Theologe Johann Baptist Metz gestorben

Der deutsche Theologe Johann Baptist Metz ist am Sonntag 91-jährig gestorben. Er war Begründer der weltweit einflussreichen neuen Politischen Theologie und einer der bedeutendsten katholischen Theologen nach dem Zweiten Vatikanum.

Bis zuletzt war er eine wichtige und kritische Stimme in der kirchlichen Öffentlichkeit. Nach einem innerkirchlich weithin beachteten Konflikt mit Joseph Ratzinger, der ihm als damaliger Erzbischof von München-Freising Ende der 1970er Jahre einen Ruf an die Universität München verwehrte, lehrte Metz bis zu seiner Emeritierung 1993 Fundamentaltheologie an der Universität Münster.

Theologisch forcierte Metz als Schüler Karl Rahners die „anthropologische Wende“, d.h. die theologische Hinwendung zur Welt und zur Geschichte. Geprägt durch seine eigenen Kriegserlebnisse und motiviert durch die Studentenbewegung der 1960er Jahre und die gesellschaftskritische Theorie der „Frankfurter Schule“ begann Metz seine Gottesrede als „Theologie nach Auschwitz“ zu entwickeln.

Der Theologe Johann Baptist Metz 2001

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Johann Baptist Metz galt als einer der einflussreichsten Theologen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (Foto aus dem Jahr 2001).

Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählt neben dem Frühwerk „Zur Theologie der Welt“ (1968) u.a. „Glaube in Geschichte und Gesellschaft“ (1977) - gleichsam ein Kompendium des Ansatzes der Neuen Politischen Theologie -, „Memoria Passionis“ (2006) und zuletzt der Band „Mystik der offenen Augen“ (2011).

Wesentliche Denkimpulse

Zu seinem 90. Geburtstag erschien außerdem der weithin beachtete, umfangreiche Sammelband „Theologie in gefährdeter Zeit“, in dem 150 Freunde und Weggefährten Metz gratulieren und Gedanken im Anschluss an dessen Theologie formulieren. Darin räumte u.a. Jürgen Habermas ein, wesentliche Impulse seines Denkens Metz zu verdanken.

Eckpfeiler seines Denkens waren sein Beharren auf der Leidempfindlichkeit des biblischen Glaubens („Autorität der Leidenden“), auf der daraus resultierenden Hinwendung zu den Opfern und Unterdrückten („Compassion“ und „Mystik der offenen Augen“) sowie auf der bleibenden Bedeutung der Erinnerung.

Lehrer und Autor

Metz wurde am 5. August 1928 in Auerbach in der Oberpfalz geboren. Nach Studien in Bamberg, Innsbruck und München promovierte er in Philosophie und Theologie und wurde 1954 zum Priester geweiht. Nach Jahren in der Seelsorge lehrte er schließlich 30 Jahre Fundamentaltheologie in Münster.

Nach dem Konzil machte Kardinal Franz König Metz zum Berater des von ihm geleiteten vatikanischen Sekretariats für die Nichtglaubenden. Zudem war Metz Mitbegründer der internationalen theologischen Zeitschrift „Concilium“.

Ehrendoktor der Uni Wien

Großen Einfluss hatte Metz indes auch als Berater der Synode der Diözesen der Bundesrepublik Deutschland von 1971 bis 1975 in Würzburg. Der Synodenbeschluss „Unsere Hoffnung“ über das Christsein im Alltag trägt seine Handschrift. Nach seiner Emeritierung lehrte der „sanftmütige Feuerkopf“ (Th. Assheuer) u.a. an der Universität Wien, wo ihm 1994 ein Ehrendoktorat verliehen wurde.

2002 ehrte ihn der Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit mit der Buber-Rosenzweig-Medaille. 2007 erhielt er den „Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen“ für sein Lebenswerk.

religion.ORF.at/KAP

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