zweiten Grades. Die 77-jährige Don-Bosco-Schwester Ana Rosa Sivori lebt seit 1966 als Missionarin in dem Land.

Herzensangelegenheit Japan

Am 23. November reist Papst Franziskus nach Tokio weiter. In Japan könnte das bei der jüngsten Amazonien-Synode virulente Thema Inkulturation erneut aufkommen. Warum, so lässt sich fragen, ist die katholische Kirche in Südkorea verhältnismäßig stark - fast 11 Prozent der Bevölkerung sind katholisch -, in Japan aber so schwach vertreten (0,4 Prozent)? Exakte Analysen sind rar. Manche, darunter japanische Katholiken selbst, meinen, Japans Kirche verkörpere nicht gerade das, was Franziskus ständig predigt: Sie sei eher verschlossen, etwas elitär und kulturell stark westlich orientiert.

Katholische Feier in einer Kirche nahe Tokyo

Reuters/Issei Kato

Papst Franziskus wollte ursprünglich Missionar in Fernost werden

Die Japan-Visite gilt als Herzensangelegenheit des Papstes. Als junger Mann war Jorge Mario Bergoglio in den Jesuitenorden eingetreten mit dem Ziel, als Missionar nach Fernost entsandt zu werden, allerdings entschieden seine Oberen anders. Der nunmehrige Besuch steht unter dem Motto „Schützt alles Leben“ und stammt aus Franziskus’ Sozial- und Umweltenzyklika „Laudato si“.

Besuch von Nagasaki und Hiroshima

Für Sonntag (24. November) sieht das päpstliche Reiseprogramm einen 15-stündigen, thematisch dicht gepackten Tagesausflug nach Nagasaki und Hiroshima vor. Er beinhaltet eine Papstbotschaft gegen Atomwaffen, das Gedenken an christliche Märtyrer und eine Messe im Baseball-Stadion von Nagasaki.

Nagasaki, von Mitte des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts Zentrum der Jesuiten-Mission, ist Japans katholische Hochburg. Immerhin vier Prozent der Bevölkerung hier sind katholisch. Nach dem Verbot des Christentums 1614 und der Ausweisung oder Ermordung ausländischer Missionare hat hier die Kirche mehr als 250 Jahre lang im Untergrund überlebt. Mit eigenen Riten und einer als buddhistische Figur verkleideten Maria haben Generationen ihren Glauben gelebt und weitergegeben, inklusive Taufen, Gottesdienste, Eheschließungen, Beerdigungen - und ohne Priester.

Keine interreligiösen Begegnungen

In Hiroshima hielt Johannes Paul II. 1981 in japanischer Sprache eine eindrückliche Anti-Atomwaffen-Rede. Inhaltlich dürfte Papst Franziskus kaum anderes sagen. Seine Kulisse ist aber nicht mehr der alte Kalte Krieg, sondern das neue Raketenrasseln in Russland, den USA und - nahe an Japan - Nordkorea.

Auffällig ist: In Japan ist keine interreligiöse Begegnung vorgesehen. Dabei zählt Japan zu den Ländern, in denen Gespräche zwischen Religionen schon früh begannen. Neben einem ausgeprägt disziplinierten Arbeitsethos pflegen die meisten Japaner eine buddhistisch-shintoistische Religiosität. Relevant wird Religion bei Geburt und Tod sowie besonderen Herausforderungen wie vor Prüfungen in großen Universitäten oder auch zum japanischen Neujahrsfest.

Hohe Suizidrate

Lebenskrisen dagegen versuchen viele Japaner mit sich selbst auszumachen. Eine hohe Suizidrate besonders unter männlichen Singles, die an Einsamkeit und Leistungsdruck zerbrechen, ist ein Problem, das auch Tokios Erzbischof Tarcisio Isao Kikuchi benennt. Am 25. November könnte auch Franziskus bei seiner Begegnung mit Jugendlichen in der Kathedrale von Tokio darauf zu sprechen kommen.

Diesen Tag beginnt der Papst mit einem Treffen mit Opfern der „Dreifach-Katastrophe“ vom März 2011: Erdbeben, Tsunami und der Reaktorunfall von Fukushima. Anschließend trifft er Kaiser Naruhito. Er und Franziskus haben eines gemeinsam: Sie übernahmen ihr Amt, nachdem ihre Vorgänger - Akihito (85) und Benedikt XVI. (92) - seit Jahrhunderten die ersten waren, die von ihren Ämtern auf Lebenszeit zurücktraten.

Politik zum Schluss

Die üblicherweise ersten Programmpunkte eines Papstbesuchs gibt es in Tokio fast am Ende: Regierungschef Shinzo Abe und andere Vertreter von Politik und Diplomatie trifft Franziskus erst am Abend des vorletzten Besuchstags, nach einer Messe im „Tokyo Dome“-Stadion.

Den letzten Tag widmet Franziskus seinem Orden, den Jesuiten. Nach einer Frühmesse mit Ordensbrüdern besucht er die Sophia-Universität, eine von Jesuiten 1913 gegründete Hochschule in Tokio mit internationalem Lehrkörper.

Priester: Papst kann neue Aspekte bringen

Nach Einschätzung des aus Deutschland stammenden, in Bangkok tätigen Priesters Jörg Dunsbach kann Papst Franziskus mit seiner Reise nach Thailand und Japan ein wichtiges Hoffnungssignal für Asien geben: Je mehr China seinen Einfluss in der Region ausweite, umso wichtiger werde es, darauf hinzuweisen, dass es eine Religion gebe, deren Menschenbild „zumindest anders“ sei als das chinesische Menschenbild, so Dunsbach am Montag im Interview mit Radio Vatikan.

Der Vormarsch Chinas sei ein bedeutender Faktor für Unruhe und Verlust von Sicherheiten in der Region. Der Papst könne an Ort und Stelle „eine Botschaft weit jenseits der großen gesellschaftlichen und politischen Diskussionen verkünden“. Durch das Ansprechen von „Dingen, die verlässlich sind“ - nämlich konkret, „dass Menschen im Glauben Sicherheiten finden. Dass bei aller Planung und Berechnung die Transzendenz nicht verloren gehen darf“ - könne Franziskus einen neuen Aspekt in die Situation bringen.

religion.ORF.at/APA/KAP

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