Missbrauch: Internationaler Haftbefehl gegen Bischof

In Argentinien strebt die für Sexualstraftaten zuständige Staatsanwaltschaft von Salta laut der Tageszeitung „Pagina 12“ einen internationalen Haftbefehl gegen den früheren Bischof von Oran, Gustavo Oscar Zanchetta, an.

Gegen den 2013 von Papst Franziskus zum Bischof von Oran ernannten Zanchetta, dem unter anderem Unterschlagung vorgeworfen wird, haben zwei Priesterseminaristen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs erhoben. Zur Begründung des Haftbefehls erklärte die Staatsanwaltschaft laut der Zeitung, Zanchetta habe während der Ermittlungen weder auf Telefonanrufe noch auf E-Mails reagiert und sei derzeit nicht auffindbar.

Die Behörde erinnerte daran, dass sich Staatsanwältin Maria Soledad Filtrin Cuezzo gegen Maßnahmen gewehrt hatte, die es Zanchetta erlaubt hätten, das Land zu verlassen. Eine entsprechende Erlaubnis hatte zuvor ein Richter erteilt.

Frühere Bischof von Oman Gustavo Oscar Zanchetta

APA/AFP/Noticias Argentinas/Str

Bischof Gustavo Oscar Zanchetta

Vorwürfe: Von Betrug bis Missbrauch

Erst vor zwei Wochen wurden die Büros der Diözese Oran im Norden Argentiniens von der Polizei durchsucht. Gegen Zanchetta liegen Anschuldigungen wegen Betrugs und Unterschlagung in den Jahren 2013 bis 2017 vor.

2017 hatte der Bischof dem Papst seinen Rücktritt angeboten, angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Einige Zeit später holte Franziskus, der als Erzbischof in Argentinien freundschaftliche Beziehungen zu Zanchetta unterhielt, diesen nach Rom auf eine Stelle der vatikanischen Vermögensverwaltung APSA.

Inzwischen sieht sich Zanchetta auch mit dem Vorwurf „wiederholten sexuellen Missbrauchs“ von zwei Seminaristen konfrontiert. Andere Priesteranwärter werfen dem Bericht zufolge ihrem früheren Bischof übergriffiges Verhalten vor.

Kirchliches Verfahren läuft

Laut dem US-Nachrichtenportal Crux läuft seit Anfang 2019 im Vatikan ein Verfahren gegen Zanchetta, der bis auf Weiteres seiner Aufgaben enthoben ist. Die mit dem Prozess befasste Glaubenskongregation werde vor ihrem Urteil jedoch die Ergebnisse der staatsanwaltlichen Ermittlungen in Argentinien abwarten. Ende Mai hatte Papst Franziskus in einem Interview mit einem mexikanischen Sender Televisa gesagt, dass er auch einen kirchenrechtlichen Strafprozess gegen den Kurienbischof für geboten halte. Entsprechende Ermittlungen seien bereits abgeschlossen. Die Kongregation für die Glaubenslehre werde für den Prozess zuständig sein.

In seiner Heimat wird Zanchetta unter anderem Unterschlagung von rund 250.000 US-Dollar (umgerechnet nach damaligem Kurs) vorgeworfen. Das Geld der Provinzregierung sei für die Restaurierung eines Pfarrhauses sowie eine Vortragsreihe im örtlichen Priesterseminar beantragt gewesen, die beide aber nie stattgefunden hätten.

religion.ORF.at/KAP/KNA

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