Neuer Vatikan-Finanzchef als Pell-Nachfolger ernannt

Der spanische Jesuit und Wirtschaftswissenschaftler Juan Antonio Guerrero Alves (60) wird neuer Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariates und folgt damit Kardinal George Pell nach. Pell wurde in Australien wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt.

Der Vatikan teilte die Ernennung durch Papst Franziskus am Donnerstag mit. Guerrero, der bisher in Rom in der weltweiten Ordenszentrale der Jesuiten tätig war, erhält damit einen der einflussreichsten Posten in der Leitung der katholischen Kirche. Er soll aber nicht zum Bischof geweiht werden, wie der Generalobere der Jesuiten, Arturo Sosa, nach der Bekanntgabe der Ernennung sagte.

Das Amt des Präfekten des vatikanischen Wirtschaftssekretariates war zuletzt unbesetzt. Pell, im Februar 2014 zum ersten Präfekten der neu gegründeten Behörde ernannt, wurde im Juni 2017 vor dem Hintergrund des Strafverfahrens in Australien von seinem Posten beurlaubt; sein fünfjähriges Mandat als Präfekt lief im Februar 2019 aus. Pell strebt ein Berufungsverfahren an - mehr dazu in Missbrauch: Pells Berufungsantrag angenommen.

Ökonom und Theologe

Der neue Vatikan-Finanzchef Guerrero stammt aus Merdia in Spanien. Er studierte bei Salesianern und Jesuiten. Als 20-Jähriger trat er dem Jesuitenorden bei. Guerrero studierte in Spanien, Brasilien, Frankreich und den Vereinigten Staaten Wirtschaftswissenschaften, Philosophie und Theologie. Von 1994 bis 2003 war er Professor für Sozial- und Politikphilosophie an der Päpstlichen Universität Comillas und arbeitete an seiner Promotion in Politikphilosophie, die er allerdings abbrach, als er zum Novizenmeister der Jesuiten in Spanien ernannt wurde.

Ab 2008 war Guerrero Provinzial der Jesuiten der Provinz Kastilien in Spanien. Von 2014 an arbeitete er als Ökonom und Projektkoordinator in Mosambik. 2007 wurde er nach Rom berufen, wo er seither am Generalat des Jesuitenordens und als Delegierter des Generalpaters für die vom Heiligen Stuhl anvertrauten Arbeiten und Häuser in Rom tätig war.

Soll nicht Bischof werden

Jesuiten-General Sosa drückte am Donnerstag in einer Erklärung die Freude des Ordens über die Personalie und die Bereitschaft der Jesuiten „zum Dienst am Heiligen Vater und am Heiligen Stuhl“ aus. „Als die Bitte des Heiligen Vaters mich erreichte, begrüßte ich sie mit Offenheit und Verfügbarkeit“, so Sosa.

Der Generalobere der Jesuiten bat den Papst nach Angaben von Radio Vatikan demnach allerdings, dass die Ernennung von Pater Guerrero nicht mit einer möglichen Bischofsweihe verbunden sein sollte, damit dieser nach Beendigung seines Dienstes „in sein normales Leben als Jesuit“ zurückkehren könne.

religion.ORF.at/KAP