Schönborn bald 75: Bischöfe oft länger im Amt

Kardinal Christoph Schönborn wird bald 75 und erreicht damit das Alter für den Ruhestand. Wann er den antreten darf, entscheidet der Papst. Die jüngste Geschichte zeigt: Oft blieben Bischöfe in Österreich länger im Amt - mitunter auch gegen ihren Wunsch.

Diözesanbischöfe müssen mit Beendigung ihres 75. Lebensjahres dem Papst ihren Rücktritt anbieten. Sein Rücktrittsgesuch übergab Kardinal Schönborn Papst Franziskus bereits vor einigen Monaten während der Amazonien-Synode in Rom. Dies sei für ihn „sehr emotional“ und nicht nur „pro forma“ gewesen, wie er damals erklärte. Schönborn ist seit 1995 Erzbischof von Wien. Im vergangenen Jahr erkrankte der Kardinal an Prostatakrebs und musste sich einer Operation unterziehen. Vor einigen Wochen erlitt Schönborn zudem einen Lungeninfarkt, von dem er sich derzeit aber wieder erholt.

Jubiläumsjahr für Schönborn

2020 steht Schönborn ein Jahr der Jubiläen bevor: Sein 75. Geburtstag am 22. Jänner, 50 Jahre als geweihter Priester im Dezember und zuvor, sollte der Papst ihn - wie von der APA kolportiert zumindest ein Jahr länger im Amt belassen - feiert Schönborn im April 25 Jahre als Erzbischof von Wien.

Kardinal Christroph Schönborn und der damalige Grazer Bischof Egon Kapellari bei der Sommerversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell im Jahr 2011

APA/Hans Klaus Techt

Kardinal Schönborn im Jahr 2011 mit dem damals bereits 75-jährigen Grazer Bischof Egon Kapellari, dessen Amtszeit verlängert worden war

Frühzeitiger Rücktritt möglich

Ein Blick auf die vergangenen Emeritierungen von Bischöfen in Österreich zeigt, dass es vom Rücktrittsgesuch bis zum Ende der Amtszeit unterschiedlich lang dauerte. Die Bischöfe blieben durchschnittlich ein bis zwei Jahre nach ihrem 75. Geburtstag im Amt. Oft bleiben Bischöfe länger, wenn sie vom Papst besonders geschätzt werden bzw. kein geeigneter Nachfolger in Sicht ist. Auch die gesundheitliche Verfassung kann eine Rolle spielen.

Das Kirchenrecht erlaubt es Bischöfen, auch vor ihrem 75. Geburtstag in den Ruhestand zu treten, wenn die Arbeit aus gesundheitlichen oder anderen schwerwiegenden Gründen nicht mehr ausgeführt werden kann. Der Vorgänger von Militärbischof Werner Freistetter, Christian Werner, reichte im Jahr 2013 aus gesundheitlichen Gründen bereits mit 69 Jahren seinen Rücktritt ein. Auch wenn der Papst ihn erst rund einundeinhalb Jahre später im April 2015 annahm, konnte Werner somit mit 71 Jahren frühzeitig emeritierten.

Kapellari musste lange warten

Nach seinem Rücktrittsgesuch im Jahr 2011 besonders lang im Amt blieb der Grazer Bischof Egon Kapellari. Papst Benedikt XVI. nahm den Rücktritt „nunc pro tunc“, das heißt „jetzt für später“ an und verlängerte seine Amtsdauer um zwei Jahre. Kapellari blieb aber letztlich doppelt so lang. Noch vor ihm trat Anfang 2013 Papst Benedikt selbst überraschend von seinem Amt zurück.

Bischof Egon Kapellari

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Der Grazer Bischof Egon Kapellari wartete lange auf das OK aus dem Vatikan

Obwohl sein Nachfolger Papst Franziskus Kapellaris Rücktritt noch gar nicht offiziell angenommen hatte, kündigte er nach langem Warten mit 79 in einem Hirtenbrief seinen Rücktritt in den darauffolgenden Tagen an. Er habe mehrfach darum gebeten, sein Amt niederlegen zu dürfen, erklärte er in dem Brief. Leise Kritik an der Verschleppung der Causa im Vatikan war aus dem Schreiben herauszulesen.

Einige Tage später verlautbarte der Vatikan, dass der Papst den Rücktritt Kapellaris annimmt. Das Grazer Domkapitel wählte den bisherigen Generalvikar Heinrich Schnuderl zum Diözesanadministrator. Einige Monate später wurde schließlich Wilhelm Krautwaschl Grazer Bischof.

Bischof bat, nicht verlängert zu werden

Länger als angekündigt blieb auch der St. Pöltner Bischof Klaus Küng. Der Papst nahm Küngs Rücktritt im Dezember 2015 einige Monate nach seinem Gesuch „nunc pro tunc“ an und verlängerte seine Amtszeit um ein Jahr.

In den altersbedingten Ruhestand trat Küng allerdings erst mit 77. Mehr als zweieinhalb Jahre nach Küngs 75. Geburtstag nahm Papst Franziskus im Mai 2018 den Rücktritt an und ernannte den aktuellen Bischof von Gurk-Klagenfurt Alois Schwarz.

Der ehemalige Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser

APA/Barbara Gindl

Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser bleib eineinhalb Jahre länger

Dezidiert darum gebeten, seine Amtszeit nicht zu verlängern, hatte der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser. Schon mehrere Wochen vor seinem 75. Geburtstag reichte er bei Papst Benedikt XVI. seinen Rücktritt ein. Aus seiner Freude auf den bevorstehenden Ruhestand und einer gewissen Müdigkeit machte der Erzbischof schon einige Monate davor keinen Hehl. Angenommen wurde sein Rücktritt trotzdem erst eineinhalb Jahre später - von Benedikts Nachfolger Franziskus. Auf Kothgasser folgte Ende 2013 schließlich Franz Lackner.

Iby wollte länger bleiben

Vergleichsweise schnell ging es 2015 in der Diözese Linz: Rund fünf Monate nach seinem 75. Geburtstag emeritierte Bischof Ludwig Schwarz. Er hatte sein Rücktrittsgesuch auch schon einige Wochen vor seinem Geburtstag eingereicht, gegenüber den Medien sagte er damals, er hoffe, der Papst werde das Gesuch bald annehmen. Dem Wunsch kam Franziskus im November 2015 nach und ernannte Manfred Scheuer als neuen Linzer Bischof.

Eisenstädter Altbischof Paul Iby

APA/Andreas Pessenlehner

Der Eisenstädter Bischof Paul Iby wäre gern einige Monate länger geblieben

Auch der Eisenstädter Bischof Paul Iby blieb noch ein halbes Jahr nach seinem Rücktrittsschreiben im Amt. Doch er wollte eigentlich länger bleiben. Sein erklärter Wunsch war es, bis zum Abschluss des Jubiläumsjahres zum 50-jährigen Bestehen seiner Diözese am 11. November 2010 im Amt bleiben zu dürfen. Papst Benedikt XVI. nahm den Rücktritt allerdings bereits im Juli an. Er ernannte Ägidius Zsifkovics zum neuen Bischof der Diözese Eisenstadt.

Laun-Rücktritt an Geburtstag angenommen

Schnell ging es beim Bischof von Feldkirch, Elmar Fischer. Papst Benedikt XVI. nahm sein Gesuch im November 2011 etwa einen Monat nach dessen 75. Geburtstag an, ernannte aber noch keinen direkten Nachfolger. Das Konsultorenkollegium der Diözese wählte in Folge den Prälaten Benno Elbs zum Diözesanadministrator. Er leitete die Diözese etwa eineinhalb Jahre interimistisch, bis ihn - ein selbst frisch gewählter - Papst Franziskus im Mai 2013 schließlich zum Bischof ernannte. Es war die erste Bischofsernennung von Papst Franziskus im deutschsprachigen Raum.

Bemerkenswert schnell entschied Papst Franziskus über das Rücktrittsgesuch des Salzburger Weihbischofs Andreas Laun. Zum frühestmöglichen Zeitpunkt, nämlich genau an seinem 75. Geburtstag am 13. Oktober 2017, akzeptierte der Papst das Rücktrittgesuch.

Weihbischof Andreas Laun

APA/Robert Jäger

Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun emeritierte an seinem Geburtstag

Schönborn im Kloster

Kardinal Schönborn ist in der Weltkirche hochangesehen und wird auch vom Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, Papst Franziskus, geschätzt. Er ist einer der längst dienenden Bischöfe Europas. Wann der Kardinal in den Ruhestand treten wird, wird sich erst zeigen.

„Egal wann das sein wird, ich bin für beides dankbar, ob im Dienst oder im Ruhestand“, kommentierte Schönborn im Oktober sein Rücktrittgesuch. Für seinen Ruhestand hat Schönborn jedenfalls angekündigt mehr Zeit im Dominikanerkloster Retz in Niederösterreich zu verbringen. Übrigens: Schönborns Vorvorgänger Kardinal Franz König (1905 - 2004) diente bis er 80 Jahre alt war.

Clara Akinyosoye, religion.ORF.at

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