Missbrauch: Lange Strafen für Priester in Argentinien

Wegen des sexuellen Missbrauchs von Schülern und Schülerinnen einer Schule für Gehörlose in Argentinien sind drei Männer zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden.

Ein Gericht in Mendoza im Nordwesten des Landes verurteilte am Montag zwei Priester zu 45 und 42 Jahren Haft. Ein Gärtner der Schule Instituto Antonio Provolo muss für 18 Jahre ins Gefängnis.

Die Verurteilten haben nach Auffassung des Gerichts zwischen 2005 und 2016 in mindestens 25 Fällen Schutzbefohlene in der katholischen Schule sexuell missbraucht. Die Opfer waren Mädchen und Buben im Alter zwischen sieben und 17 Jahren. Die Justiz ermittelt auch zu ähnlichen Fällen in La Plata südlich von Buenos Aires und Verona in Italien.

Bischof will mit Justiz zusammenarbeiten

Der beurlaubte argentinische Kurienbischof Gustavo Zanchetta, gegen den in seiner Heimat wegen Unterschlagung und Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs von Seminaristen ermittelt wird, will in vollem Umfang mit den Justizbehörden zusammenarbeiten, wie Kathpress meldet.

Die Priester Nicola Corradi (r) und Horacio Corbacho (M) vor Gericht, sexueller Missbrauch

APA/AFP/Andres Larrovere

Die Priester Nicola Corradi (re.) und Horacio Corbacho (hinten) im Gerichtsgebäude (Mendoza, Argentinien)

Dazu werde Zanchetta am Dienstag in Argentinien eintreffen, wie ein Anwalt des Bischofs am Wochenende erklärte. In der vergangenen Woche hatte die für Sexualstraftaten zuständige Staatsanwaltschaft von Salta bekanntgegeben, dass sie einen internationalen Haftbefehl gegen den früheren Bischof der argentinischen Diözese Oran anstrebe. Zur Begründung erklärte die Staatsanwaltschaft laut Medienberichten, Zanchetta habe während der Ermittlungen weder auf Telefonanrufe noch auf E-Mails reagiert und sei derzeit nicht auffindbar.

Das zuständige Gericht habe die Ausstellung eines Haftbefehls jedoch abgelehnt, betonte Zanchettas Anwalt, es habe „keinen offensichtlichen Grund“ für einen Haftbefehl gegeben. Zanchetta habe sich zuletzt an dem zuvor bei der Staatsanwaltschaft angegebenen Ort aufgehalten. Laut Medienberichten soll es sich dabei um das vatikanische Gästehaus Santa Marta handeln, wo auch Papst Franziskus residiert.

Ausreiseverbot verhängt

Zanchetta hatte im Juni einer Vorladung der Justiz Folge geleistet und war dafür nach Argentinien gereist. Ein anschließend verhängtes Ausreiseverbot wurde von einem Richter wieder aufgehoben, woraufhin Zanchetta in den Vatikan zurückkehrte.

Erst vor zwei Wochen wurden die Büros der Diözese Oran im Norden Argentiniens von der Polizei durchsucht. Gegen den früheren Diözesanbischof Zanchetta liegen Anschuldigungen wegen Betrugs und Unterschlagung in den Jahren 2013 bis 2017 vor.

Rücktritt angeboten

2017 hatte der Bischof dem Papst seinen Rücktritt angeboten, angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Einige Zeit später holte Franziskus, der als Erzbischof in Argentinien freundschaftliche Beziehungen zu Zanchetta unterhielt, diesen nach Rom auf eine Stelle der vatikanischen Vermögensverwaltung APSA.

Inzwischen sieht sich Zanchetta auch mit dem Vorwurf „wiederholten sexuellen Missbrauchs“ von zwei Seminaristen konfrontiert. Andere Priesteranwärter werfen dem Bericht zufolge ihrem früheren Bischof übergriffiges Verhalten vor.

Laut dem US-Nachrichtenportal Crux läuft seit Anfang 2019 im Vatikan ein Verfahren gegen Zanchetta, der bis auf Weiteres seiner Aufgaben enthoben ist. Die mit dem Prozess befasste Glaubenskongregation werde vor ihrem Urteil jedoch die Ergebnisse der staatsanwaltlichen Ermittlungen in Argentinien abwarten, so Crux.

religion.ORF.at/APA/dpa

Link: