Kirchenaustritte um 14,9 Prozent gestiegen

Die Zahl der Austritte aus der römisch-katholischen Kirche ist im vergangenen Jahr um 14,9 Prozent gestiegen. Gab es Ende 2018 noch 5,05 Millionen Katholikinnen und Katholiken in Österreich, waren es 2019 4,98 Millionen, berichtete Kathpress am Mittwoch.

Das entspricht einem Rückgang von 1,35 Prozent. Das starke Plus bei den Kirchenaustritten ist vor allem auf eine Diözese zurückzuführen: Die Causa rund um ihren ehemaligen Bischof (und nunmehrigen St. Pöltener Bischof), Alois Schwarz, hat der Diözese Gurk-Klagenfurt einen Anstieg von 64,9 Prozent beschert. 5.815 Personen sind dort aus der Kirche ausgetreten - mehr dazu in Kirchenaustritte um 64,9 Prozent gestiegen. Den geringsten Anstieg bei den Austritten verzeichnet hingegen die Diözese Feldkirch mit 4,5 Prozent.

In absoluten Zahlen traten laut vorläufigen Daten der Bischofskonferenz insgesamt 67.583 Personen im vergangenen Jahr aus der römisch-katholischen Kirche aus. 2018 waren es laut amtlicher Statistik 58.807. Die Diözesen meldeten dabei unterschiedlich stark akzentuierte Entwicklungen. In einigen gab es moderate Anstiege bei den Kirchenaustrittszahlen, bei anderen waren die Anstiege deutlicher ausgeprägt, wie etwa in Kärnten.

Stephansdom

ORF/Martin Cargnelli

Die Austritte aus der römisch-katholischen Kirche in Österreich sind 2019 um 14,9 Prozent gestiegen

Vergleicht man die Austritte mit jenen der Jahre zuvor, ist diesmal ein überdurchschnittlich starker Anstieg zu verzeichnen. 2018 betrug dieser 8,7 Prozent, 53.698 Menschen verließen damals die Kirche. Einen historischen Höchststand gab es 2010 mit 85.960 Austritten. Dies war damals zu einem Gutteil auf das Bekanntwerden von Missbrauchsfällen im kirchlichen Bereich zurückzuführen.

Maßgebliche Faktoren für den Rückgang der Katholikenzahl sind nicht nur das Verhältnis von Austritten zu Kircheneintritten, sondern auch von Taufen zu Sterbefällen und von Zuzügen zu Wegzügen.

2019 weniger Kircheneintritte, mehr Widerrufe

Mit Stichtag vom 31. Dezember 2019 wurden 4.564 Personen in die Kirche wieder oder neu aufgenommen. Das sind um 13,25 Prozent weniger als 2018 (5.261). 2017 konnte die Kirche 5.461 Eintritte verzeichnen, 2016 waren es 5.269, 2015 5.064, 2014 4.995, 2013 4.771 und 2012 4.477. Die Eintritte in die römisch-katholische Kirche sind damit nach einigen Jahren der stetigen Zunahmen 2019 wieder zurückgegangen.

605 Personen machten zudem 2019 von ihrem Recht auf Widerruf Gebrauch. Damit sind Menschen gemeint, die zunächst ihren Austritt erklärt hatten, nach einem Kontakt mit kirchlichen Verantwortlichen und innerhalb einer Dreimonatsfrist aber wieder Abstand von diesem Schritt nahmen. 2018 konnte die Kirche 565 Widerrufe verzeichnen. 2019 gab es demnach eine Steigerung um sieben Prozent. 2017 machten 562 Personen von ihrem Recht auf Widerruf Gebrauch, 2016 waren es 518, 2015 602, 2014 615 und 2013 552.

Kirchenbeitragseinnahmen 2018 leicht gestiegen

Zugleich mit den Kirchenaustrittszahlen für 2019 wurden auch die Kirchenstatistiken 2018 veröffentlicht. Demnach konnten die Diözesen für 2018 leichte Steigerungen beim Kirchenbeitragsaufkommen und insgesamt fast ausgeglichene Bilanzen verzeichnen. Das geht aus der österreichweiten kirchlichen Gebarungsübersicht hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Der Großteil der Einnahmen der Diözesen stammt aus dem Kirchenbeitrag. 2018 waren es knapp 474 Millionen Euro (knapp 75 Prozent der Gesamteinnahmen), 2017 lagen die Kirchenbeiträge bei 461 Millionen Euro. Zwei Drittel der Budgets sichern die kirchliche Basisstruktur und die Seelsorge. So wurden laut Rechenschaftsbericht für die Pfarren und die pastoralen Aufgaben insgesamt fast 416 Millionen Euro aufgewendet, was einem Anteil von rund 65 Prozent an den Gesamtausgaben entspricht.

Rechenschaftsbericht für 2018 veröffentlicht

Das unter den zehn katholischen Diözesen akkordierte Zahlenwerk enthält neben einer Gebarungsübersicht auch einen Rechenschaftsbericht, der einen Einblick in Einkünfte und Aufwendungen zulässt. Insgesamt verzeichnen die Diözesen 2018 Gesamteinnahmen in der Höhe von knapp 634 Millionen Euro (2017: 609 Millionen).

Dem stehen Aufwendungen von an die 639 Millionen Euro (2017: 602 Millionen) gegenüber. Aufgrund eines positiven Finanzergebnisses weist die Gebarungsübersicht der Diözesen insgesamt ein positives Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) in der Höhe von rund vier Millionen Euro (2017: 23 Millionen) und ein Gesamtbudget von 642 Millionen Euro aus (2017: 625 Millionen).

Kirchenbeitrag wichtigste Einnahmequelle

Wichtigste Einnahmequelle der Diözesen ist der Kirchenbeitrag mit knapp 474 Millionen Euro und einem Anteil von 75 Prozent an den Erlösen und Erträgen. Dazu kommen jährliche staatliche Leistungen zur Abgeltung von NS-Schäden mit rund 49 Millionen Euro und somit acht Prozent an den Einnahmen. Die restlichen 111 Millionen Euro und damit 17 Prozent der Einnahmen stammen aus der Vermögensverwaltung, aus Vermietungen, Leistungen, Subventionen und sonstigen Erträgen.

Der Großteil der Ausgaben entfällt mit über 398 Millionen Euro (2017: 377 Millionen) auf die Personalkosten (rund 62 Prozent) für die Tausenden Beschäftigten im kirchlichen Dienst. Diese Position korrespondiert mit dem Gros der Mittel, die für seelsorgliche und pfarrliche Aufgaben aufgewendet werden. Dabei ist der Personalaufwand für die Laienmitarbeiterinnen und -mitarbeiter höher als für den Klerus und beträgt über 230 Millionen Euro (2017: 223 Millionen) bzw. 36 Prozent der Aufwendungen.

Beim Klerus schlagen rund 102 Millionen Euro (2017: 102 Millionen) an Personalkosten sowie 66 Millionen Euro für die Altersversorgung (2017: 52 Millionen) zu Buche, was zusammen 26 Prozent der Aufwendungen ausmacht. Die Bau- und Erhaltungskosten lagen 2018 bei 36 Millionen Euro (2017: 35 Millionen), was einem Anteil von sechs Prozent an den Gesamtausgaben entspricht. Der restliche Sachaufwand beinhaltet Zuschüsse für Pfarren und andere kirchliche Stellen, Kosten für Instandhaltung, Material und Energie sowie sonstige Ausgaben und machte 204 Millionen Euro (2017: 191 Millionen) bzw. 32 Prozent aus.

religion.ORF.at/APA/KAP

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