Schönborn feiert mit Baptisten 150-Jahr-Jubiläum

Die Baptisten in Österreich feiern die Gründung ihrer Gemeinde in Österreich und das unter Beteiligung der anderen christlichen Kirchen. Kardinal Christoph Schönborn unterstrich beim Festgottesdienst die ökumenische Verbundenheit der Kirchen in Jesus Christus.

Der Wiener Erzbischof endete mit einem Segenswunsch: „Ich bitte um den Segen für diese Gemeinde in der Gewissheit: Euer Wohlergehen ist unser Wohlergehen, euer Segen gereicht uns zum Segen.“

Weitere Mitfeiernde waren u.a. der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, und der evangelische Superintendent von Wien, Matthias Geist.

Kardinal bittet um Vergebung

Die Ökumene gleiche einem Rad mit vielen Speichen, die für die verschiedenen Kirchen stünden und dessen Mitte Jesus Christus sei, sagte der Kardinal. Von daher sei das Ziel der Ökumene klar: „Je näher wir Jesus Christus unserer Mitte sind, desto näher sind wir einander.“

Gleichzeitig plädierte der Kardinal für Gewissenserforschung der katholischen und evangelischen Kirche im Blick auf die Täuferbewegung, die von Anfang an verfolgt wurde. „Vergebt uns“, sagte der Kardinal einmal mehr und verwies auf die positiven Entwicklungen der letzten Jahre.

Anerkennung der Freikirchen als positiver Höhepunkt

Ein positiver Höhepunkt sei die gesetzliche Anerkennung der „Freikirchen in Österreich“ vor sechs Jahren gewesen. Die Ökumene müsse weitergehen, so der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, der als Losung Benedikt XVI. zitierte: „In der Ökumene geht es letztlich darum, dass wir aufeinander hören und voneinander lernen, was es heute heißt, Christ zu sein.“

Dank für die „gemeinsame Weggemeinschaft“ bekundete Superintendent Geist, der ebenfalls die Konflikte der Vergangenheit bedauerte und die ökumenische Bereitschaft zum Voneinander-Lernen betonte. Von daher „bewundere ich die Lebendigkeit eurer Gotteskindschaft“, so der evangelische Amtsträger.

„Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Christus.“ Dieses neutestamentliche Zitat bildete das Motto für den Festgottesdienst, das auch der amtierende Vorsitzende der Freikirchen in Österreich, Reinhard Kummer, in das Zentrum seiner Grußbotschaft stellte.

Jesus Christus als gemeinsame Bewegung

Schon vor der Gründung der Freikirchen hätten Katholiken und Evangelische vorgelebt, dass Christus der Grund der Kirche ist, hielt der Mennonit Kummer fest, der den Kirchen für die Unterstützung bei der gesetzlichen Anerkennung im Jahr 2013 dankte.

„Keiner von uns wäre hier ohne Jesus Christus“, meinte der Generalsekretär des Bundes der Baptistengemeinden in Österreich, Pastor Walter Klimt in der Festpredigt, der auf das grundlegende Selbstverständnis der Baptisten einging und fünf Aspekte unterstrich: „Wir sind eine Christus-Bewegung“, so der frühere und zugleich erste gewählte Vorsitzende der Freikirchen in Österreich.

Als Bewegung seien für Baptisten überdies die Bibel, Mission, Leben in Gemeinschaft und Einsatz für Menschenrechte essentiell. „Bleibt nie still und fördert eure Leute, dass sie stark werden in Christus“, lautete der Wunsch an die „moga“, die Baptistengemeinde in der Mollardgasse, in der Klimt selbst früher beheimatet und auch als Pastor tätig war.

Ökumenische- und interreligiöse Gemeinde

Die „moga“ verstehe sich nicht exklusivistisch, sondern auch ökumenisch und interreligiös, sagte deren derzeitiger Pastor Dietrich Fischer-Dörl in seiner Ansprache.

Es gehe der Gemeinde um einen Kinder- und familienfreundlichen Ort, der offen ist für Menschen in Not. Von daher setze sich die „moga“ für Flüchtlinge ein und unterstütze ein Roma-Projekt in der Ostslowakei. Gegenwärtig gebe es in der „moga“ neben der deutschsprachigen auch eine russische und eine persische Gemeinde.

Die Gründung der ersten Baptistengemeinde erfolgte am 20. Dezember 1869. Grundlage war die Dezemberverfassung mit dem Staatsgrundgesetz aus dem Jahr 1867, das Baptisten erstmals die „häusliche Religionsübung“ erlaubte. Das Recht auf öffentliche Religionsausübung wurde für Baptisten erst später durch den Vertrag von Saint-Germain 1919 möglich.

1953 haben sich die voneinander unabhängigen Ortsgemeinden zum Bund der Baptistengemeinden in Österreich zusammengeschlossen. 1998 erlangten sie den Status einer staatlich eingetragenen religiöse Bekenntnisgemeinschaft. Die volle gesetzliche Anerkennung erfolgte 2013 mit der Gründung der „Freikirchen in Österreich“.

Nach eigenen Angaben gehören dem Bund der Baptistengemeinden in Österreich derzeit 25 Gemeinden mit rund 1.500 Mitgliedern an. Die meisten befinden sich davon in Wien. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist größer als die Mitgliederzahl der Baptisten und liegt bei rund 2.000.

religion.ORF.at/KAP