Befreiungstheologe Scannone 88-jährig verstorben

Der Befreiungstheologe Juan Carlos Scannone ist am Mittwoch, 27. November, im 89. Lebensjahr verstorben. Das bestätigte bereits die Jesuitenprovinz Argentinien und Uruguay.

Der argentinische Jesuit war Altgriechisch-Lehrer von Jorge Mario Bergoglio und verteidigte seinen um sieben Jahre jüngeren Ordensbruder zu Beginn seines Pontifikats gegen Anschuldigungen eines Fehlverhaltens zur Zeit der Militärdiktatur (1976-83). Zu Österreich und Deutschland pflegte Scannone über lange Zeit rege Beziehungen, unter anderem infolge des Studiums der Theologie in Innsbruck und der Philosophie in München.

Scannone galt als einer der Väter der Theologie des Volkes („teologia del pueblo“), einem in Argentinien verbreiteten Zweig der Befreiungstheologie, welcher ebenfalls eine „Option für die Armen“ einnimmt, sich dabei aber von marxistischen Zugängen distanziert.

Mit Bergoglio gut bekannt

Lateinamerikas arme Bevölkerung habe Ideen von Gemeinwohl, Frieden und Gerechtigkeit besser bewahrt als die Mittel- und Oberschicht, die meist nach Europa und die USA blickten, auch sei Frömmigkeit beim einfachen Volk viel eher anzutreffen, erklärte Scannone in einem Kathpress-Interview im Jahr 2013. Papst Franziskus sei von diesem Zugang wesentlich inspiriert.

Der 1931 geborene Scannone trat 1949 in den Jesuitenorden ein. Mit Bergoglio war Scannone seit 1957 bekannt, als er den damals 20-Jährigen, der nach der Matura vor dem Eintritt ins Noviziat noch das zweijährige „Kleine Seminar“ belegen musste, in Griechisch und Literatur unterrichtete. Zehn Jahre lang lebte Scannone dann im Colegio Maximo von San Miguel Tür an Tür mit dem künftigen Papst, der damals dem Haus als Rektor vorstand.

Unterstützung für neuen Papst

Nach der Papstwahl 2013 wies Scannone Behauptungen, wonach Bergoglio zwei vom Militärregime entführte Angehörige seines Ordens, Franz Jalics und Orlando Yorio, nicht ausreichend verteidigt habe, entschieden zurück. Vielmehr habe der damalige argentinische Jesuitenprovinzial zu deren Wiederauffindung und schlussendlich Befreiung alles Mögliche unternommen und dabei auch erhebliche Risiken auf sich genommen, gab Scannone zu Protokoll.

Ab 2014 war Scannone als Redaktionsmitglied der italienischen Jesuitenzeitschrift „Civilta Cattolica“ um eine theologische Reflexion des Lehramtes von Papst Franziskus in Lateinamerika und vor allem im Hinblick auf die Soziallehre der Kirche bemüht.

Auch im hohen Alter reiste er weiterhin viel und beteiligte sich an Konferenzen und Kongressen, wie auch eine am Donnerstag veröffentlichte Würdigung des Theologen von Seiten des lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM widerspiegelte: Scannone sei ein „hervorragender lateinamerikanischer Philosoph und Theologe“ gewesen und hinterlasse der Kirche durch sei Schaffen ein reiches Erbe.

religion.ORF.at/KAP