Ex-Papst-Appell an Papst: Zölibat nicht lockern

Der frühere Papst Benedikt XVI. hat öffentlich an seinen Nachfolger Franziskus appelliert, das Eheverbot für Priester nicht zu lockern. „Ich kann nicht still bleiben!“, schrieb Benedikt zur Frage des Zölibats in einem gemeinsam mit Kardinal Robert Sarah verfassten Buch.

Das Buch erscheit am Mittwoch im Verlag Fayard. Die französische Zeitung „Le Figaro“ veröffentlichte am Sonntag vorab Auszüge. Vatikan-Experten reagierten verblüfft darauf, dass Benedikt XVI. öffentlich Stellung zu Angelegenheiten seines Nachfolgers bezieht.

Benedikt XVI. und Sarah, der Kardinalpräfekt der vatikanischen Gottesdienst-Kongregation, warnen in dem Buch, dass sich die katholische Kirche nicht von „schlechten Einlassungen, Theatralik, diabolischen Lügen und im Trend liegenden Irrtümern“ beeinflussen lassen dürfe, „welche den priesterlichen Zölibat entwerten wollen“. Sie warnen auch, dass Priester durch die „ständige Infragestellung“ des Zölibats „verwirrt“ würden.

Papst Franziskus und der emeritierte Papst Benedikt XVI.

APA/Handout/Vatican Media

Papst Franziskus und der emeritierte Papst Benedikt XVI.

Amazonas-Synode als Hintergrund

Franziskus prüft derzeit, ob in entlegenen Weltgegenden wie etwa bestimmten Gebieten des Amazonas, in denen es einen Mangel an Priestern gibt, den Geistlichen die Ehe erlaubt werden soll. Es wird erwartet, dass er seine Entscheidung in den nächsten Wochen verkündet. Bei der Amazonien-Synode im Oktober in Rom hatten Bischöfe den Papst aufgerufen, in der Amazonas-Region das Priesteramt für verheiratete Männer zu öffnen.

Der 92-jährige Benedikt argumentiert aber laut „Figaro“ in dem Buch mit dem Titel „Des profondeurs de nos coeurs“ (frz.: „Vom Grund unserer Herzen“), dass die Ehe „den Mann in seiner Gesamtheit betrifft“ – da das Priesteramt ebenfalls die Gesamtheit des Mannes beanspruche, „scheint es nicht möglich, beiden Berufungen gleichzeitig nachzugehen“.

Das Priestertum Jesu Christi veranlasse dazu Berufene, „in ein Leben einzutreten, das darin besteht, mit Ihm eins zu werden und auf alles zu verzichten, was nur uns gehört“, schreibt Benedikt in seinem Teil des Buches über die Bedeutung des Zölibats für den priesterlichen Dienst. Die Ehe verlange vom Mann, sich ganz seiner Familie zu widmen. „Da der Dienst am Herrn ebenfalls die völlige Hingabe eines Mannes erfordert, scheint es nicht möglich, diese beiden Berufungen gleichzeitig auszuüben.“

„Teuflische Lügen“

Bischöfe, Priester und Laien dürften sich von „verqueren Einwänden“, „teuflischen Lügen“ und „modernen Fehlern“, die das Niedermachen des priesterlichen Zolibats zum Ziel hätten, nicht einschüchtern lassen, heißt es im gemeinsamen Schlussteil des Buchs. Es sei dringend und notwendig, dass sie „mit den Augen des Glaubens einen neuen Blick auf die Kirche und den priesterlichen Zölibat werfen, der ihr Mysterium schützt“.

Die Intervention Benedikts ist außergewöhnlich, bedenkt man, dass er gesagt hatte, er werde „vor der Welt verborgen bleiben“, als er 2013 zurücktrat und dem neuen Papst seinen Gehorsam schwor. Größtenteils hatte sich Benedikt XVI. auch daran gehalten, sieht man von seinem Artikel im Vorjahr ab, in dem er den Missbrauchsskandal in der römlisch-katholischen Kirche auf die sexuelle Revolution der 1960er Jahre zurückführte.

religion.ORF.at/AFP/AP/dpa/KAP

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