Prälat Ungar-Preis für sozialen Journalismus vergeben

Die diesjährigen Prälat-Leopold-Ungar-Medienpreise gehen u.a. an Journalistinnen und Journalisten des ORF, des Standard, von „radio klassik Stephansdom“ und des Magazins „Datum“.

Die Auszeichnungen wurden am Mittwochabend in der Brunnenpassage in Wien zum bereits 16. Mal vergeben. Der Preis, der im Sinne des Lebenswerkes des legendären Caritas-Präsidenten Leopold Ungar (1912-1992) von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien jährlich vergeben wird, ist mit 20.000 Euro der höchstdotierte Journalistenpreis Österreichs.

In der Kategorie Hörfunk ging der Preis heuer an Gerlinde Petric-Wallner von „radio klassik Stephansdom“ für eine Reportage über den umstrittenen Maßnahmenvollzug in Österreichs Gefängnissen. Unter dem Titel „Ich kann Ungerechtigkeiten nicht leiden“ steht in der Radiosendung ein Protagonist im Zentrum, der fünf Jahre seines Lebens im Gefängnis verbrachte und bis heute um Gerechtigkeit und Rehabilitation kämpft.

„Thema“-Beitrag ausgezeichnet

In der Kategorie Print wurde Laura Fischer für den Datum-Beitrag „Alinas Verwandlung“ ausgezeichnet, der die islamistische Radikalisierung junger Menschen in Österreich am Beispiel einer jungen Frau nachzeichnet. Preisträgerinnen in der Kategorie TV sind Sonja Hochecker und Andrea Poschmaier für „Odyssee durch Europa - Afghanen zwischen Asyl und Abschiebung“, die im ORF-Magazin „Thema“ ausgestrahlt wurde. Die Jury strich insbesondere den „engagierten Sozialjournalismus“ der beiden Journalistinnen heraus.

In der Kategorie Online prämierte die Ungarpreis-Jury Olivera Stajic von derstandard.at für ihren Blog „Gemist“ und ihren Beitrag zur Debatte zu Österreich als Einwanderungsland. Im Zentrum des Blogs steht die Perspektive von Einwandererinnen und Einwanderern, deren Erfahrungen mit dem österreichischen Sozialsystem, Rassismus oder Sprachpolitik.

Mehrere Anerkennungspreise für Ö1

Anerkennungspreise wurden heuer in der Kategorie Print an Barbara Bachmann (Der Falter), Franziska Tschinderle (Datum), Kim Son Hoang (Der Standard) und Bianca Blei (Der Standard) vergeben. In der Kategorie TV wurden Bettina Braun (3Sat), Iris Haschek (ORFIII) und Ines Pedoth (ORF) ausgezeichnet. Die Anerkennungen im Bereich Hörfunk gingen an Lukas Tremetsberger (Ö1), Kathrin Wimmer (Ö1) und Christine Pramhas (Ö1). Barbara Wimmer (futurezone.at) erhielt einen Anerkennungspreis in der Kategorie Online.

„Mit dem Prälat-Leopold-Ungar-Preis werden Medienschaffende für herausragende journalistische Leistungen ausgezeichnet, die Toleranz und Verständnis im Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen fördern und sich mit sozialpolitischen Themen wie Armut, Obdachlosigkeit, Migration, Flucht, Alter, Krankheit oder Diskriminierung auseinandersetzen“, heißt es auf der Website der Caritas.

Landau warnt vor neuem „Feindbild Medien“

Freie Medien würden in vielen Ländern Europas wieder zu „Feinden des Volkes erklärt“, mahnte Caritas-Präsident Michael Landau bei der Preisverleihung. Längst sei das Phänomen „Fake News“ nicht nur ein Thema an den Rändern des Meinungsspektrums zu finden: „Dieses Vorurteil wurde weitergereicht: Von den Rändern bis tief in die Mitte der Gesellschaft hinein.“

Prälat Leopold Ungar

Leopold Ungar (1912 - 1992) wuchs in einer jüdischen Familie auf, studierte Jus und konvertierte zum Christentum. Er baute die Caritas zu einer großen Hilfsorganisation aus.

Journalistinnen und Journalisten müssten in einer solchen Situation nun „aufklärerisch im besten Sinn wirken“, so der Caritas-Präsident in seinen Eröffnungsworten.

„Aufdecken ohne Bloßstellen“

Es gehe dabei um einen schonungslosen und gleichzeitig rücksichtsvollen Journalismus. „Um Journalismus, der aufdeckt ohne bloßzustellen“, sagte Landau. Als zentrale Herausforderung attestierte er die Frage, wie journalistische Aufklärung auch Menschen erreichen könne, „die sich längst vom bürgerlichen Diskurs verabschiedet und sich in ihren Echokammern gemütlich eingerichtet haben“.

Auch Michael Rab, Vorstandsdirektor der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien, betonte, dass die Preisträgerinnen und Preisträger in Zeiten von Google, Wikipedia und Fake News zeigen würden, dass „qualitativ hochwertiger Journalismus noch möglich ist“. Verantwortungsvoller Journalismus sei zudem eine Art „reflektierendes Korrektiv“ und leiste letztlich einen „zentralen gesellschaftlichen und demokratischen Beitrag“.

religion.ORF.at/KAP

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