Polizeiaktion im Kloster: Schwestern bestürzt

Bei einer Polizeiaktion im Franziskanerinnenkloster Langenlois (Niederösterreich), bei der ein afghanischer Flüchtling festgenommen wurde, sind auch die privaten Räume der Schwestern durchsucht worden.

Im Rahmen der Aktion drangen insgesamt sieben Polizisten in den Klausurbereich der drei Schulschwestern ein, wo sie auch die privaten Schlafzimmer der Schwestern durchsuchten, wie die Ordensfrau Hildegund Kammerhofer am Montag im Gespräch mit Kathpress berichtete. Bestürzt zeigte sie sich nicht nur über die Polizisten, die mit einem Durchsuchungsauftrags des Bundesamtes für Fremdenwesen und Asyl (BFA) agierten, sondern auch über den „Vertrauensbruch“ von Seiten der Justiz gegenüber einem Schutzsuchenden.

„Wir stellen uns die Frage, inwieweit man sich in Österreich noch auf etwas verlassen kann.“ Die drei in Langenlois lebenden Schulschwestern betrachteten den Vorgang als Tabubruch und empfindliche Störung ihres „persönlichen und religiösen Lebens“, sagte Charlotte Ennser von der Flüchtlingsinitiative Langenlois. Sie war gemeinsam mit ihrem Mann während der Polizeiaktion von den Franziskanerinnen zur Hilfe gerufen worden.

Afghane soll abgeschoben werden

Ziaulrahman Zaland, der sich zu Beginn der Poizeiaktion „aus Angst“ versteckte, konnte schließlich mit Hilfe der Schwestern von den Polizisten gefunden werden. Er wurde anschließend in das Polizeianhaltezentrum Rossauer Lände nach Wien gebracht. Am Dienstag soll der junge Afghane in sein Heimatland abgeschoben werden. Zalands Asylbescheid war zuvor letztinstanzlich abgelehnt worden.

Der 22-Jährige lebte seit mehr als vier Jahren in Langenlois und besuchte seit 2017 die Höhere Lehranstalt Sozialmanagement und Fachschule für Sozialberufe der Franziskanerinnen, die er im Juni 2020 abschließen wollte. Die Schwestern haben Zaland seit 2017 im Gästezimmer des Klosters Unterkunft gewährt, das sich im Klausurbereich befindet.

Hoffnung in neue Regelung zu Asylwerbern in Lehre

Die Schwestern hofften bis zuletzt, dass Zaland trotz negativem Asylbescheid in Österreich bleiben könne. „Wir haben sogar den Polizisten widersprochen, da Zaland zur Gruppe der Auszubildenden gehört“, so Kammerhofer.

Da sein Schulabschluss auch einen Lehrabschluss als Bürokaufmann beinhaltet, meinten die Schwestern, dass der junge Afghane unter die neue Regelung zur freiwilligen Ausreise abgelehnter Asylwerber nach Abschluss der Lehre bzw. Absolvierung der Lehrabschlussprüfung fällt. Große Erwartungen setzen sie laut eigenen Angaben nun in die für Mittwoch geplante parlamentarische Behandlung des Themas „Asylwerber in Ausbildung oder Lehre“. „Wenn er nicht bis dahin schon abgeschoben ist“, wie die Ordensfrau bemerkte.

Demonstrationen und Petitionen

Als „berührend“ bezeichnete sie die Solidaritätsbekundungen für Zaland: Schüler der Höheren Lehranstalt hatten am Montagvormittag eine Demonstration für ihren Schulkollegen organisiert. Die Demonstration sowie die anschließende Gedenkveranstaltung in der Kirche wurde auch von Seiten der Schule und den Schulschwestern unterstützt. Die Mitschüler Zalands starteten auch eine Online-Petition für ihren Schulkollegen.

Noch am Sonntag schickten die Schulschwestern der Gemeinschaft eine Petition an Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen. Darin wird gefordert, die parlamentarische Behandlung des Themas abzuwarten und die unmittelbar bevorstehende Abschiebung zu stoppen. Der Brief wurde auch an Innenminister Wolfgang Peschorn, Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und mehrere „kirchliche Amtsträger“ gesendet, wurde betont. Unterzeichnet wurde das Schreiben Kathpress zufolge auch vom Langenloiser Bürgermeister Harald Leopold (ÖVP) und von Vertretern der Langenloiser Flüchtlingshilfe.

Abschiebung sofort geplant

Bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag soll Zaland nach Afghanistan abgeschoben werden, wie Charlotte Ennser von der Flüchtlingsinitiative Langenlois der Kathpress am Montag bestätigte.

Schüler der Höheren Lehranstalt haben am Montagvormittag bereits eine Demonstration für ihren Schulkollegen Zaland organisiert, der laut Ennser als „bestens integriert“ gilt. Die Demonstration sowie die anschließende Gedenkveranstaltung in der Kirche werde auch von Seiten der Schule und den Schulschwestern unterstützt.

Integrationsbemühungen zunichte

Es habe den Anschein, als ob knapp vor der Behandlung des Themas „Asylwerber in Ausbildung bzw. Lehre“ im Nationalrat noch „rasch Fakten geschaffen werden sollen, die auch alle Ausbildungen, Schulungen und Integrationsbemühungen, die in diese Menschen investiert wurden, zunichte machen“, kritisierte Ennser im Gespräch mit Kathpress.

Da sein Schulabschluss auch einem Lehrabschluss als Bürokaufmann beinhaltet, hoffen Aktivisten wie Ordensfrauen, dass der junge Afghane unter die neue Regelung zur freiwilligen Ausreise abgelehnter Asylwerber nach Abschluss der Lehre bzw. Absolvierung der Lehrabschlussprüfung fällt. Diese wurde auf Antrag der ÖVP am 3. Dezember im Budgetausschuss mit Beteiligung von SPÖ, Grüne und NEOS beschlossen und soll jetzt am Mittwoch im Parlament verhandelt werden.

„Er ist jetzt in Lebensgefahr“

In Afghanistan drohe dem Schüler Verfolgung, meinte Ennser weiter. Weil er in seinem Heimatland für das Militär gearbeitet und mit den Taliban in Konflikt geraten war, musste er fliehen. Sein Asylantrag wurde laut Ennser jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass er in Afghanistan genug „innerstaatliche Fluchtmöglichkeiten“ habe.

„Er ist jetzt in Lebensgefahr“, stellte die ehrenamtliche Helferin klar. Kritik übte sie dabei vor allem an der schwierigen Beweislage in Österreich, wenn es um „Bedrohung an Leib und Leben“ gehe; denn „beweisen kann er seine Verfolgung erst, wenn er tot oder im Gefängnis ist“.

religion.ORF.at/KAP

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