Tag der Kinderrechte: Pochen auf gerechte Chancen

Mehrere kirchliche und kirchennahe Organisationen haben anlässlich des Tags der Kinderrechte am Mittwoch Forderungen an die künftige Bundesregierung gestellt und ihre Vorstellungen präsentiert.

Die Caritas Österreich hat an die künftige Bundesregierung appelliert, sich in Österreich und weltweit für die Umsetzung der UNO-Kinderrechtskonvention einzusetzen. Die Verabschiedung des UNO-Dokuments jährt sich heuer zum 30. Mal.

„Kinder haben Rechte auf Schutz, Versorgung und Mitbestimmung!“, betonte die Caritas auch im Blick auf Österreich: Kinderrechte würden auch hierzulande verletzt. Fast ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen in Österreich sei armutsgefährdet - ein Widerspruch zu ihrem Recht auf angemessenen Lebensstandard -, es fehle an kostengünstigen und ausreichenden Gesundheits- und Therapieangeboten, und Bildung werde viel zu stark „weitervererbt“.

„Chancengleichheit fehlt“

Noch immer entscheide hierzulande der Bildungsweg der Eltern über den ihrer Kinder, kritisierte die Caritas: Kinder, deren Eltern einen Pflichtschulabschluss haben, erreichen laut vorliegenden Zahlen deutlich seltener einen Hochschulabschluss als Kinder von Akademikern. Mit einem niedrigen Bildungsstandard werde auch Armutsgefährdung an die nächste Generation weitergegeben - „Chancengleichheit fehlt“, hielt die Caritas fest.

Ein Schild mit der von Kindern gemalten Aufschrift: "Wir brauchen mehr Kinder Rechde"

APA/Hans Klaus Techt

Anlässlich des Tags der Kinderrechte fordern mehrere Organisationen die Einhaltung der von vielen Staaten vereinbarten UNO-Kinderrechtskonvention

Die Caritas lenkte den Blick auch auf Kinder in Asylverfahren, deren Rechte besser geschützt werden müssten und deren Wohl vorrangig zu berücksichtigen sei. Eine neue Studie von UNICEF Österreich und Asylkoordination Österreich über „begleitete Kinderflüchtlinge“ lege nahe, „kinderspezifische Räume und familienorientierte Schutzsysteme“ zu etablieren sowie durch bildungspolitische Maßnahmen zu möglichst guten Ausbildungen zu verhelfen.

Caritas: 387 Millionen Kinder in Armut

„Einen Skandal“ nannte es Andreas Knapp, Caritas-Generalsekretär für Internationale Programme, dass weltweit 387 Millionen Kinder in extremer Armut lebten und 124 Millionen nicht zur Schule gehen könnten. Sein Appell an die künftige Regierung: mehr Engagement für ein besseres Leben von Kindern - „weltweit und auch in Österreich“. Die heimische Entwicklungspolitik müsse verstärkt auf Investitionen in Bildungseinrichtungen setzen. „Das ist die beste Investition in die Zukunft, auch im Sinne der weltweiten Armutsbekämpfung“, erklärte Knapp.

Kinderrechte weiter nicht garantiert

Am 20. November 1989 verpflichtete sich die Staatengemeinschaft, Kindern eigene Rechte zuzugestehen. In 54 Artikeln der UNO-Kinderrechtskonvention wurden Minderjährigen auf der ganzen Welt Rechte auf Schutz, Versorgung und Mitbestimmung garantiert, erinnerte die Caritas.

Bis auf die USA unterzeichneten alle Staaten die Kinderrechtskonvention; doch die Einhaltung der Kinderrechte sei „in keinem Land der Welt garantiert“. Die Caritas macht sich daher als Mitglied des Netzwerks Kinderrechte in Österreich gemeinsam mit 44 anderen Organisationen und Institutionen für die Umsetzung der UNO-Kinderrechtskonvention stark.

Diakonie kämpft für Kinder mit Behinderung

Die evangelische Diakonie schlägt im Rahmen ihrer Adventkampagne vier Maßnahmen vor allem für die Rechte von Kindern mit Behinderungen vor. Erstens sollten behinderte Kinder ein verpflichtendes Kindergartenjahr bekommen (was derzeit nicht der Fall sei), zweitens setzt sich die Diakonie für einen Rechtsanspruch auf verschiedene Assistenzleistungen in der Schule und zum Lernen ein, fordert Diakonie-Direktorin Maria Katarina Moser.

Außerdem sei die Finanzierung und der Ausbau von inklusiven Nachmittagsbetreuungsmöglichkeiten nötig und als vierten Punkt kämpft die Diakonie für eine Weiterführung der Schulbildung nach der 9. Schulstufe. Denn derzeit könnten behinderte Schülerinnen und Schüler nur bis zur 9. Stufe in die Schule gehen. „Gefordert sind inklusive Schulen bis zum 18./19. Lebensjahr, auch AHS Oberstufe und berufsbildende Schulen mit Matura“, so die Diakonie in einer Aussendung am Dienstag.

Nikolausstiftung: Bildungsnotstand verhindern

Auch die St. Nikolausstiftung (Trägerorganisation von rund 90 Kindergärten und Horten der Erzdiözese Wien) fordert die künftige Bundesregierung auf, den Fokus auf das Kindeswohl zu legen. Dazu gehört, dass jedes Kind unabhängig seiner Herkunft, des sozialen Umfelds, des Geschlechts und möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen faire und entwicklungsfördernde Bedingungen vorfindet.

„Es ist eine Grundbedingung und zentrale Aufgabe eines demokratischen Staates, alle Kinder zu schützen, zu stärken und gleich zu behandeln“, heißt es in einer Aussendung am Dienstag.

„Im Rahmen des Jubiläums ist es uns wichtig darauf hinzuweisen, dass es in Österreich gerade im Bereich der Bildung große Unterschiede gibt. Von einer fairen Bildungslaufbahn – darunter verstehen wir, dass jedes Kind individuell nach seinen Bedürfnissen begleitet und unterstützt wird – sind wir weit entfernt“, verweist Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung, auf gravierende Defizite in der frühkindlichen, institutionellen Bildung.

„Aktion Leben“ pocht auf Rechte Ungeborener

Die Aktion Leben forderte zum Welttag der Kinderrechte eine Erweiterung der Kinderrechte auf die Zeit vor der Geburt. „Vorgeburtliche Einflüsse wirken sich gravierend auf jeden Menschen aus“, betonte die Generalsekretärin des überkonfessionellen Vereins, Martina Kronthaler, in einer Aussendung am Dienstag.

Konkret gehe es etwa um traumatische Erlebnisse, übermäßiger Stress, Alkoholkonsum in der Schwangerschaft oder auch spezifische Arten der Entstehung durch Maßnahmen der Reproduktionsmedizin; all das gehe „nicht spurlos an Kindern vorüber“. „Kinder vor der Geburt und ihre Mütter unter besonderen Schutz zu stellen, ist wirksamste Gesundheitsförderung“, meinte Kronthaler, die für mehr Achtsamkeit gegenüber dem Lebensanfang appellierte.

religion.ORF.at/KAP

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