Melkitischer Patriarch besucht Österreich

Der melkitische griechisch-katholische Patriarch von Antiochien, Yousef Absi, besucht in der kommenden Woche Österreich. Stationen seines mehrtägigen Aufenthalts sind Wien, Salzburg und Trumau.

Die melkitische Kirche ist nach den Maroniten die zweitgrößte katholische Ostkirche im Nahen Osten. Absi steht der Kirche seit rund zweieinhalb Jahren vor. Er wurde im Juni 2017 zum Nachfolger von Patriarch Gregoire III. Laham gewählt. In Österreich leben rund 1.000 melkitische Gläubige.

Öffentlicher Höhepunkt des Besuchs ist ein Festakt am Dienstag, 3. Dezember, in Wien. Die Veranstaltung beginnt um 14.00 Uhr im Club Stephansplatz 4 mit Grußworten von Kardinal Christoph Schönborn und Patriarch Absi. Im Anschluss hält Hanna Ghoneim, Seelsorger der melkitischen Gemeinde in Wien, einen Vortrag über die Melkitische Kirche in Österreich.

Vortrag und Programm

Über das Christentum im Orient und „Solidarität als gelebte Kategorie christlichen Zeugnisses“ referiert weiters Stephan Koster aus Rom, Generalsekretär von Catholica Unio internationalis. Durch das Programm führt der Ostkirchenexperte, Pro-Oriente-Vizepräsident und designierte Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Rudolf Prokschi.

Schließlich präsentieren sich beim Festakt auch noch einige heimische Hilfswerke, die sich besonders für die Christen im Nahen Osten einsetzen: die Stiftung „Korbgemeinschaft“, die Initiative Christlicher Orient, Kirche in Not Österreich und das Andreas-Petrus-Werk. Der festliche Höhepunkt und Abschluss des Festakts ist um 18.00 Uhr eine Göttliche Liturgie im Stephansdom. Hauptzelebrant ist Patriarch Absi.

Treffen mit Schönborn und Nuntius

Der melkitische Patriarch wird im Rahmen seines mehrtägigen Österreich-Besuchs in Wien u. a. mit Kardinal Schönborn, dem Apostolischen Nuntius Pedro Lopez Quintana und Pro Oriente-Präsident Alfons Kloss zusammentreffen. In Salzburg stehen Begegnungen mit Erzbischof Franz Lackner, Weihbischof Hansjörg Hofer und Landeshauptmann Wilfried Haslauer auf dem Programm.

Absi wird in Salzburg auch das Byzantinische Gebetszentrum und die St.-Markus-Kirche besuchen, wo die griechisch-katholischen Gläubigen ihre Gottesdienste feiern. Weiters wird der melkitische Patriarch die Hochschule Trumau (Internationales Theologisches Institut/ITI) besuchen und dort in der byzantinischen Kapelle einem Gebetsgottesdienst vorstehen sowie mit Professoren und Studenten zusammentreffen.

Der festliche Abschluss des Österreich-Besuchs ist eine Göttliche Liturgie am Samstag, 7. Dezember, um 11 Uhr in der Pfarre Nussdorf (Greinergasse 25, 1190 Wien), wo die melkitische Gemeinde ihre Gottesdienste feiert. Der melkitischen Gemeinde in Wien gehören mehr als 500 Gläubige an. Die Gemeinde besteht seit 2005.

Katholische Ostkirche

Die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche ist eine der bedeutendsten katholischen Ostkirchen des byzantinischen Ritus. Die Bezeichnung „griechisch-katholisch“ ist insofern irreführend, als die Kirche gerade alle arabischsprachigen Katholiken des byzantinischen Ritus umfasst.

Die Bezeichnung „griechisch“ bezieht sich auf den Ritus: Die Melkiten feiern die byzantinische (griechische) Liturgie in der arabischen Sprache. Der Kirche gehören rund zwei Millionen Gläubige an, die Hälfte davon lebt im Nahen Osten (Syrien, Libanon, Israel, Palästina, Jordanien und Ägypten), die andere Hälfte in Nord- und Südamerika sowie in Australien. Der Patriarch hat seinen Sitz in der syrischen Hauptstadt Damaskus.

Seit 1848 offiziell anerkannt

Die Melkiten sind im frühen 18. Jahrhundert aus der griechisch-orthodoxen Kirche bzw. dem (griechisch-) orthodoxen Patriarchat von Antiochien hervorgegangen. Die Zahl der Melkiten im Nahen Osten wuchs rasch an und nach anfänglichem Widerstand die Kirche von den Osmanen 1848 offiziell anerkannt. Seither residiert der melkitische Patriarch in Damaskus.

Joseph Absi wurde 1946 in Damaskus geboren, er trat in die Missionsgesellschaft des Hl. Paulus ein, der er von 1999 bis 2001 als Generaloberer vorstand. 1973 wurde Absi zum Priester geweiht und übernahm verschiedene Lehrtätigkeiten, insbesondere im Bereich liturgische Musik. 2001 wurde er zum melkitischen Titularerzbischof von Tarsus (Türkei) und Kurienbischof im Patriarchat von Antiochia ernannt. Von 2006 bis zu seiner Wahl zum Patriarchen 2017 war Absi Patriarchalvikar in der Erzdiözese Damaskus.

religion.ORF.at/KAP