Zulehner warnt vor Ökonomisierung im Spitalsalltag

Die heimischen Ordensspitäler sollen ein Hort des Widerstands gegen „Menschlichkeitsfresser“ im Spitalsalltag wie wachsende Ökonomisierung und das „heillose Gemenge von IT und Technik“ sein: Dazu hat der Pastoratheologe Paul Zulehner aufgerufen.

Für Ordenskrankenhäuser reiche es nicht aus, Menschlichkeit als Alleinstellungsmerkmal auszuweisen, „denn genauso wird das AKH Wien für sich die Menschlichkeit in Anspruch nehmen wollen“, sagte Zulehner am 28. November vor zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern der heimischen Ordensspitäler im Wiener „Kardinal König Haus“. Ordenshäuser müssten weiter danach trachten einen Unterschied in Aspekten der humanen Organisationskultur zu leben.

Aufruf zu „Kultur der Anerkennung“

Der Pastoraltheologe rief diesbezüglich zu einer „Kultur der Anerkennung, der Beheimatung und der Beteiligung“ auf. Die Achtung eben dieser drei „Urwünsche“ von Menschen sei im Spital mindestens so wichtig wie eine medizinische Behandlung, meinte Zulehner.

„Name, Heimat und Mächtigkeit in dem Sinne, seine eigene Geschichte schreiben zu können“, erklärte der Theologe, denn: In einem Krankenhaus geschehe leicht, dass statt dem Namen, der Fall gesehen werde, statt der Mächtigkeit des Mitwirkens bei Patienten oft Ratlosigkeit herrsche und sich niemand im Krankenhaus beheimatet fühle.

„Ein bisschen Himmel im Ordensspital“

In seinem Vortrag unter dem Titel „Als Christ*in menschlich handeln“, betonte Zulehner, dass er Ordensspitäler als einen „bodenständiger Ort, wo schon auch ein wenig Himmel ist“ erlebe, „wo sie Kirche sind, ob sie wollen oder nicht“. Denn der Himmel sei dort, wo Menschlichkeit aufblühe, so der Theologe.

Ein weiterer Hauptreferent am Gesundheitstag der Ordenstagungen war der Politikberater Thomas Hofer, der zum Thema „Die Emokratie“ sprach, wie die Ordensgemeinschaften Österreich in einer Aussendung mitteilten. Sachthemen würden heute zunehmend bis fast ausschließlich über Emotionen behandelt, sagte Hofer.

Aber Emotionalisierung könne auch ein Erfolgsfaktor sein, wie die jüngste Nationalratswahl gezeigt habe. Hofer sieht im Bereich Gesundheit ähnliche Chancen der Emotionalisierung wie beim Thema Klima und dahingehend auch die Ordensspitäler darin gefordert.

Neuer Sprecher für ARGE Ordensspitäler

Im Rahmen einer „Leistungsschau“ wurden beim „Tag der Gesundheit“ auch Strategien und Arbeitsschwerpunkte einzelner Ordensspitäler präsentiert. Tenor dabei war u.a., dass Spitalskooperationen, ob durch politische Entscheidungen verordnet oder selbst gewählt, weiterhin im Wachsen sind.

Bekanntgegeben wurde zudem, dass Adolf Inzinger, Gesamtleiter der Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder, neuer Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler Österreichs ist. Er folgt in diesem Amt auf den Leiter der „Vinzenz Gruppe“, Michael Heinisch.

Österreichweit gibt es laut aktueller Ordensstatistik derzeit 23 Ordensspitäler (private gemeinnützige Krankenhäuser). In diesen Krankenhäusern wurden 2018 rund 545.000 Patienten stationär oder tagesklinisch und weitere 1,47 Millionen Patienten ambulant betreut.

religion.ORF.at/KAP