Vatikan: 2019 rund tausend Missbrauchsfälle gemeldet

Die vatikanische Behörde, die sich mit Missbrauchsfällen befasst, hat in diesem Jahr eine Rekordzahl von Anzeigen erhalten. Es gingen etwa tausend Anzeigen ein.

Die hohe Zahl von Anzeigen habe das Personal der Behörde „überwältigt“, sagte John Joseph Kennedy, Leiter des Disziplinarbüros der Glaubenskongregation der Nachrichtenagentur AP. Diese Zahl sei um vier Mal höher als noch vor zehn Jahren. Um mit all diesen Fällen umzugehen, müsste das Personal sieben Tage pro Woche arbeiten, meinte Kennedy.

„Zeit, um alle Fälle zu prüfen“

Die Anzeigen trafen aus der ganzen Welt ein, auch aus Ländern, in denen bisher keine Missbrauchsfälle gemeldet worden waren. Die meisten Missbrauchsanzeigen seien aus Argentinien, Mexiko, Chile, Italien, Polen und den USA eingetroffen. „Der Vatikan hat sich zur Bekämpfung von Kindermissbrauch verpflichtet und braucht Zeit, um alle Fälle zu prüfen“, sagte Kennedy.

Erst kürzlich gab der spanische Kirchenrechtler Jordi Bertomeu von der Strafrechtssektion der Römischen Glaubenskongregation des Vatikan bekannt, dass der Vatikan seit 2001 insgesamt 6.000 Fälle von sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker untersucht habe. Die betreffenden Taten reichen bis zu 50 Jahre zurück.

Päpstliches Geheimnis gefallen

Papst Franziskus hat am Dienstag die Möglichkeit abgeschafft, sich bei Fällen von sexuellem Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche auf Geheimhaltung zu berufen.

Der Vatikan teilte am Dienstag mit, das sogenannte „päpstliche Geheimnis“ habe in Missbrauchsfällen keine Gültigkeit mehr. Das „päpstliche Geheimnis“ soll im Vatikan grundsätzlich die Vertraulichkeit sensibler Informationen garantieren. Die Maßnahme führt dazu, dass Aussagen in Kirchenprozessen auch an zivile Behörden gehen.

religion.ORF.at/APA

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