Deutsche Katholiken starten Reformprozess

Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) haben ihren Reformprozess gestartet. Der „synodale Weg“ soll die katholische Kirche in Deutschland nach der Erschütterung durch den Missbrauchsskandal erneuern.

In zahlreichen deutschen Kathedralkirchen wurden zum Auftakt des Reformprozesses „synodaler Weg“ Kerzen entzündet. Bei einem Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, die Beteiligten müssten einen Weg finden, aufeinander zu hören, auch wenn es unterschiedliche Positionen gebe. „Ich hoffe sehr, dass das gelingt. Auseinandersetzungen wird es geben – die gibt es überall.“

Der Prozess umfasst vier Punkte: den Umgang der Kirche mit Macht, die kirchliche Sexualmoral, die umstrittene Ehelosigkeit von Priestern (Zölibat) und die Position von Frauen in der Kirche.

Kardinal Reinhard Marx

APA/dpa/Andreas Gebert

Kardinal Reinhard Marx rechnet damit, Diskussionsbeiträge für die Weltkirche liefern zu können

Der Vatikan hatte die deutschen Bischöfe darauf hingewiesen, dass sie in so zentralen Fragen keine Entscheidungen treffen könnten. Marx hatte daraufhin klargestellt: „Es wird keinen deutschen Sonderweg ohne Rom bei weltkirchlich relevanten Fragen geben. Aber wir sind bereit, Diskussionsbeiträge für die Weltkirche zu liefern.“

Bewahren versus reformieren

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sieht seine Kirche dabei im Spannungsfeld zwischen Bewahrern und Reformern. „Der Synodale Weg ist anstrengend und braucht Zeit“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Osnabrück. Bode warnte vor zu hohen Erwartungen auf beiden Seiten. „Ich glaube, das ist keine gute Voraussetzung dafür, einen Prozess anzufangen, wenn man das Ergebnis schon weiß.“

Natürlich brächten die Beteiligten ihre Erwartungen und Hoffnungen mit, aber die Diskussionen müssten ein „Ringen in gegenseitiger Offenheit um die Wahrheit“ sein. Einen Konsens werde man in vielen Fällen nicht erzielen und mit Minderheitenvoten leben müssen. „Wenn man das als einen geistlichen Prozess ansieht, widerspricht es dem nicht, dass man streitet und vielleicht in heftige Auseinandersetzungen kommt.“

Am Ende müsse bei weltkirchlich bedeutsamen Fragen ohnehin der Papst entscheiden, wie mit den Ergebnissen des Synodalen Weges umgegangen werde. Bode glaubt aber, dass es den Papst nicht unbeeindruckt lasse, wenn Bischöfe und Laien in großer Mehrheit Beschlüsse fassten.

religion.ORF.at/dpa

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