Kirche begeht „Welttag der Armen“

Die römisch-katholische Kirche begeht auf Anregung von Papst Franziskus am Sonntag zum dritten Mal den „Welttag der Armen“. Er soll konkrete Zeichen der Nächstenliebe und Impulse zur Bekämpfung von Armut geben.

In Pfarren und Diözesen, kirchlichen Gemeinschaften und sozialen Organisationen gibt es jeweils am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres Initiativen dazu, heuer unter dem biblischen Motto „Der Elenden Hoffnung ist nicht für immer verloren“. In Österreich fällt der Welttag mit dem „Elisabethsonntag“ der Caritas zusammen, an dem die in allen Pfarren durchgeführte Spendensammlung für Bedürftige bereits lange Tradition hat.

Kümmern um bedürftige Menschen

Für die Gestaltung der Sonntagsgottesdienste liefern die diözesanen Caritas-Verbände Anregungen: Teils werden am „Welttag der Armen“ Warenkörbe für die Sammlung von Lebensmitteln aufgestellt, die dann an Einrichtungen der Sozialhilfe oder direkt an bedürftige Menschen weitergeleitet werden.

Ermuntert wird, armutsbetroffene Personen zu einem Essen im Pfarrsaal oder im Gasthaus einzuladen oder mobilitätseingeschränkte Menschen oder pflegende Angehörige zu besuchen. Weiters gab es schon in den Vorjahren vielerorts von Fachleuten begleitete „Rundgänge der Armut“, bei denen im Pfarrgebiet liegende Hilfseinrichtungen für arme und armutsgefährdete Menschen besucht werden.

Schönborn lädt Armutsbetroffene ein

Spezielle Höhepunkte finden am „Welttag der Armen“ in manchen Domkirchen statt: Im Wiener Stephansdom etwa hält Caritas-Präsident Michael Landau um 10.15 Uhr den Festgottesdienst zum „Welttag der Armen“. Bereits am Vortag lädt Kardinal Christoph Schönborn am Samstag um 16.00 Uhr besonders alle von Armut Betroffenen zu einem Segensgottesdienst in den Stephansdom, der in ein Festmahl im benachbarten Curhaus sowie im Wiener Franziskanerkloster mündet. Am Folgetag lädt der Wiener Erzbischof zur Vorführung des Films „König der Löwen“ in ein Cineplexx-Kino. Der Kinobetreiber hat allen geladenen Gästen Popcorn und Getränk gespendet, teilte die Erzdiözese Wien mit.

Eine Bettlerin beim Franziskanerkloster in Salzburg

APA/Barbara Gindl

Die römisch-katholische Kirche begeht am Sonntag den „Welttag der Armen“

In etlichen Wiener Pfarren werden zudem nach den Gottesdiensten Säckchen mit Rosenblüten-Kräutersalz verkauft, die von einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Retz gefertigt wurden. Die Rosen sollen auf die Caritas-Patronin Elisabeth von Thüringen verweisen, an die am „Elisabethsonntag“ traditionell erinnert wird.

Über persönliche Erfahrungen sprechen

In der Diözese St. Pölten berichten bei den Sonntagsgottesdiensten am „Welttag der Armen“ in mehr als 50 Pfarren Caritas-Mitarbeiter über ihre Tätigkeit und ihre persönlichen Erfahrungen mit Armut. Bei der im Vorjahr stattgefundenen ersten Auflage sei diese Initiative gut angenommen worden, heißt es von Seiten der diözesanen Hilfsorganisation.

Nach den Gottesdiensten wird vielerorts ein „Caritas-Tee“ der Firma Sonnentor zugunsten der Caritas-Inlandshilfe verkauft bzw. heißer Tee gegen eine Spende ausgeschenkt. Weitere Pfarren laden ein zur Abgabe haltbarer Lebensmittel und Hygieneartikel, was dann direkt an bedürftige Menschen verteilt oder an Soma-Märkte weitergegeben wird.

Hinhören auf Sorgen der Menschen

In Kärnten läuft noch bis zum „Tag der Armen“ eine von Diözese Gurk-Klagenfurt und Caritas veranstaltete Begegnungswoche, diesmal im Bezirk Völkermarkt. Bei den zahlreichen Aktionen, darunter „Sozialdialoge“, Austausch-Veranstaltungen und ein Dekanatstag für Pfarrgemeinderäte, stehen das Hinhören auf Sorgen und Nöte der Menschen, jedoch auch das Sichtbarmachen gelebten sozialen Engagements im Mittelpunkt. Der Innsbrucker Caritasdirektor Georg Schärmer wird am Sonntag um 14.30 Uhr einen Festvortrag im Kärntner kirchlichen Bildungshaus Tainach halten, zudem gibt es eine Vernissage heimischer Künstler.

In den Salzburger Stadtpfarren ist der 17. November zum „Umverteilungstag“ ausgerufen worden: Von 9 bis 12 Uhr haben bedürftige Menschen in den Pfarren Mülln, Liefering, St. Martin, Itzling, Parsch und Salzburg Süd (Morzg) die Möglichkeit, ihre Lebenssituation bzw. finanzielle Sorgen in einem vertraulichen Vier-Augen-Gespräch darzulegen. Ein Komitee entscheidet daraufhin über Unterstützungsmöglichkeiten. Bereits zuvor findet von Donnerstag bis Samstag im Europapark eine Lebensmittelsammlung statt. Dabei werden vor einem Lebensmittelgeschäft Bedarfslisten für Menschen in Not in Salzburger Caritas-Einrichtungen verteilt, mit der Bitte an die Kunden, einzelne Produkte davon zu kaufen.

Papst will „andere Gesellschaft“

Naturgemäß gibt es auch im Vatikan spezielle Schwerpunkte am kirchlichen Welttag. Papst Franziskus feiert am Sonntag um 10 Uhr die Heilige Messe im Petersdom und hat dazu besonders Armuts-Betroffenen aus Rom und verschiedenen italienischen Diözesen eingeladen sowie Menschen, die sich für diese einsetzen. 1.500 von ihnen kommen nach dem Ende der Messe in die vatikanische Audienzhalle zum Mittagessen mit dem Papst.

Zeitgleich gibt es auf dem Petersplatz in einem Medizinzentrum eine Woche lang kostenlose Untersuchungen und Behandlungen durch Allgemeinmediziner wie auch durch Fachärzte für Kardiologie, Diabetes, Dermatologie, Rheumatologie, Infektionskrankheiten, Gynäkologie und Augenheilkunde. Neben konkreter Hilfe steht dabei auch der Hinweis darauf an alle Besucher des Vatikans im Vordergrund.

Papst: „Stehenbleiben und zuhören“

In seiner Botschaft zum diesjährigen „Welttag der Armen“ nimmt Papst Franziskus Christen in die Pflicht, Menschen am Rand der Gesellschaft zu helfen, ihnen wieder Hoffnung zu geben und eine andere Gesellschaft voranzutreiben. Dazu bedürfe es nicht nur Hilfsaktionen, reiche doch manchmal schon viel weniger: „Stehenzubleiben, zu lächeln, zuzuhören“, so der Papst.

Arme sollten gesehen werden als „junge und alte Menschen, die allein sind, und die man nach Hause einlädt, um gemeinsam mit ihnen zu essen; Männer, Frauen und Kinder, die auf ein freundliches Wort warten.“ Die Realität sei leider oft eine andere: Arme und Ausgegrenzte würden oft „mit Phrasen abgespeist und nur widerwillig unterstützt“, vielfach sogar „als Parasiten oder Abfall behandelt, ohne dass die Mittäter dieses Skandals dabei irgendein Schuldgefühl empfinden“, kritisiert der Papst. Oft werde den Armen „nicht einmal ihre Armut verziehen“.

Verantworten vor göttlichem Gericht

Den Verantwortlichen redet der Papst ins Gewissen und bezeichnet die derzeitige Wirtschaftspolitik, bei der sich eine Minderheit auf Kosten vieler anderer bereichere, als „kurzsichtig“. Migranten würden vielerorts für politische Zwecke instrumentalisiert und man verweigere ihnen „Solidarität und Gleichbehandlung“.

Franziskus wörtlich: „Man kann viele Mauern bauen und die Eingänge verbarrikadieren, um sich auf trügerische Weise im eigenen Reichtum sicher zu fühlen, zum Nachteil derer, die man außen vorlässt.“ Das werde jedoch nicht für immer so sein: Jeder müsse sich am Ende vor dem göttlichen Gericht für sein Handeln verantworten.

religion.ORF.at/KAP

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